BLACKFIELD - Welcome To My DNA
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2011
Mehr über Blackfield
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Kscope/Edel
- Release:
- 01.04.2011
- House
- Go To Hell
- Rising Of The Tide
- Waving
- Dissolving With The Night
- Blood
- On The Plane
- Oxygen
- Zigota
- DNA
Kann man ein Album dafür kritisieren, nur sehr gut zu sein?
Was vor einigen Jahren als ebenso außergewöhnliches wie musikalisch mitreißendes Projekt begann, hat sich nun im dritten Anlauf zu einem guten, aber wenig überraschenden und berechenbaren Standard entwickelt, an dem andere Veröffentlichungen gemessen und mit dem sie verglichen werden. Klar, Steven Wilson ist natürlich in Progkreisen eine Bank, und der israelische Mainstreammusiker Aviv Geffen bot auf den beiden vorhergegangenen Alben einen interessanten, wenn auch etwas im Hintergrund stehenden Kontrapunkt. Doch auf "Welcome To My DNA" können die beiden über jeden Zweifel erhabenen Musiker nicht nahtlos an ihre Vorgängerwerke anknüpfen.
Woran mag das liegen? Ist vielleicht der Alltag in das nicht alltägliche Projekt eingezogen? Macht das Projekt eine Entwicklung durch, der ich einfach nicht zu folgen vermag, oder sogar einfach nur nicht gewillt bin, zu folgen? Wenn man das Album erst einmal nüchtern analysiert, kann man konstatieren, dass die Songs an Länge gewonnen haben und viel opulenter geworden sind, teilweise schon bombastisch. Aber ein BLACKFIELD-Album kann man nicht nüchtern oder gar objektiv betrachten, denn gerade die Emotionalität ist ein prägender Faktor der Songs des Duos. Das bedeutet, dass jeder Ton, jeder Sound anders auf den Prüfstand gestellt wird als bei anderen Alben, die einfacher zu konsumieren sind. So haben die Streicher und dick aufgetragenen Keyboards noch einen anderen Effekt, nämlich den, die ursprüngliche Zerbrechlichkeit zu nehmen.
Gerade zu Beginn von "Welcome To My DNA" ertönen einige Songs, die im Vergleich zu früher belanglos klingen. Noch dazu fehlt die Hintergründigkeit der textlichen Komponente, in einigen Songs wird dieser Faktor quasi bis zur Bedeutungslosigkeit reduziert. Tatsächlich fängt sich das Album erst in der zweiten Hälfte, und auch dort nur sporadisch, und kehrt zurück zu dem düsteren und typischen Sound des Projekts, daran ändert auch ein folkloristisch angehauchter Ohrwurm wie 'Blood' nichts, der trotz seiner offensichtlichen Qualität dem Projekt nur bedingt zu Gesicht steht.
Aber vielleicht ist das dritte Werk der beiden ja auch nur ein Zwischenschritt. Natürlich entwickeln sich Musiker, und ebenso selbstverständlich darf sich auch BLACKFIELD vom ursprünglichen Sound entfernen. Dass diese Neuausrichtung für mich persönlich schade ist und ich dem Album nur attestieren kann, das drittbeste des Projektes bislang zu sein, ist eine Sache. Dass natürlich weiterhin meine Kritik auf hohem Niveau erfolgt, ist aber hoffentlich trotzdem klar. Wilson und Geffen haben nämlich ein sehr gutes Album aufgenommen. Dummerweise habe ich aber wieder ein Meisterwerk erwartet. Das ist ihnen aber nicht gelungen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger