BLUES PILLS - Holy Moly!
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2020
Mehr über Blues Pills
- Genre:
- Blues / Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 21.08.2020
- Proud Woman
- Low Road
- Dreaming My Life Away
- California
- Rhythm In The Blood
- Dust
- Kiss My Past Goodbye
- Wish I'd Known
- Bye Bye Birdie
- Song From A Mourning Dove
- Longest Lasting Friend
Dorian Sorriaux fehlt, aber Elin Larsson ist noch da!
Mensch, wie die Zeit vergeht. Es war Sommer 2014, als ich das BLUES PILLS-Debüt in den siebten Himmel gelobt habe (zum Review). Sechs Jahre ist es auch her, dass ich Elin Larsson dazu interviewt habe (zum Interview). Wie war die Welt nur rosarot für die Band damals! Die Band ist frisch aus dem Boden gesprossen und hat mit ihrer Hymne 'Devil Man' verschiedene Rockergenerationen vereint. Nur der Himmel schien das Limit zu sein. Damals war auch noch der junge Wundergitarrist Dorian Sorriaux in der Band, den Elin in höchsten Tönen lobte und für jede Minute dankbar war, die sie mit ihm spielen durfte. Doch ebenso wie Drummer Cory Berry ist auch Sorriaux nun nicht mehr in der Band; und in einem Interview an anderer Stelle las ich vor kurzem, dass Elin auch keinen Kontakt mehr zu den beiden Mitmusikern habe. Ach, wie lieblos diese Welt doch geworden ist...
Aber das Geschäft muss ja trotz des Abgangs eines Wunderkindes auch weiter gehen. Eventuell war dieser Verlust auch gar nicht so schwerwiegend wie gedacht, denn Sorriaux hat schon auf "Lady In Gold" weniger Akzente gesetzt. Zudem ist dem "Blues Pills"-Nachfolger ein wenig der Blues abhanden gekommen. Deshalb kann ich nach vielmaligem Hören von "Holy Moly! auch feststellen, dass mir Sorriaux gar nicht so sehr fehlt wie befürchtet. Es wäre schlimmer, wenn Elin weg wäre!
Auch wenn die ganz große Magie des Sommers 2014 auch hier nicht mehr so ganz aufkommt, ist es am Ende doch Elis Stimme, die dieses Album über viele viele andere erhebt und allein deswegen muss man als Fan hier einfach zugreifen. Toll ist auch, dass heuer auch wieder der Blues eine größere Rolle spielt. Die experimentelle Phase mit Soulklängen, Hintergrund-Ensembles und Motown-Feeling ist erstmal vorüber und "Holy Moly!" groovt, rockt und bluest. Dabei fehlen zumindest bei den ersten Spins die ganz großen Hits, was eventuell für eine kleine Enttäuschung sorgen könnte, doch glaubt mir, das Album entfaltet sich. Vor allem die ruhigeren Momente in der zweiten Albumhälfte, die mich immer mal wieder an BETH HART erinnern, gehen unter die Haut; hier kann Elin nach wie vor wie keine Zweite Emotion transportieren und die Seele des Blues ergründen. Live - so denn dies bald wieder möglich sein sollte - wird sicher der Openertriple bestehend aus 'Proud Woman', dem wilden 'Low Road' und dem ziemlich aggressiv vorgetragenen 'Dreaming My Life Away' das Tanzbein beziehungsweise die Matte schwingen lassen.
Man könnte Elin natürlich ankreiden, dass sie manchmal ein wenig zu hitzig agiert und sich zu sehr in den Vordergrund setzt. Und es mag sein, dass die starke Band (Zack Anderson macht jetzt die Gitarrenarbeit und das ziemlich souverän und mit Klasse) ein wenig hinter ihr zurück stehen muss. Aber wie schon vorher gesagt, ist es Frau Larsson, die die BLUES PIllS abhebt, und etwas Exzentrik hat dem Rock 'n'Roll noch nie geschadet. Von daher bin ich am Ende doch sehr zufrieden mit "Holy Moly!".
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Thomas Becker