BETWEEN THE BURIED AND ME - Colors II
Mehr über Between The Buried And Me
- Genre:
- (Extreme) Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Sumerian Records
- Release:
- 20.08.2021
- Monochrome
- The Double Helix Of Extinction
- Revolution In Limbo
- Fix The Error
- Never Seen / Future Shock
- Stare Into The Abyss
- Prehistory
- Bad Habits
- The Future Is Behind Us
- Turbulent
- Sfumato
- Human Is Hell (Another One With Love)
Ein genreübergreifendes Albumhighlight 2021!
Wenn sich ein Album einer Extrem-Metal-Band im Jahrespoll unserer Redakteure unter den besten 20 Veröffentlichungen platziert, dann sollte man sich mit so einem Schätzchen intensiver auseinandersetzen und der Frage nachgehen, warum "Colors II" von BETWEEN THE BURIED AND ME so zu begeistern wusste. Dabei hat die amerikanische Institution sich selbst die Hürde ungemein hochgelegt und bereits im Vorfeld das neueste Werk als offiziellen Nachfolger der 2007er Großtat "Colors" angekündigt. Klar, dieses Album ist kein "Operation Mindcrime", "Thick As A Brick" oder meinetwegen auch "Keeper Of The Seven Keys", aber in der Extrem-Metal-Welt und insbesondere in Fankreisen doch das Magnus Opus der US-Boys. Und auch ohne Fanbrille ist dieser Langdreher ein unfassbar starker progressiver Death-Metal-Brocken zwischen OPETH & DEVIN TOWNSEND, mit einer Menge wahnwitziger Ideen und einem in sich schlüssigen Konzept mit sehr guten Lyriks.
Die Fallhöhe war also 2021 alles andere als niedrig. Immerhin haben die oben genannten Bands gezeigt, dass es alles andere als leicht ist, solche Meilensteine zu wiederholen. Und auch BETWEEN THE BURIED AND ME gelingt keine Punktlandung - nein. Die Truppe fliegt tatsächlich noch weiter. "Colors II" ist nicht nur ein würdiger Nachfolger von "Colors", sondern überflügelt seinen älteren Bruder in fast allen Kategorien nahezu mühelos. Bevor jetzt die Die-Hard-Fans Sakrileg schreien, sei ergänzt, dass "Colors II" ohne seinen Ursprung natürlich nicht existieren könnte, die Strahlkraft aufgrund des damalig ungewohnten Klangkonstrukts 2007 selbstverständlich deutlich höher war und jeder Fan, der mit dieser Scheibe aufgewachsen ist, mit allem Recht der Welt weiterhin "Colors" als Maß der Dinge verteidigen kann.
Ansonsten spricht wenig dagegen, dass das 2021er Werk ein weiterer Quantensprung für die Band ist. Früher war die Basis zu sehr großen Teilen Death-Metal in all seinen Facetten und Ausprägungen und wurde immer wieder mit stilistischen Grenzüberschreitungen und fremden Komponenten aufgelockert. Heute ist dieser Death Metal nur eine weitere Patrone im Waffenarsenal aus Chalotte und Winston-Salem. Mit 'The Double Helix Of Extinction' und dem Albumabschluss 'Human Is Hell (Another One With Love)' könnten nur zwei Songs in leicht variierter Form auf "Colors" stehen. Der Rest ist eher Prog-Metal, welcher nun immer mal wieder von Todesstahl durchtränkt wird. Somit fließen viele Parts wesentlich homogener zusammen. Sei es nur der mediterrane Exkurs in 'Revolution In Limbo', welcher auch gesanglich aufgegriffen wird oder der Folk-Farbtupfer in dem Albumhighlight 'Never Seen / Future Shock', welcher das Grundgerüst für diverse melodische Entwicklungen in dem Song schafft. Dagegen ist der Country-Part in 'Ants Of The Sky' von "Colors" doch schon deutliches Patchwork.
Ein weiterer Punkt, warum die Songs in Gänze noch mehr Wirkungsgrad erzielen, ist die Tatsache, dass Sänger Tommy Rogers mittlerweile auch die Klargesangspassagen in Perfektion beherrscht. Dies nutzt die Band für längeren und häufigeren Einsatz und erschafft somit kleine Hook-Explosionen, die sich unbarmherzig in die Hirnrinde fressen und dort einnisten. Somit kann man, ohne Abstriche, jeden der zwölf Songs mit catchy Elementen ausstatten und hält die Konzentration bei der Hörerschaft immer so weit oben, dass auch die frickeligsten Momente einen nie überfordern können. Im Endeffekt kann ich jeden Song als Anspieltipp empfehlen, wobei "Colors II" für mich seinen vollen Punch erst am Stück gehört entfaltet. Zu stark ist der Sog, zu harmonisch die Übergänge und zu spannend die komplette Reise. Müsste ich trotzdem einen Song rauspicken, dann wäre es 'Fix The Error', welcher sich anhört wie der bösartige, durchgeknallte Bruder von DREAM THEATER und die fünf Minuten mit purem Spielwitz und -wahn füllt und zeigt, dass auch richtig wirrer Kram das Zeug zum Ohrwurm hat.
War "Colors" der "Krieg der Sterne", dann ist "Colors II" eindeutig "Das Imperium schlägt zurück" - und ich habe überhaupt nix gegen "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" einzuwenden. Somit: "Colors III" - ich bin bereit.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal