BLIND GUARDIAN - Battalions Of Fear (Remastered)
Mehr über Blind Guardian
- Genre:
- Speed Metal
- Label:
- Virgin / EMI
- Release:
- 15.06.2007
- Majesty
- Guardian Of The Blind
- Trial By The Archon
- Wizard's Crown
- Run For The Light
- The Martyr
- Battalions Of Fear
- By The Gates Of Moria
- Gandalf's Rebirth
- Brian (Demo)
- Halloween (The Wizard's Crown) (Demo)
- Lucifer's Heritage (Demo)
- Symphonies Of Doom (Demo)
- Dead Of The Night (Demo)
Eine der sinnlosesten Erfindungen seit es das Musikbusiness gibt, ist zweifellos das Remastering. Wer nicht gerade audiophil veranlagt ist, hört meistens eh kaum einen Unterschied, und den auch nur dann, wenn er wirklich das Original und die neue Variante direkt nacheinander anhört. Ein Grund sich zu freuen, weil es endlich mal eine Scheibe der Lieblingsband gibt, für deren Anschaffung kein sauer verdientes Geld geopfert werden muss? Weit gefehlt. Das Gemeine an remasterten Neuauflagen ist in aller Regel, dass sie zwecks Kaufanreiz mit mehr oder minder essenziellen Bonustracks garniert sind, die der echte Fan natürlich haben muss. Er muss. Natürlich.
So kommt auch das Debüt der Krefelder Fantasy-Metaller mit einem Sack voll Bonusmaterial, das vollumfänglich vom Demotape "Symphonies Of Doom" stammt, das die Truppe vor knappen zwanzig Sonnenumläufen, seinerzeit noch unter dem alten Bandnamen LUCIFER'S HERITAGE, eingezimmert hat. Von den fünf Stücken hat es nur das hier noch sehr holperige 'Halloween' (als 'Wizard's Crown') auf das nachfolgende Studioalbum geschafft, während die offensichtliche MAIDEN-Huldigung 'Brian', das galoppierende und ebenfalls maideneske Instrumental 'Lucifer's Heritage', das im Intro verspielte und später dann sehr düster ausgelegte 'Symphonies Of Doom' und der NWoBHM-lastige Rausschmeißer 'Dead Of The Night', der auch aus der Feder eines Herrn Tippins stammen könnte, unveröffentlicht blieben. Schon aus diesem Grund dürfte von allen aktuellen BLIND GUARDIAN-Remasters "Battalions Of Fear" das essenziellste sein, da es eben nicht "nur" Demoversionen bekannter Stücke und ohnehin schon erhältliche Single-B-Seiten enthält, sondern auch eine spannende Geschichtsstunde mit den rohen Anfängen einer der später perfektionistischsten Metalbands überhaupt.
Dass das Album an sich BLIND GUARDIAN noch in ihrer wenig bombastischen, dafür aber sehr spontanen und unbekümmerten Art zeigt und stilistisch doch noch sehr harten, thrashigen Speed Metal mit viel Melodie und Seele enthält, dürfte euch ja ohnehin bekannt sein. Hier hört man den Einfluss der Thrash-Explosion ebenso heraus wie den der flotten und harten NWoBHM-Schoten. Wer bei 'Guardian Of The Blind' und dem nachfolgenden Instrumental 'Trial By The Archon' nicht an SATAN denken muss, der hat vermutlich noch nie SATAN gehört. 'Majesty' ist ohnehin Klassiker und Live-Fluch der Truppe, und dass auch 'Run For The Night' ein vielgeliebter Publikumsfavorit ist, sollte sich auch schon seit geraumer Zeit herumgesprochen haben. Doch auch die nicht ganz so bekannten Titel wie eben das thrashige 'Wizard's Crown' mit seinen coolen, eigenwilligen Leads, das düstere 'The Martyr' und das schnelle, hochmelodische und dazu noch Reagan-kritische Titelstück, bei dem nochmals mächtige SATAN-Anklänge auftauchen, können zu hundert Prozent überzeugen.
Trotz meiner generellen Abneigung gegen bonusbewehrte Re-Releases kann ich also natürlich nicht verleugnen, dass wir hier ein tolles Stück germanischer Metal-Historie in schmucker Form neu aufgelegt bekommen haben, das in keiner Sammlung fehlen sollte. Für Gardinisten, die das Demo noch nicht kennen, lohnt sich daher durchaus auch die Zweitanschaffung. Wirklich freuen kann sich natürlich der zu spät Geborene, der das Original noch nicht hat und nun die Scheibe in erweiterter Form zum recht fairen Preis einsacken kann. Zudem ist hier auch die Aufmachung geschmackvoll, das originale Artwork nicht verschandelt, erstmals sind alle Texte und dazu noch Linernotes enthalten. Ach ja, um mit eingangs getätigter Unterstellung aufzuräumen: Diesem Album merkt man das Remastering tatsächlich an. Aber nötig wär's meiner Ansicht nach trotzdem nicht gewesen.
Anspieltipps: Battalions Of Fear, Guardian Of The Blind, Run For The Night, The Martyr
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle