CANDLEMASS - King Of The Grey Islands
Mehr über Candlemass
- Genre:
- Doom
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 22.06.2007
- Prologue
- Emperor Of The Void
- Devil Seed
- Of Stars And Smoke
- Demonia 6
- Destroyer
- Man Of Shadows
- Clearsight
- The Opal City
- Embracing The Styx
Recht gesprochen und beobachtet, dass es ein Schock war, der die Schläfen ergrauen und erkalten ließ: Kurz vor der Beendigung des neuen Albums "King Of The Grey Islands" von CANDLEMASS stieg der Frontmann Messiah Marcolin aus. Alles schien - in Doom-Manier gaaanz langsam umzukippen, die zehn angegangenen Stücke kurz vor dem Masteringprozess hängenzubleiben. Da würden sie auch heute noch ungehört baumeln und ihrer Vertrocknung harren. Ein Abschied, folgt man Messiahs Äusserungen im CANDLEMASS-Forum, könnte auch runder ablaufen.
Aber, erfahrungsgemäß hält die Langsamstdunkelmusikgemeinde zusammen wie das berühmte Pech des Meisters. So wurde die Botenschnecke mit Pergament bestückt und kroch zur SOLITUDE AETERNUS-Gruft nach Texas - einer weiteren Institution dieser Sparte. Und weil man wusste, dass im Slow-Motion-Gesang eigentlich nur noch Robert Low(e) in Frage kommt, sein Falsett auf geweihte Tonspuren zu sprenkeln, wurde es getan.
Der Einklang dieser Liga des Schwermuts, das schleichende Zusammenspiel der "ultimativen Doom Metal Supergroup" - ist es geglückt? Es ist! Verpasste diese Welt da draußen, in der Sumpf um Sumpf trockengelegt wird, Beiträge wie 'Devil Seed', ihre Verrottung wäre nur halb ohne so schön. Dass die schwefeldurchwälzte Welt da draußen sich ständig neue Sümpfe und Brachen schafft, wird einmal ihr Verhängnis. Ganz nach dem Geschmack des Herren in persona von 'Emperor Of The Void', 'Demonia 6' und dem 'Destroyer'. Es ist kein Zufall, dass auch der Mann der Schatten seinen eigenen Besang erhält.
Rückblick: Trotz des hohen Gesangs, der von Doomklassikern folgerichtig benutzt wird, haben sich CANDLEMASS immer wieder in mein Mucke-Portfolio eingeschlichen. Auch wenn's sonst nur HC und Noisegeballer gab. Die erhabenen Herren mussten sein, müssen sein.
Dieses neunte reguläre Album bietet demnach beste Unterhaltung für jedes Dunkelwesen und solche, die bisher noch weiß und "Fruit Of The Loom" tragen. Verfaulen möge dies aufgrund auch der Thematik. "The album is a concept story about depression and suicide in the modern society." Aha. Was auch sonst? Die nun schon betagteren Herren, die seit beinahe 20 Jahren ihre grämigen Buckel hinter ihren Instrumenten beugen, fassen textlich zusammen, mit dem sich jeder halbwegs normal reflektierende Humanoid gedanklich so herumschlägt. Dem Gebot technisch klarster und feinster Umsetzung folgend, bietet der Fünfer eine schwarze Doomperle, die schon jetzt als klassisch-episch einzustufen ist. Neben den geschickt platzierten, versierten Soli funkeln weitere kleine Spielereien auf, ohne den Pfad gewohnter Eingängigkeit damit überzustrapazieren.
Das ein oder andere wunderbare Riffvieh streift die laaangsaaam mitwippende Wange. Ist es Zufall, dass eines dieser Gänsehauter in der mir bisher vorliegenden "firstgemasterten" Version exakt als Song Nummer 66 einsetzt? Er dürfte später in 'Clearsight' zu hören sein. Überhaupt: Das ist ein mooriger Stampfer, der alle Tugenden der Schweden herrlich zusammenfasst.
Aber ehe ich mich in weiteren Mutmaßungen vertiefe und ehe ich mal wieder verzweifle an dieser Welt höre ich "King Of The Grey Islands". Recht so, Musik für eine graue, unbewaldete Felseninsel. Der Mensch braucht Düsternis braucht 'Clearsight', 'Emperor Of The Void' und die Bedrohlichkeit einer 'Opal City', in der Sabbath gefeiert wird. Unentwegt.
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben