BRONX, THE - VI
Mehr über Bronx, The
- Genre:
- Streetrock/Hardcore/Ami-Punk
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Cooking Vinyl (Sony Music)
- Release:
- 27.08.2021
- White Shadow
- Superbloom
- Watering The Well
- Curb Feelers
- Peace Pipe
- High Five
- Mexican Summer
- New Lows
- Breaking News
- Jack Of All Trades
- Participation Trophy
Die "Tube" konnte es in letzter Sekunde richten!
Heieiei, ich war ratlos! Da hatte ich eine richtig gute Punkrock-Scheibe zig mal gehört, aber sie zündete einfach nicht bei mir! Das heißt im Klartext: Ich wusste kurz vor dem Schreiben der Rezension immer noch nicht, was ich vom sechsten Album von THE BRONX aus Los Angeles halten, beziehungsweise welche Bewertung ich dem Ding verpassen sollte. Der sprichwörtliche Funke sprang einfach nicht über.
Auf "VI" ballert eine offensichtlich sehr erfahrene Truppe ihren Hörern in fabelhaftem Sound und mit durchdringenden, saftigen und knackig nach vorne gespielten Riffs so manche Street -Rock'n'Roll-Granate um die Ohren. Der Gesang ist gut, die Stimme passt; der Sänger schreit, singt, leidet für sein Publikum und versucht ein ums andere Mal, den passenden Ausdruck für die songtechnisch hervorragend ausgearbeiteten Gossenhymnen seiner Band zu finden.
Und der Rezensent von Powermetal. de, der Punkrock seit vielen Jahren liebt? Der ignorante alte Sack findet zunächst keinerlei Zugang zu dem Album, obwohl er Ahnung genug von seiner Sache hat, um sagen zu können, dass es sich für dieses Genre um eine anerkennungswürdige Scheibe handelt.
Songs, die mir vom ersten Hören an gefielen, waren vor allem das schnelle 'Superbloom' und 'High Five', das durch witzigen Wechselgesang mit den Backing-Vocals zum Hookline-Monster geraten ist. Trotz abwechslungsreichen Songwritings, im Krafteinsatz fabelhaft gefühlvollem, emotional immer stimmigem Gesang sowie adäquater, dem Genre angemessen kraftvoll instrumentierter Rockmusik plätscherte der Rest von "VI" bei mir immer wieder zum einen Ohr rein und zum anderen heraus.
Letztendlich ist das einzige Lied, das für mich tatsächlich gar nicht auf die Scheibe passt 'Mexican Summer'. Die Nummer nervt mit seichtem Anfang in Latino-Rhythmik und klingt irgendwie zu sehr auf US-College-Radio-Airplay getrimmt. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um das Experiment des Mixens der beiden Stilistiken der Band, doch dazu später noch mehr.
Nach und nach fand ich dann auch an 'New Lows', und 'Curb Feelers' Gefallen. Und zwei Tage vor der Fahrt in den Urlaub musste jetzt das Review endlich geschrieben werden! Bevor ich den Laptop aufklappte, tat ich nun zuerst, was ich mir seit Tagen vorgenommen hatte: Ich sah mir Videos, vor allem Live-Material, auf YouTube an. Und nun machte die Mucke der Kapelle mit einem Mal sehr viel mehr Sinn für mich! Schaut euch gerne zum besseren Verständnis das Video von 'Curb Feelers' an. Eine Band mit nicht mehr ganz jungen Musikern spielt in einer einigermaßen heruntergekommenen Motorradwerkstatt konzentriert vorantreibend ihren "Auf-die-Fresse"-Straßenrock.
Das Szenario wirkt glaubwürdig und mit diesem Ambiente und den sich leidenschaftlich verausgabenden Musikern im Kopf fällt es mir leichter, die Musik angemessen zu bewerten. Das Video eines Live-Auftritts in Sydney überzeugte mich dann vollends, dass THE BRONX zu den guten Punkrock-Bands gehören, die man gerne einmal live erlebt haben möchte. Man spürt beim Sehen ihrer Performance, dass Matt Caughtran (Gesang), Joby J. Ford (Gitarre), Ken Horne (Gitarre), Brad Magers (Bass) und Joey Castillo (Schlagzeug) lieben, was sie tun. Übrigens gibt es sogar nochmals 3 Alben mehr der Band unter dem Alter Ego MARIACHI EL BRONX, die jedoch haupsächlich im mexikanischen, folkloristischen Pop-Rock-Sound schwelgen (ziemlich schrecklich, ehrlich gesagt!).
Interessierte Sammler ausgefallener Editionen sondieren bitte regelmäßig die Homepage und den Shop der Band. Im Vorfeld der Veröffentlichung von "VI" wurde zum Beispiel ein sehr spezielles Brimborium veranstaltet: Jeden Song gab es als Single mit von namhaften amerikanischen Künstlern (Estevan Oriol, DABS MYLA, Craig Stecyk, Tim Armstrong, Jeremy Dean) gestalteteten einzigartigen Artworks. Dazu produzierte man noch eine dazugehörige Holzbox inklusive lyrischem Decoder Spiegel. Diese bekamen jedoch nur die 400 glücklichen Gewinner, welche ein monatliches "Abonnement" für die 7-Inch-Singles zugelost bekommen hatten.
Und falls „Onkel Punkrock“ vom „Mission-Ready“-Festival in Giebelstadt das hier liest: Die Burschen wären doch mal was, oder? Mit diesem Wunsch verbleibe ich alle lieb grüßend und gebe…
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timo Reiser