BLACK JESTER - Diary Of A Blind Angel
Mehr über Black Jester
- Genre:
- Progressive Rock/ Metal
- Label:
- Elevate Records/ SPV
- Night Voices
- The Tower And The Minstrel
- Diary Of A Blind Angel
- Time Theater/ King Of Eternity
- Mother Moon
- Black Jester Opera
Nein, keine neue CD, sondern eine Wiederveröffentlichung ist diese CD von den italienischen Proggies BLACK JESTER. Ob es Sinn macht, eine Anfang der Neunziger erschienene CD ohne Bonustracks, dafür mit einem das Orginalcover verunstaltenden schwarzen Rand neu aufzulegen, sei mal dahingestellt. Da aber kaum einer die Band kennen wird, kann man „Diary Of A Blind Angel“ ruhig mal unter dem Neuerscheinungsaspekt betrachten.
Und da fällt als erstes auf, dass die Band mehr Wert auf Atmosphäre, stimmige Melodien und abwechslungsreichen Songaufbau legt, als auf fette Riffs und eine ordentliche Heavy Schlagseite. Wenn man als Vergleich z.B. die neue ENCHANT heranzieht, dann liegen beide Bands härtetechnisch gar nicht so weit auseinander. Musikalisch aber kann man durchaus eine Band wie DREAM THEATER als Vergleich nennen, denn die Italiener setzen genau wie die Amis auf lange Songs und ordentlich Abwechslung. So ist z.B. das schnellste Stück der CD, „Black Jester Opera“, immer wieder durchzogen von ruhigeren Passagen, die einen Kontrapunkt zu den härteren Passagen setzen. Man muss allerdings auch feststellen, dass für die Band harte Riffs nur einen Aspekt unter vielen darstellen. Vor allem solotechnisch erweist sich das Keyboard eindeutig als das dominantere Instrument.
Bei dem zweigeteilten Opus „Time Theater/ King Of Eternity“ setzen BLACK JESTER dann auf klassische Einflüsse und eine sehr atmosphärische Inszenierung. Der Grossteil des Songs baut ein leise, nachdrückliche Atmosphäre auf, durchzogen von vielen Details, die den Hörer dazu zwingen, sich auf den Track wirklich zu konzentrieren.
Dort liegt auch eine Stärke der CD. Trotz der detailverliebten Songs klingt „Diary Of A Blind Angel“ zu keiner Sekunde zu verfrickelt oder zu kopflastig. Leider ist auch hier nicht alles Gold was glänzt, denn auf Dauer macht sich die fehlende Härte doch unangenehm bemerkbar; ein paar knackige Riffs mehr hätten es durchaus sein können. Auch Sänger Alex „The Jester“ D`Este kann zwar sehr schön singen, der richtige Biss und die Tiefe, vor allem in höheren Tonlagen fehlt ihm dann doch. Und zu guter Letzt sind die Songs, bei allen beschriebenen Stärken, doch nur Durchschnitt. Kein einziger Part bleibt wirklich im Gedächtnis haften, die Lieder klingen alle ganz nett, aber sie fesseln den Hörer nicht und bringen ihn auch nicht dazu, sich näher mit der CD zu beschäftigen.
Ich muss auch ehrlicherweise zugeben, dass die Art des Progressive Rock/Metals nicht ganz mein Metier ist, und obwohl ich z.B. die letzte ENCHANT ziemlich gut finde, so ist es bei „Diary Of A Blind Angel“ vor allem die Nebenrolle der Gitarren, die mich erheblich stört.
Aber auch ohne diesen Faktor ist diese Wiederveröffentlichung eigentlich nur für beinharte Proggies interessant, die alles haben müssen, was irgendwie in die Progressive Rock/ Metal Schublade passt, alle anderen können BLACK JESTER wieder aus ihrem Gedächtnis verbannen.
Anspieltips: Mother Moon, Night Voices
- Redakteur:
- Herbert Chwalek