BELCHING BEET - Out Of Sight
Mehr über Belching Beet
- Genre:
- Grindcore
- Label:
- F.D.A. Rekotz
- Release:
- 24.12.2008
- No More
- Feelings
- Out Of Sight
- Übergott
- Good Entertainment
- W.P.D.
- Dying Universe
- Who Killed Kenny?
- Meaning Of Life
- Like A Man
- Hasta Siempre Comandante
<p><strong>Der Schleifkern-Suchtkranke ist stets auf der Suche nach Arzneimitteln, die keinerlei Nebenwirkungen aufweisen und sich als freimachende, stillende und vielleicht sogar aphrodisierende Wundermittel erweisen. Mit "Out Of Sight" von BELCHING BEET würde der als Suchttherapeut fungierende Rezensent bedauerlicherweise das falsche Medikament seinem Patienten verschreiben. </strong></p>
„Bei Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen sie ihren Arzt oder Apotheker“, so lautet der einschlägig nützliche Rat bei dem Gebrauch von jeglichem Arzneimittel. Und genauso sollte man es auch mit der Konsumption der Mehrzahl aller Tonträger handhaben. Bei Ratlosigkeit, Ahnungslosigkeit und der Nicht-Vorhandenheit eines Schimmers, was an dem vorliegenden Produkt besonders, einzigartig oder in irgendeiner Form gefällig sein soll, oder was uns dieses Produkt im intentionalen Sinne überhaupt vermitteln soll, wirft man einen ersten Blick ins Booklet und wenn man dann, selbst nach analytischstem Durchkauen der dargebotenen Lyrics und des dargebotenen visuellen Konzeptes, sich immer noch keinen Reim auf die in ihrer Essenz aus Schallwellen bestehenden Werkelei machen kann, sollte man den Vertrieb und entsprechende Promounterlagen konsultieren (wohlweislich mit der Frage: „Warum muss man gerade diese Platte einem breiteren Publikum zugänglich machen?“) oder fachjournalistischen Kollegen ein Ohr leihen oder eben einfach auf das eigene innere skeptizistische Bewusstsein setzen. Und ein skeptizistisches Hörverhalten stellt sich bei BELCHING BEETs erstem Full-Length-Album "Out Of Sight" bereits nach weniger als zwei Minuten ein.
Anfangs befindet man sich noch im Glauben solide gespielten, traditionellen und schnörkellosen Grindcore alter Schule in den heimatlichen Boxen schwingen zu hören, doch weit gefehlt! Bei "Out Of Sight" handelt es sich in Gänze um mehr schlechten als rechten Old-School-Grindcore, um ein Produkt, das größtenteils aus einer willkürlichen (nicht zwingend unstrukturierten, doch schlichtweg dilettantisch zusammengefügten) Akkumulation unspektakulärer Stereotype besteht. Da die Combo schon bereits seit mehr als 20 Jahren(!) existiert, verwundert es umso mehr, dass BELCHING BEET weder in der Lage sind im progressivistisch-avantgardistischen Lager Schläge auszuteilen, noch nach traditionalistischen Gesichtspunkten irgendwem mit ihrem aktuellen Langzeitschleifstein in die Fresse hauen oder „irgendwessen“ Kopf „wegzublasten“ vermögen, denn das ist ja gerade das Grauenhafte an der Platte: Die kompromisslose Brutalität, der schmutzige Nervenkitzel, das Krankhaft-Aggressive (Dinge, die sonst im Grindcore die Regel ausmachen) fehlen – so gut wie an jeder Stelle. Je öfters man die Platte konsumiert, desto mehr Überdruss und Übersättigung stellt sich ein. Zu allem Übel kommen noch die nicht gerade wort- oder aussagemächtigen, oberflächlichen Lyrics, welche weder an die politologischen Exaltationen von MISERY INDEX, noch an parolenhaft brutale Ergüsse einer linken Thrashcombo wie KREATOR heranreichen. „I’m slowly loosing/ The believe in our system/ It looks like it’s only/ working/ If one man dictates...” – und so weiter. Arm, bis auf die Knochen arm für eine 22 Jahre alte Band. Die mentale Entblößung hätte ehern vermieden werden müssen, denn Sterntaler fallen dafür auf gar keinen Fall vom Himmel (witzigerweise erblickte der Silberling an Weihnachten das Licht der Welt)!
Nehmen wir zum Beispiel die Vorspeise Song Nr.1, auf der Speisekarte mit 'No More' tituliert, genauer unter die Lupe. Dieser da erinnert ein wenig an das Intro von NAPALM DEATHs "Smear Campaign", doch rätselt man, wann den endlich ein flotter Blastbeat einsetzen möge, der dem Hörer das Gehör plattwälzt; stattdessen kriecht die Nummer wie eine furzende Nacktschnecke im stickigen Morast der Langeweile. Obendrein wirkt die für Grind-Verhältnisse nicht zu leugnende, generelle Lahmarschigkeit des Materials tödlich. Nummern wie 'Out Of Sight', 'Übergott' oder 'Who Killed Kenny' fehlt es an Biss, Dynamik, Dramatik oder Unerbittlichkeit. Selbst die Querbezüge zu elektrogrindmäßigen Synthieeinlagen a la THE BERZERKER, das gestelzt slayerhaft-thrashige Solo bei 'Dying Universe' oder das Akustik-Intro bei 'Good Entertainment' wirken allenfalls aufpeppend und die dem Genre leider zumeist unwiderruflich anheim gegebene Monotonie dezent durchbrechend, nicht jedoch innovativ oder tollkühn, da bereits bekannt. Und Monotonie (plus kürzere, grindcoretypischere Songlängen) hätte der Platte wirklich gut zu Gesichte gestanden! Man nehme als Veranschaulichung die zwei wirklich überaus gelungenen Stumpfprügelgeschosse 'Feelings' und 'Like A Man' – interessanterweise die Stücke mit der kürzesten Abspielzeit. Hier stellt die Band ihre langjährige Erfahrung unter Beweis und demonstriert das, was sie wirklich beherrscht: Hochstumpfes, indifferentes, rastloses und genüssliches Geknüppel. Toll. Wirklich stark und überzeugend. Hier stimmt alles: die Instrumentierung, der Aufbau, die Atmosphäre und der Ausrastermoment. Hätte man gleiche oder zumindest ähnliche Wirkstoffe für den Rest der Platte verwendet, hätte man ein vortreffliches mit keinerlei Nebenwirkungen behaftetes Arzneimittel für den Schleifkern-Suchtkranken hergestellt. Leider überwiegen bei "Out Of Sight" die Nebenwirkungen und mir dreht sich langsam der Magen um... der Durchfall naht! Ich glaube ich brauche auf der Stelle dringendst Abführmittel der Marke ATTACK OF THE MAD AXEMAN oder ROTTEN SOUND!
- Redakteur:
- Markus Sievers