BONFIRE - MMXXXIII - Re-Recordings
Mehr über Bonfire
- Genre:
- Melodic Rock / Hardrock / Melodic Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- AFM
- Release:
- 22.09.2023
- The Rising
- Starin' Eyes
- Hot To Rock
- You Make Me Feel
- Longing For You
- Don't Touch The Light
- S.D.I.
- No More
- L.A.
- Ready 4 Reaction
- Never Mind
- Sleeping All Alone
- Champion
- Don't Get Me Wrong
- Sweet Obsession
- Rock Me Now
- American Nights
- Fantasy
- Give It A Try
- Cold Day
- Angel In White
- Bang Down The Door
- Hard On Me
- Who's Foolin Who
- Why Is It Never Enough
- Tonys Roulette
- You're Back
- Look Of Love
- The Price Of Loving You
- Freedom Is My Belief
- Gimme Some
- Say Goodbye
- Never Surrender
- (20th Century) Youth Patrol
- Know Right Now
- Waste No Time
Eine Besprechung von Neuaufnahmen von drei deutschen Hardrock-Klassikern aus den Achtzigern... das kann doch nur schief gehen... oder?
Blicken wir zu Anfang einige Jahrzehnte zurück:
In den Jahren 1986, 1987 und 1989 hat die Band BONFIRE die ersten und erfolgreichsten Alben ihrer Karriere veröffentlicht – und diese Zeit hat meinen Musikgeschmack extrem geprägt, da ich 1987 in die Welt der harten Musik eingestiegen bin und in der Zeit alles wie ein Schwamm in mich aufgesogen habe. "Fireworks", Album Nr. 2 der Ingolstädter, habe ich sicher so oft gehört, wie die angesagten Werke ihrer Zeitgenossen, genannt seien hier Hochkaräter wie "Slippery When Wet" von BON JOVI, EUROPE mit "Final Countdown" oder – etwas später - "Savage Amusement" von den SCORPIONS, um nur einige Bands und Alben aus diesem Zeitraum zu nennen.
Auch das Debüt "Don't Touch The Light" kreiste nach der Entdeckung von "Fireworks" häufig im CD-Player, und das hervorragende, wenn auch deutlich mehr am in damals in Amerika angesagten Sound ausgerichtete, "Point Blank" setzte dann den Schlusspunkt einer makellosen Album-Trilogie, bevor die neunziger Jahre und die Erweiterung meines musikalischen Horizontes weit über den Hardrock- und Metal-Tellerrand hinaus das Interesse an der Band abkühlen ließen.
Nun sind wir im Jahr 2023, über 33 Jahre später... BONFIRE hat eine wechselhafte Karriere hinter sich. Irgendwie war die Band immer da, hatte aber mit ständigen Personalwechseln zu kämpfen, nicht zuletzt auf dem Posten des Sängers, und nicht jedes Experiment wie "FREUDENFEUER" oder "The Räuber" war gelungen. Dazu kamen noch diskutable Texte wie der von 'Proud Of My Country' (und eine Live-Ansage dazu...) welche die Band immer wieder zurückgeworfen haben. Zuletzt zeigte die Erfolgskurve mit starken Alben wie "Fistful of Fire" deutlich nach oben. Gute Kritiken und hohe Chartpositionen waren die verdienten Früchte des Durchhaltewillens von Bandkopf Hans Ziller, der die Geschicke von BONFIRE seit ihren Anfangstagen – damals noch unter dem Namen CACUMEN - fast ununterbrochen leitet.
Und nun hat BONFIRE 2023 erneut einen Sängerwechsel zu verkraften. Die vorliegenden Re-Recordings wurden allerdings schon mit dem Vorgänger begonnen. Nach der Trennung von Alexx Stahl darf sich der 30-jährige Grieche Dyan Mair der Herausforderung stellen, sich nicht nur mit seinem direkten Vorgänger zu messen, sondern auch die Fußstapfen von Ur-Sänger Claus Lessmann zu füllen. Eine schwierige Aufgabe, ob das klappen kann?
Also gut, legen wir mal los. Ich habe tatsächlich, bevor ich die Neuaufnahmen gehört habe, der Versuchung widerstanden, die Klassiker nochmal zu hören, um mit frischen Ohren an die Sache ranzugehen. Was hat es mir beim ersten Durchgang die Stirn in Falten gezogen! So ungewohnt und doch wohlbekannt klingen die Neuaufnahmen; man erkennt jeden Song, die Änderungen sind minimal und doch fühlt es sich anders, fast falsch an, was ich da höre. Ja, bereits mit Alexx Stahl hat BONFIRE seinen Hardrock mit einer ordentlichen Metal-Kante verstärkt, von daher ist die härtere Ausrichtung keine wirkliche Überraschung.
Nach anfänglichem Fremdeln gefallen mir die neuen Versionen ausgesprochen gut. Auf den Neuaufnahmen wurden die typischen 80er Soundsünden ausgebügelt und das ganze ins Hier und Jetzt transportiert, ohne die Songs mit übertriebener Aggression und Kraftmeierei zu verhunzen. Natürlich füllt Dyan die Fußstapfen von Claus Lessmann nicht – aber der Neue hat stimmlich eine wesentlich größere Range als Claus, er singt höher, röhrt härter, croont tiefer und singt unglaublich melodisch. Seine Stimmfarbe ist allerdings lange nicht so originell wie die von Lessmann, den man unter tausenden Sängern heraushört, und sicher ist nicht jede Variation der ursprünglichen Gesanglinien zu 100% gelungen, hier sei nur 'L.A.' vom Debüt "Don't Touch The Light" genannt, dem Song geht das Sehnsuchtsvolle des Original total ab. Aber wenn man sich von dem Sound der Klassiker löst und die andere Stimme annimmt, kann man mit den neuen Versionen viel Spaß haben! Vor allem die Lieder von "Point Blank" gewinnen durch die Neubearbeitungen – oder liegt es nur daran, dass der Großteil dieses Albums sich nicht so festgesetzt hat wie die beiden Vorgänger?
Um sich den Einstieg einfacher zu machen, sollte man eventuell nicht mit den bekanntesten Songs, wie beispielsweise 'Ready 4 Reaction' oder 'Sweet Obsession', in die Neuaufnahmen einsteigen, sondern sich Songs der zweiten Reihe vornehmen. Das Songmaterial ist ehe über alle Zweifel erhaben, echte "Stinker" sucht man vergeblich. Ich muss gestehen, dass ich erst ein paar Vorurteile ablegen und mich auf den veränderten Sound einlassen musste und muss auch zugeben, dass der Charme der Originale in den MMXXIII–Aufnahmen nicht immer erreicht wird. Aber wenn man die Alben losgelöst davon betrachtet, hat man drei hervorragende Melodic-Metal-Alben.
Ob man die neuen Versionen braucht, wenn man die Originale hat oder eine metallische Version von BONFIRE hören möchte, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Auf jeden Fall kann die alte und neue Version der Band gut nebeneinander bestehen. Der musikalische Weg, auf dem sich BONFIRE aktuell befindet, darf zukünftig gern weiter beschritten werden, und ich bin gespannt, wie Dyan sich auf einem Album mit für ihn geschriebenem Material macht.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Maik Englich