CASSIUS KING - Dread The Dawn
Mehr über Cassius King
- Genre:
- 70s Stoner Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- MDD
- Release:
- 21.10.2022
- Abandon Paradise
- As I Begin To Turn
- Back From The Dead
- Genesis
- Royal Blooded
- Pariah To Messiah
- Dread The Dawn
- How The West Was Won
- Doomsday Hand
- Bad Man Down
<div>Wüstenschlürfer aus dem Hades!</div>
Während ich vom grandiosen Vorgänger "Field Trip" mächtig überrascht wurde und die Scheibe sogar auf Rang Fünf meiner Jahresendabrechnung stand, bleibt der Überraschungseffekt dieses Mal natürlich etwas auf der Strecke. Die gleiche Starbesetzung wie beim Vorgänger beschreitet auf "Dread The Dawn" auch exakt jenen Weg weiter, den sie bereits begonnen hat. Das heißt: Noch immer dominiert die unverkennbare Gitarren von Dan Lorenzo (ex HADES/NON-FICTION) mit schürfenden Riffs und einem tone, der Wälder zum Singen bringt. Darüber legt Jason McMaster (ex WATCHTOWER etc pipapo) seine ebenfalls unverkennbaren Melodielinien, die sich unwillkürlich in die Ohrrinde fressen. Das Rhythmusgespann bestehend aus Jimmy Schulman (Bass, ex HADES) und Ron Lipnicki (ex HADES, OVERKILL) untermauert dieses staubaufwirbelnde Geflecht mit massiver Tieftonrhythmik. Alles beim Alten?
Nicht ganz, denn dieses Mal ist man etwas tiefer im Stoner-Genre unterwegs als auf "Field Trip". Ein Unterfangen, welches mir altem Muffel-Schlürfer im Normalfall weniger zusagen müsste, kann ich doch mit zu viel Wüste im Getriebe zumeist nicht so viel anfangen. Dass ich trotzdem wieder begeistert bin, liegt einfach daran, dass bei allem Staub hier eben auch die Ohrwürmer aus ihren Löchern gescheucht werden. Wer den Film "Tremors" kennt, weiß, wie unangenehm solche Biester werden können. Gut, da heißen sie Sandwürmer, aber als bildhaften Vergleich passen sie hier eben wunderbar.
Wer beim kraftvollen 'Back From The Dead' mit seinem Hintern am Sofa kleben bleibt, hat wahrscheinlich zuvor heimlich zu viel Rotwein genascht, denn dieser ultimativ swingende Hammer groovt alles in Grund und Boden. Wie auch das direkt anschließende 'Genesis', in welchem Ron Lipnicki mal eben zeigt, wie man Musik zum Whippen bringt.
Dass ich mich natürlich über die etwas flotteren Nummern minimal mehr freue, liegt an meinen komischen Ohren oder aber schlicht daran, dass ich da immer etwas weniger Staub zwischen die Noten empfinde. Aber das ist natürlich komplett subjektiv. Trotzdem komme ich nicht umhin 'How The West Was Won' hier lobend hervorzuheben, denn hier schreien die Gitarren besonders laut auf und der galoppierende Rhythmus ist unwiderstehlich mitreißend. Obendrein gibt es hier so viele Breaks, dass ich geneigt bin von progressivem Stoner Rock zu schreiben. Den gibt es natürlich gar nicht. Stört mich aber nicht, denn bereits der Opener 'Abandon Paradise' hat diese These ja widerlegt.
Herrlich erfrischend ist auch der kurze Trillerpfeifen-Einsatz im Quickie 'Royal Blooded'. Toll! Wo wir gerade Erfrischungen reichen, sei erwähnt, dass die Auswahl der Coverversion eine ebensolche ist. 'Troubleshooter' ist keine typische JUDAS-PRIEST-Nummer, die man erwarten würde. Aber gerade dies macht ja den Reiz aus. Da ich das Stück bereits im Original mag und da Jason die harsche Singweise des Metalgottes ganz wunderbar imitieren kann, weiß diese Version hier auch zu erfreuen. Klar, die hohen Passagen werden bewusst etwas tiefer gesungen, aber das ist ehrlicher als die gern gehörten, halbgaren Versuche, Rob Halford zu karaokieren, die man sonst serviert bekommt. Jason weiß, was er kann und überschätzt sich nicht. Gefällt!
Das Gegenteil einer Erfrischung ist dann die Achtminutennummer 'Doomsday', die musikalisch genau das bietet, was der Songtitel suggeriert. Die schön-schaurigen Background-Gesänge untermalen diesen wundervoll epischen Wüstenstrudel und ich sehe vor dem geistigen Auge in Trance schaukelnde Körper im Kerzenschein. Ob in deren Mitte eine vermummte Gestalt mit einem Opfermesser irgendetwas aufschlitzt, überlasse ich Eurer Fantasie. Keine parat? Da muss wohl dieser Song für Abhilfe sorgen!
Genug lamentiert. Ich schlürfe nun von dannen …
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae