BILLY CORGAN - The Future Embrace
Mehr über Billy Corgan
- Genre:
- Alternative
- Label:
- Reprise/Warner
- Release:
- 20.06.2005
- All Things Change
- Mina Loy
- The Camera Eye
- To Love Somebody
- A100
- DIA
- Now (And Then)
- I'm Ready
- Walking Shade
- Sorrows (In Blue)
- Pretty, Pretty Star
- Strayz
Als Songwriter muss er nichts mehr beweisen, er beherrscht sie alle: Gitarrenballaden, Elekropop und Riffmonster. Und dennoch geht Billy Corgan, Ex-Leader der SMASHING PUMPKINS, mit seinem ersten richtigen Soloalbum wieder diesen einen Schritt weiter, den seine frühere Band mit jedem Album getan hat.
"The Future Embrace" klingt wie "Adore" minus Pumpkins und ist gewissermaßen der Gegenentwurf zur melodischen Eingängigkeit und spielerischen Ausschweifung des Zwischenprojekts ZWAN. Corgan reduziert die Songs einerseits so, dass sie das Nötige relativ klar auf den Punkt bringen (erstmals sein langer Zeit kratzt kein Track auch nur an der Fünfminutenmarke), versieht sie aber auch andererseits mit Melodien, die sich nicht unmittelbar erschließen lassen. Schon gar nicht in Verbindung mit der Instrumentierung, die wie 80er Wave ins Jahr 2005 transponiert und mit Grunge-Erfahrung versehen klingt. Das macht "The Future Embrace" zu einem kleinen "OK Computer", was den Langzeiteffekt betrifft, oder profaner: Das wächst beim zweiten, dritten und vierten Durchlauf. Und zwar nicht, weil man es sich langsam "schön hört", sondern weil man die unkonventionelle Melodieführung nach und nach entschlüsseln kann.
Dabei helfen die diversen Zugänge, die Mastermind Corgan uns auf dieser Platte zum Glück zuhauf anbietet, um die Gefahr zu minimieren, dass jemand das Album gleich frustriert in die Ecke wirft: Beim Cover 'To Love Somebody', dem Duett mit CURE-Sänger Robert Smith, ist die alte Magie sofort spürbar, wenn auch in neue Kleider gehüllt. Ähnlich die erste, grandiose Single 'Walking Shade', die 'Tonight, Tonight'-Gefühle mit 'Ava Adore'-Haptik schlüssig verknüpft und schlicht und einfach zum unvermeidbaren Ohrwurm wird. 'Mina Loy', ebenfalls eindeutig als Auskopplung konzipiert, und ein Upbeat-Track, mit brüchigen Gitarrenriffs versehen, tut das Übrige.
"I've picked the best for you / It's your turn and my time to test" verkündet CORGAN mit seiner scheinbar zeitlosen Nasalstimme, und man ist versucht, es als ironischen Kommentar zu dieser Platte misszuverstehen. Er hat es wieder einmal getan: Uns alle mit einer Platte überrumpelt, die man so nicht erwarten konnte, die gelungenes und innovatives Songwriting enthält und uns einiges an Beschäftigung abfordert. Und wieder einmal klingt er dabei so sehr nach Billy Corgan, dass man versucht ist zu glauben, er hätte endlich seinen definitiven Stil und das gefunden, was er sucht. Freilich gilt diese Versuchung wie immer nur bis zur nächsten Platte.
Polemisch auf den Punkt gebracht: Wer (immer noch) der Auffassung ist, dass die SMASHING PUMPKINS (nur) eine Grunge-Band waren, dem sei hiermit angeraten, einen weiten Bogen um das durchweg gelungene Solodebüt "The Future Embrace" zu machen. Hörenswertes Album.
Anspieltipps: Walking Shade, Mina Loy, DIA, To Love Somebody
- Redakteur:
- Sebastian Baumer