CAMBODIA - Norodom Sihamoni
Mehr über Cambodia
- Genre:
- Metalcore
- Label:
- Eigenproduktion
- Intro
- he Beauty is the Beast
- Rape Of Humanity
- Burn 'em Down
- Final Darkness
- Breakout
- Watch my Blood Boil
- Willenlos
- Societys Finest
- Dark Prophets
- Outro/ The End
Mutig. Dieses Attribut lässt sich für CAMBODIA verwenden. Denn zwar haben die Jungs noch keine tolle Homepage und anscheinend auch keine wirkliche Ahnung, wie man Musik-Journalisten eine Veröffentlichung schmackhaft macht. So kam ihre in Eigenregie produzierte Debüt-Scheibe "Norodom Sihamoni" ohne jede Zusatz-Info in meinen Briefkasten geflattert, die Tracklist ist hastig auf das Inlay der gebrannten CD gekritzelt. Wie soll denn so Interesse an der Musik entstehen?! Schließlich kann der Weg in den CD-Player bei tausenden anderen Veröffentlichungen für so eine nichtssagend aussehende Scheibe verdammt lang werden. Doch nun hat es "Norodom Sihamoni" endlich geschafft. Und: Denn die Musik der jungen deutschen Truppe ist trotz der äußerst dumpfen Produktion durchaus genießbar, wenn auch an mancher Stelle noch ausbaufähig.
CAMBODIA beschäftigen sich ihrem Namen nach mit der tragischen Geschichte von Kambodscha, jenem südasiatischen Land, das während der Diktatur durch die kommunistischen Roten Khmer unter der FÜhrung von Pol Pot von 1975 bis 1979 rund zwei Millionen Einwohner in Folge von Terror, Zwangsarbeit und Unterernährung verlor - bei einer Gesamtbevölkerung von vorher rund sieben Millionen Menschen. So schaffte es das Regime schon kurz nach seiner Machtergreifung, die zwei Millionen Bewohner zählende Hauptstadt Phnom Penh komplett (!) zu entvölkern: Die vormaligen Städter mussten ab sofort auf Reisfeldern arbeiten, vielfach bewacht von fanatisierten Kindersoldaten. Ob sich CAMBODIA adäquat mit diesen Untaten auseinander setzen, lässt sich freilich kaum sagen, schließlich liegen die Texte ebenso nicht bei. Allerdings sprechen Songtitel wie 'Rape Of Humanity', 'Watch My Blood Boil' oder 'Final Darkness' eine deutliche Sprache, geht es doch scheinbar um die faszinierende Frage, durch welche Mechanismen eigentlich ganz "normale" Menschen in totalitären Systemen zu Mördern werden.
Die Musik ist passend zur Thematik wütend-wuchtig gewählt. Eine Symbiose aus Metalcore, Hardcore, Death Metal und ein wenig Thrash prasselt aus den Boxen. Schon der Opener 'The Beauty Is The Beast' besticht durch seine kompromisslose Hardcore-Attitüde, vereint brachiale Kraft mit einem gewissen Sinn für gelungene Übergänge und überschaubare Songstrukturen. Gleichzeitig lassen CAMBODIA in ihrem Sound mühelos feine melodische Einsprengsel einfließen, eben so, wie es viele andere Metalcore-Bands á la HEAVEN SHALL BURN schon längere Zeit erfolgreich praktizieren. Trotzdem wäre es falsch, CAMBODIA das Prädikat einer seelenlosen Kopie von etablierten Bands anzuheften - dazu sind sie noch zu jung, zudem ist ihr Stil bei Hassbrettern wie 'Breakout' herzerfrischend roh und voll ernster Wut, fernab von teilweise klinischen Metalcore- und Nu-Metal-Veröffentlichungen dieser Tage. Schon deswegen sind die 36 Minuten von "Norodom Sihamoni" - übrigens der Name des jetzt in Kambodscha amtierenden Königs - definitiv lohnenswert. Fazit: CAMBODIA sind eine junge Band, die hörbar nach einem eigenen Weg suchen und ein dramatischen Teil der Weltgeschichte textlich aufarbeiten wollen. Mutig.
Anspieltipps: The Beauty Is The Beast, Breakout, Watch My Blood Boil
PS: Um die 7,50 Euro soll die Platte kosten. Wer sie bestellen will, wendet sich an:
Dominik Bohr, Hauptstr.26, 56729 Virneburg oder an cambodia-music@web.de oder direkt an die Homepage von CAMBODIA.
- Redakteur:
- Henri Kramer