CAVALERA CONSPIRACY - Inflicted
Mehr über Cavalera Conspiracy
- Genre:
- HardCore
- Label:
- Roadrunner Records
- Release:
- 28.03.2008
- Inflicted
- Sanctuary
- Terrorize
- Black Ark
- Ultraviolent
- Hex
- The Doom Of All Fires
- Bloodbrawl
- Nevertrust
- Hearts Of Darkness
- Must Kill
Eigentlich kann man sich eine großartige Einführung in diese Rezension sparen, denn mittlerweile darf man davon ausgehen, dass sowieso jeder darüber Bescheid weiß, wie es um die Vergangenheit und Gegenwart um die SEPULTURA-Gründungsmitglieder und ehemals stark zerstrittenen Brüder Igor und Max Cavalera steht. So kann man getrost zur Materie übergehen und sich direkt fragen, ob an dem Hype um die Reunion und die musikalische Offenbarung, die anscheinend zwangsläufig daraus entstehen muss, auch was dran ist.
Wenn man will, kann man sich vorher eine Strichliste all jener Elemente erstellen, die man auf dem Album erwartet, und am Ende eine Skala der erfüllten Erwartungen und Enttäuschungen aufstellen. Oder man macht es richtig: Man findet sich damit ab, dass die Cavalera-Brüder ohne Paolo Jr. und Andreas Kisser so wenig SEPULTURA sind wie Andreas Kisser und Paolo Jr. ohne Max und Igor. Man zieht eine rote Linie nach der "Roots" und versucht nicht mehr, alle SOULFLY-Platten als Geldmacherei und alle neuen SEPULTURA-Scheiben als gescheiterte Versuche, an alte Zeiten anzuknüpfen, zu enttarnen. Man akzeptiert das Wirken vier verschiedener Persönlichkeiten, die in seltsamer Verbindung zueinander standen und früher mal die großartigste Thrashband aller Zeiten gebildet haben. Dann fällt es einem viel einfacher, sich auf 'Inflicted' einzulassen. Und man stellt umso schneller fest, dass die Scheibe ziemlich knallt.
Natürlich hat man wie bei allen Werken, bei denen Max Cavalera seine Finger im Spiel hatte, die standardisierten Komponenten, die immer wiederkehrenden Texte (wohnt der Mann nicht lange genug in den Staaten, um da ein wenig kreativer zu sein?), die gleichen Riffs, das gleiche Schema in den Songs, und eigentlich ist alles beim Alten.
Und doch wird es nicht langweilig. Wenn man davon absieht, hier den großen Wurf serviert zu bekommen, hat man viel Freude an dieser Platte. Denn mit einer energischen Mischung aus Metal und HardCore weiß sie durchaus zu unterhalten, die Riffs sind clean durchgespielt und hämmern passend zum knallhart durchgebolzten Drumspiel Igors. Dass hier gerade Songs wie 'Nevertrust' und 'Hearts Of Darkness' verdeutlichen, wie schnell und kompromisslos die Brüder zu Werke gehen, spricht für sich, aber auch die anderen Songs lassen nicht locker. Wo 'Must Kill' und 'Bloodbrawl' noch eindeutig in die Doom-Bresche schlagen, ist 'Sanctuary' eine Thrashgranate par excellence. Einziges Manko: Die Produktion ist nicht halb so satt und klangvoll, wie man es erwarten konnte; da hätte man vielleicht einen Profi ranlassen sollen anstatt mit Logan Mader eine Figur aus Max' Requisitenkiste hinter's Mischpult zu stellen.
Eigentlich eine ziemlich gut arrangierte Bandbreite an Abwechslungsreichtum und genau dosierter Härte. Müßig wird's nur, wenn eindeutige Referenzen an das ewig wiederkehrende Tribal-Gedöns, das im Namen Cavalera jetzt schon seit mehr als zehn Jahren bis zum Umfallen ausgelutscht wurde, in die Songs eingebaut wurden. Oder wenn man anfängt, Parallelen zu SOULFLY oder SEPULTURA zu ziehen, denn so ist man schnell in der Lage, die komplette Platte kaputtzudefinieren. Das Dumme an der ganzen Sache ist: Das tut die halbe Welt.
Dass die Plattenfirma versucht, die Bezüge zu SEPULTURA und SOULFLY und NAILBOMB und dem absoluten Cavalera-Overkill hochzustilisieren, verwundert nicht. Schließlich könnte die Titelnummer 'Inflicted' auch von einem SOULFLY-Album geklaut sein, genauso wie der Reißer 'Terrorize'. Damit, dass die Fachpresse sich im Moment mit Theorien über die jeweiligen (Ex-)Bands der beiden Brüder überwirft, tut sich niemand einen Gefallen, denn der Vergleich kann nur schiefgehen.
Man fährt viel leichter, wenn man das Album als nichts weiter annimmt denn als lupenreines Geschoss im Plattenregal, das rein zufällig von zwei Brüdern mit dem Namen Cavalera eingespielt wurde. Denn mehr ist es auch nicht.
Anspieltipps: Nevertrust
- Redakteur:
- Michael Kulueke