CHAMPLIN, WILLIAMS, FRIESTEDT - III
Mehr über Champlin, Williams, Friestedt
- Genre:
- AOR
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Black Lodge Records
- Release:
- 27.09.2024
- Brighter Day
- Sure
- Wings Of Tomorrow
- Find The Love
- Carrie
- I Will Find You There
- Stay With Me
- Almost Had Me There
- Fly Away Now
- Moments Of Joy
- The Last Unbroken Heart
Melodische und gesangsorientierte Scheibe ohne Ecken und Kanten.
Das AOR-Projekt CHAMPLIN WILLIAMS FRIESTEDT oder kurz CWF besteht aus Bill Champlin, der lange Jahre Mitglied bei CHICAGO ab der zweiten Erfolgswelle seit dem Album "Chicago 16" war, Joseph Willams, in den späten 80ern und seit einigen Jahren wieder Sänger von TOTO, sowie dem schwedischen Produzenten und Gitarristen Peter Friestedt. Derzeit steht bei ihnen das dritte reguläre Studioalbum "III" an.
AOR deckt ein weites Feld ab, das von melodischem Hardrock bis Softrock reicht und verschiedene Einflüsse bearbeiten kann. "III" steht hauptsächlich im wohligen, soften bis Mid-Tempo-Segment und scheint sich eher an ein älteres Publikum zu wenden. Hardrockige oder gar schroffe Momente braucht man hier nicht zu suchen. Für eine Formation, zu deren namengebenden Mitgliedern ein Gitarrist gehört, bleibt die E-Gitarre, die hin und wieder ein überschaubares und unverzerrtes Solo spielt, gegenüber den Tasteninstrumenten oft im Hintergrund. Es ist irritierend zu hören, dass 'Wings Of Tomorrow' im laufenden Gitarrensolo ausgeblendet wird. Außerdem finden sich gelegentlich Streicher- und Bläserklänge im Gesamtsound. Gut arrangierte, mehrstimmige Gesänge ziehen sich durch das ganze Album. Doch im Mittelpunkt stehen fast durchgehend die beiden Sänger, die mit guten Stimmen und ausdrucksstarkem Vortrag die Führungsrolle übernehmen. Das Quasi-Instrumental 'Moments Of Joy', das nur lautmalerischen Gesang enthält und - eher atmosphärisch als musikalisch - an 'Dune Tune' von LEVEL 42 erinnert, wirkt wie etwas schlaffe Loungemusik und macht Stärken, aber auch Grenzen von CWF deutlich.
Auf die Frage, inwieweit die großen (Ex-)Bands der Sänger auf der Scheibe nachwirken, ist zu antworten, dass CWF nicht direkt TOTO und CHICAGO kopiert, aber immer wieder ist eine gewisse Orientierung an der einen (TOTO: etwa 'Carrie') oder anderen Gruppe (CHICAGO in den 80ern: etwa 'Find The Love') auszumachen. Einen großen Unterschied macht die erwähnte eher begleitende Rolle der Instrumente aus, was einem besonders deutlich wird, wenn Abweichungen von dieser Generallinie auftauchen wie die instrumentale Schlußphase von 'I Will Find You There' oder das originelle Gitarrensolo in 'Stay With Me'. Es ist bemerkenswert, dass keine einzige Nummer eine Spielzeit von fünf Minuten erreicht.
Die große Stärke des Albums sind die Kompositionen. Über weite Strecken sind gelungene Melodien zu hören, die interessante Wendungen nehmen und Stimmungen transportieren. Hier kann man den Eröffner 'Brighter Day', dessen Mittelteil mich ein wenig an denjenigen in 'Dreams' von VAN HALEN erinnert, nennen, zu den erwähnten Stücken 'Find The Love' und 'I Will Find You There' weitergehen und mit dem herrlich pathetischen Ausklang 'The Last Unbroken Heart' enden. Abgesehen vom poppig-banalen Refrain von 'Stay With Me', das jedoch über recht stimmungsvolle Strophen verfügt, ist das Album in dieser Hinsicht eine Lehrstunde für so manche jüngere Band.
Mit ihrem dritten Langspieler haben CHAMPLIN WILLIAMS FRIESTEDT zweifellos ein gutgemachtes Album erstellt, bei dem nicht nur die Melodien, sondern mit dem Schwerpunkt Gesang auch Struktur und Dramaturgie der einzelnen Stücke stimmen. Die Scheibe wird sicher nicht alle Rockfans abholen, sollte aber ihre Hörer finden.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser