CALIBAN - Ghost Empire
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2014
Mehr über Caliban
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Century Media (Universal)
- Release:
- 24.01.2014
- King
- Chaos - Creation
- Wolves And Rats
- nebeL
- I Am Ghost
- Devil’s Night
- yOUR Song
- Cries And Whispers
- Good Man
- I Am Rebellion
- Who We Are
- My Vertigo
Niemals stillstehen.
Im Vergleich zu vielen Genre-Kollegen ist CALIBAN wirklich Bemerkenswertes gelungen: In einem Genre, dass wie kein zweites als generisch bezeichnet wird und so häufig den gleichen Einheitsbrei hervorbringt, schafft es die Band, sich mit den letzten Alben immer noch zu entwickeln. Der Sound ist immer klar CALIBAN – und doch gibt es erneut hörbare Veränderungen, die einfach eine Wohltat für das Ohr sind. In ihrer Mittelphase spielten die Essener recht typischen Metalcore (den sie sicherlich mit geprägt haben), die Grundstimmung auf "Say Hello To Tragedy" war wahnsinnig düster und das letzte Werk "I Am Nemesis" hatte durch diverse Elemente (unter anderem singende Gitarren, Elektroelemente und eine starke Rhythmusfixierung) eine förmlich horizonterweiternde Wirkung. Nun liegt "Ghost Empire" vor – und die Reise geht weiter.
Was direkt (und auch nach dem fünfzehnten Durchgang noch) auffällt, ist erneut die unglaubliche Rhythmusarbeit, die CALIBAN hier abseits jeder Breakdown-Klischees abliefert. Jeder Song wird mit einem treibenden, spannenden Fundament versehen, dass man hier und da schon in der Djent-Ecke verorten könnte. Zu technisch wird es jedoch nie; der runde, zu Ende komponierte Song steht immer im Vordergrund. Die Zutaten sind erst einmal recht gewöhnlich (harte, gebrüllte Strophen, sehr oft klar gesungene Refrains als Kontrast – teils sogar mit cleanen Vocals von Schreihals Andreas Dörner!), die Zubereitung ist es keinesfalls. Jedenfalls bekommt man diese Art von Metalcore – sofern man diese Sparte hier wirklich bemühen möchte – nirgendswo anders geboten.
CALIBAN bezieht die Elemente des letzten Albums etwas reduziert mit ein, setzt dafür jedoch stärker den Fokus auf Rhythmen und gleichzeitig Hooklines. Beides gelingt richtig gut, bei Letzterem ist die Möglichkeit, nun mit zwei beziehungsweise drei Klangfarben zu arbeiten, eine große Bereicherung. Das Ergebnis alles Aufgezähltem: Eine erneut frische Mischung. Aber bevor diese auch wieder zur Gewohnheit wird, baut die Band ebenfalls etwas exotischere Songs mit ein: Markant sind das deutschsprachige 'nebeL', welches von CALLEJONs Bastian Sobtzick gesanglich unterstützt wird und dadurch im Refrain auch sehr nach einem Lied seiner Stammband tönt, sowie 'Who We Are', das auch von neueren IN FLAMES stammen könnte und 'yOUR Song', welches man wohl problemlos als Hommage an das eigene Publikum einordnen darf. Den großen Hit (wie 'Memorial' auf der letzten Scheibe) gibt es im Laufe von "Ghost Empire" zwar nicht, jedoch ebenfalls nichts, was auch nur im Verdacht stehen könnte, ein Ausfall zu sein.
Trotz aller Entwicklungen wird wohl gelten: Wer CALIBAN früher nicht mochte, wird wohl auch heute nicht mehr auf den Zug aufspringen; verpasst dabei allerdings eine Menge. "Ghost Empire" ist mal wieder ein starkes Werk, dass sich nicht nur deshalb abhebt, weil es besser ist als viele Genrewerke Werke, sondern vor allem, weil es anders ist. Meine obigen Worte kann ich insofern nur noch einmal fett untersstreichen und sagen: Ich habe riesigen Respekt dafür, dass eine Band, die schon so lange (ganz vorne!) dabei ist, immer noch interessant bleibt und Dinge ausprobiert. Das Motto in Essen scheint "Niemals stillstehen!" zu lauten. Und daher bitte ich entsprechend: Niemals ändern, diese Attitüde.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Oliver Paßgang