BLUES PILLS - Blues Pills
Mehr über Blues Pills
- Genre:
- Blues Rock
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 25.07.2014
- High Class Woman
- Ain't No Change
- Jupiter
- Black Smoke
- River
- No Hope Left For Me
- Devil Man
- Astralplane
- Gypsy
- Little Sun
Zehn gute Gründe, BLUES PILLS in den Himmel zu loben.
Ich befinde mich auf der Autobahn gen Süden, in die Berge, nach langem Regen lockern die Wolken auf, Gipfel werden sichtbar. Gestern ist Deutschland Weltmeister geworden, die Party steckt noch in den Knochen, aber alles ist gut, richtig gut! Es läuft zum mindestens zwanzigsten Mal das langerwartete BLUES PILLS-Debüt und nicht zum ersten Mal muss ich den Schöpfern danken. Danken für diese wunderbare Rockmusik, danken für diese unnachahmliche Energiepille, bei derer Einnahme magische Zauberkräfte zu fließen scheinen. BLUES PILLS' Musik verkörpert einfach dieses ganz besondere "Das Leben ist geil"-Gefühl, das einen trotz aller Widrigkeiten Bäume ausreißen lässt.
BLUES PILLS - viel ist hier schon geschrieben worden, jeder, der sich nur ein klitzekleines bisschen für Rockmusik interessiert, dürfte da schon drüber gestolpert sein. Ja, genau, das sind diese Kinder mit der sexy blonden Sängerin. Die, die schon prominente Slots auf allen erdenklichen Sommerfestivals belegen, obwohl sie ja noch gar kein Album veröffentlicht haben. Die mit dem ganz jungen Gitarristen, der schon so gut sein soll. Und so mancher fragt sich, was denn überhaupt an einer weiteren dieser gehypten Retrobands toll sein soll.
Die Stimme, sage ich. Elin Larsson hat eine der kraftvollsten und gefühlvollsten Rockstimmen, die ich kenne. Gerne verzichte ich hier auf all die gängigen Vergleiche. Sie klingt mit ihrem hardrockigen Timbe mit gutem Schuss Soul eben nach Elin Larsson, sie ist die BLUES PILLS-Sängerin und die beste erdenkliche Person, um diese Position auszufüllen. Es ist eine geile Stimme einer geilen Frau, fertig!
Doch außer der Sängerin, was ist an BLUES PILLS toll? Die Gitarre von Dorian Sorriaux, sage ich. Traumhaft, wie selbstverständlich hier die Riffs, Licks und Soli rausgefeuert werden. So locker und dabei so sehr in den Ursprüngen der Rockmusik verwurzelt, dass man glaubt, der Mann hätte Blues mit der Muttermilch getrunken. Und während ich so durch die Gegend brause, kommt mir der Gedanke, dass mich tatsächlich kein Joe Bonamassa, kein Rory Gallagher, kein Alvin Lee und auch kein Gary Moore so sehr mit seiner Musik mitgenommen hat, wie dieser junge Mann hier. Das ist schon eine sehr erstaunliche Kongruenz in der Auffassung, wie eine Gitarre zu klingen hat und wie man sie spielen sollte. Voller Hochachtung, Hut ab!
Okay, aber außer Gitarren und Sängerin, die wohl ganz gut sein sollen, was soll an BLUES PILLS toll sein? Die Songs, sage ich. Zehn Stück gibt es zu hören, einige davon ('Black Smoke', 'The River', 'Devil Man', 'Astralplane', 'Little Sun') kennt man schon von den EPs, die jedoch entweder bessere Proberaum-Aufnahmen oder Livemitschnitte waren. Die Entscheidung, diese Stücke noch einmal professionell aufzunehmen, war mehr als richtig. Produzent Don Alsterberg (GRAVEYARD) hat hier eine wahres Meisterstück abgeliefert, der Sound ist viel wärmer und runder als auf der "Devil Man"-EP, auf der auch die Vocals zu sehr im Vordergrund standen. "Blues Pills" klingt einfach überall toll, auf dem billigen Laptop, im Auto, auf der guten Wohnzimmeranlage. So können vor allem die langsamen Stücke wie 'Black Smoke' oder 'Astralplane' oder aber das neue 'No Hope Left For Me' sehr tief unter die Haut gehen.
Na gut, tolle Sängerin, guter Klampfer, feine Songs, brillanter Sound. Aber reicht das, BLUES PILLS toll zu finden? Ich sage, allein schon wegen des Smash-Hits könnte/sollte man das tun: 'Devil Man'. Der wurde für die finale Version etwas umarrangiert und fängt nicht mehr mit Elins alleiniger Gesangseinlage an, einer Sache, die vor allem live enorm eindrucksvoll ist. 'Devil Man' geht nun instrumental los, gibt schon von der ersten Sekunde an Vollgas und dennoch kann Elin mit ihrem Einstieg nochmals eine weitere Stufe zünden. Dieser Song ist einfach DER große Hit, an dem man sich nicht satt hören kann und will. Wenn selbst Boxer Jürgen Brähmer so mitgerissen wurde, dass er alles daran setzte, diesen Song als Einzugshymne zu verwenden (und klar: er hat seinen Titel im Halbschwergewicht verteidigt!), muss irgendetwas Besonderes an ihm sein. Auch wenn das finale, zu Tränen rührende 'Little Sun' mittlerweile mein persönlicher Fave ist.
Also, aus welchen Gründen könnte man die BLUES PILLS nun toll finden? Wenn man Musik sucht, die ehrlich und handgemacht ist, wenn man eine Band sucht, die einfach sie selbst ist und das Selbstbewusstsein hat, dies auch zu zeigen, sollte man "Blues Pills" einfach eine Chance geben. Wenn man etwas sucht, das nicht übertechninisiert ist und auch nicht auf Teufel komm raus alles Schlimme und Schlechte der Welt thematisiert und anprangert, ist man bei BLUES PILLS richtig. Denn hier wird der raue Charme der (Blues-)Rock-Musik bis in die Haarspitzen gelebt und weiter verbreitet. Man kann sich dort hinein fallen lassen und einfach die Seele baumelnd das Leben geniessen. Selbst wenn man einfach nur ein schönes Bild anschauen will, kann man "Blues Pills" kaufen. Das Artwork stammt aus den späten Sechzigern, ist so bunt und farbig wie die Musik und macht sich sicher als LP-Cover besonders schick. Ich werde es mir in eben dieser Form zulegen und ja, ich bin ein wenig stolz darauf, den Aufstieg dieser Band miterleben und durch die Arbeit für ein Musikmagazin (in Kürze wird hier ein Interview mit Elin Larsson erscheinen) vielleicht auch ein ganz klitzekleines bisschen zu diesem beitragen zu können. BLUES PILLS ist eben doch etwas ganz Besonderes.
Zur Note: Hier sind zehn Songs drauf. Ich möchte auf keinen einzigen mehr verzichten müssen und bei manchen kann ich gar immer noch nicht fassen, wie affengeil sie sind. Da bleibt nicht viel Spielraum...
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Thomas Becker