BAD BRAINS - Build A Nation
Mehr über Bad Brains
- Genre:
- Punk / Hardcore
- Label:
- Megaforce / SonyBMG
- Release:
- 29.06.2007
- Give Thanks And Praises
- Jah People Make The World Go Round
- Pure Love
- Natty Dreadlocks 'Pon The Mountain Top
- Build A Nation
- Expand Your Soul
- Jah Love
- Let There Be Angels (Just Like You)
- Universal Peace
- Roll On
- Until Kingdom Comes
- In The Beginning
- Send You No Flowers
- Peace Be Unto Thee
Die BAD BRAINS sind eine wichtige Band der Punk/Hardcore-Geschichte, waren eins der Aushängeschilder der Washingtoner Szene, und mit "I Against I" (1986) und "Rock For Light" (1983) haben sie zwei Kostbarkeiten in der Discographie, die jeder zumindest gehört haben sollte und die ich nicht mal dann eintauschen würde, wenn man mir als Gegenleistung die Auflösung von J.B.O. anböte (Schade! - PK). Trotzdem habe ich mich nach der Ankündigung des Comeback-Scheibchens "Build A Nation" nicht vor Freude mit "Froop" eingerieben. Denn nüchtern betrachtet ist das letzte relevante Album des Quartetts "Quickness" aus dem Jahr 1989. Zwar hatten auch "Rise" (1993) mit Zwischendurch-Sänger Israel Joseph I und das im Vergleich dazu noch etwas dürftigere "God Of Love" (1995) mit Rückkehrer H.R. am Mikro ihre Momente, aber die alte Stärke im Songwriting war futsch, und die Jungs lebten nur noch von ihrer Unverwechselbarkeit.
Spricht man über den Status quo und den aktuellen Silberling müssen zunächst aufrichtige Glückwünsche an den (scheinbar todestauben) Adam Yauch (BEASTIE BOYS) übermittelt werden, der zwar offiziell unter Produzent läuft, aber diesen breiigen, undifferenzierten und pappigen Sound unmöglich länger als zwei Minuten bearbeitet haben kann. Dröhnendes Demo-Geschepper galore! Nächster Punkt: Was ist mit H.R. los? Nicht nur, dass er irgendwo im Hintergrund singt (auch hier: danke, Adam Yauch!), er klingt zudem desinteressiert, lustlos, abwesend und dünn. Wo ist die Leidenschaft? Wo ist die Abgedrehtheit? Vielleicht hätte er vor dem Studiobesuch irgendwem die Fresse polieren sollen, wie er es früher gerne mal getan hat – natürlich immer nur dann, wenn Jah gerade die Äuglein zuhatte. In dieser Verfassung wird er bei kommenden Konzerten selbst gegen den allerletzten Jodel-Heinz der Nebencombos keine Chance haben.
Auf Songebene setzt sich der Negativtrend fort. Die Herren recyceln ihren eigenen Backkatalog und erreichen niemals eine Qualitätsstufe, die diese Reunion rechtfertigen würde. Die schnellen 'In The Beginning' oder 'Jah People Make The World Go Round' (bitte Kommentar eurer Wahl einfügen!) wurden anhand der "I Against I"-Blaupause komponiert, scheinbar war diese aber nur noch zu fünf Prozent zu entziffern. Anders sind diese unaufregenden und zusätzlich restlos veralteten Dinger nicht zu erklären. "God Of Love" hatte mit 'Cool Mountaineer' und 'Justice Keepers' zumindest ein paar coole Tracks zu bieten, aber auf "Build A Nation" lässt sich nichts finden, was man sich freiwillig mehrmals anhören will. Und so ist es auch egal, dass die Reggae-Komponente des BAD BRAINS-Sounds, die schon immer der Pferdefuß der Band war, analog zu 1995 brutal überbetont wird: fünf Kiff-Blubber-Songs bei einer Spielzeit von 37 Minuten.
Selbst wenn man diese Platte ohne Erwartungen in Angriff nimmt, wird es eine Enttäuschung geben. Nachgewachsene sollten unter allen Umständen ihre Griffel von dem Rundling lassen und sich mit den eingangs erwähnten Scheiben beschäftigen, während Fans, die ohnehin zugreifen werden (was ich prinzipiell verstehen kann), vorher tief Luft holen müssen. Das einzig halbwegs Positive an diesem Crash ist die Tatsache, dass die BAD BRAINS ihre Reunion wenigstens mit neuem Material und nicht mit prima Spezial-Gigs der Marke "Geil, nur Songs aus anno Gruft!" anzugehen versuchen. Zugegeben: ein ganz schwacher Trost.
Auch aus Respekt vor den wahren BAD BRAINS verzichte ich auf Anspieltipps.
- Redakteur:
- Oliver Schneider