BLUES PILLS - Lady In Gold
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2016
Mehr über Blues Pills
- Genre:
- Blues Rock / Soul
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 29.07.2016
- Lady In Gold
- Little Boy Preacher
- Burned Out
- Gone So Long
- Bad Talkers
- You Gotta Try
- Won't Go Back
- Rejection
- Elements And Things
Weniger Blues, mehr Pills.
Wie geht man den Nachfolger eines Albums ran, das man als quasi unübertrefflich wahrnimmt? Zusammen mit WUCANs "Sow The Wind" ist das BLUES PILLS-Debüt das Album, welches meinen schon seit der Kindheit ausgeprägten Nerv für guten, direkten, bluesigen Rock am effektivsten stimuliert. Egal, ob straighe Rocker wie 'High Class Woman' oder 'Devil Man' oder die tief unter die Haut gehenden Balladen 'No Hope Left For Me' oder 'Astralplane', das Album ist für mich einfach perfekt.
Nun schlägt die "Lady In Gold" schon im Vorfeld ihres Erscheinens für jedermann große Wellen. Sie wird eigentlich überall euphorisch gefeiert und die Band wird auf die Spitze eines Berges an Bands gesetzt, deren Erfolge man querbeet durch die Rockmusik-Journaille mit einer besonderen Portion an Ehrlichkeit und Authentizität erklären möchte. Bei der Nennung dieser inflationär verwendeten Begriffe ziehe ich mittlerweile beide Augenbrauen zum Anschlag hoch, und als ich das erste Mal den Titeltrack 'Lady In Gold' höre, denke ich mir: "Das ist ja gar nicht mal sooo gut". Ein ziemlich auf Airplay getrimmter Rocksong mit einem eingängigen aber mittelmäßigen Refrain, der allein durch die Stimme von 'High Class Woman' Elin Larsson in den guten Bereich rutscht. Auch alles, was danach kommt, fordert von mir eine ziemlich lange Eingewöhnungszeit, in der richtiges Gefallen erst nach und nach einsetzt. Warum nur?
Nun, kurz umschrieben ist "Lady in Gold" weniger Blues, dafür mehr Pills. Dorian Sorriaux' Gitarre kommt lange nicht mehr direkt und prägnant ins Herz treffend, er spielt mit viel mehr Effekten und Verfremdungen und rückt damit sogar ein Stückweit in den Hintergrund. Zudem entfaltet sich Elin Larsson mehr als Soul- denn als Rock-Sängerin, engagiert hierfür gar einen handerlesenes Ensemble an Hintergrund-Sängerinnen und verleiht der Musik ein mehr als unterschwelliges Motown-Feeling. Klar, Aretha Franklin, aber auch Amy Winehouse zählen zu ihren großen Favoritinnen.
Elin Larssons Gesang ist demnach auch wieder ganz große Klasse und allein den Kauf des Albums wert, doch ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass sich das Klangbild insgesamt ziemlich verändert hat. Es ist weniger direkt, hat dafür viel mehr Ebenen und Hintergründe. Aus der Sicht eines Musikers ist dies sicherlich eine Weiterentwicklung und ich als Fan wachse hier trotz meiner Probleme mit souligen Klängen immer mehr in diese neue BLUES PILLS-Welt hinein. Dennoch sind es die eher als Debüt erinnernden Songs wie ‘Burned Out’ mit seinem unwiderstehlichen Psychedelic-Blues-Groove, das sich hypnotisch steigernde ‘Gone So Long’ und die schweißtreibende Coverversion ‘Elements And Things’ von Tony Joe White, die Fans schon von den Live-Gigs kennen, mit denen ich am wärmsten werde. Statt des Titelsongs und eins zwei anderen Tracks hätte ich aber lieber mehr Blues-Jam mit langen Gitarren-Soli gehört, denn Dorian Sorriaux’ Klasse wird hier fast sogar schon ein wenig verspielt. Schade. Aber man kann ja nicht alles haben. BLUES PILLS ist und bleibt erste Wahl, wenn es um modernen Vintage-Rock geht.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Thomas Becker