CHAOS ASYLUM - Into The Black
Mehr über Chaos Asylum
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Release:
- 12.10.2012
- Into The Black
- Reign Of Terror
- Breakdown
- The Deceiver
- Born Survivor
- The Calm
- The Storm
- Ready And Waiting
- Kill Or Be Killed
- A Legend Now
- Spiritual Guidance
Zwei ehemalige BLITZKRIEGer toben sich nun bei CHAOS ASYLUM aus. Und wie.
Wenn ich mir die recht dünn gesäte Präsenz der britischen Band CHAOS ASYLUM im Netz anschaue, bin ich etwas irritiert, denn die gebotene Qualität auf diesem ersten Longplayer haut mich völlig aus den Socken. Normalerweise müsste hier der gesamte Undeground Kopf stehen, was aber nicht der Fall ist. Und auch ich muss mich da an die eigene Nase fassen, denn die damals noch als Duo eingespielte, selbst produzierte EP aus dem Jahr 2009, habe auch ich nicht wahrgenommen. Und dies, obwohl in der Band schon damals mit Guy Laverick ein relativ bekannter Musiker als Hauptverantwortlicher aktiv war. Der gute Mann war nämlich damals noch Klampfer der NWoBHM-Legende BLITZKRIEG. Und da bei den Jungs um Brian Ross offenbar immer wieder Leerlauf angesagt war, hat er sich mit einem gewissen Martin McManus zusammen getan, der vorher in einer PRIEST-Coverband namens JUDAS BEAST aktiv war, und CHAOS ASYLUM gegründet. Nach der oben erwähnten EP, deren vier Songs auch allesamt auf dem Longplayer zu finden sind, wurde aus CHAOS ASYLUM eine richtige Band, in der nun mit Phil Brewis am Schlagzeug ein weiteres (ehemaliges) BLITZKRIEG-Mitglied am Start ist. So viel zu den Fakten.
Traut man der aktuellen BLITZKRIEG-Homepage sind die beiden jetzt nicht mehr in der Band, was den Schluss zulässt, dass ihr Hauptaugenmerk auf CHAOS ASYLUM liege könnte. Ich würde es mir sehr wünschen, denn alle elf Titel dieses Albums können mich vom Fleck weg überzeugen. Gleich der titelgebende Opener lässt meine Kinnlade gen Fußnagel kippen, denn die Jungs treten hier mächtig aufs Gaspedal. Fulminanter Auftakt nach Maß, denn meine Aufmerksamkeit haben sie sich damit sofort gesichert. Ich höre pfeilschnelle Gitarren, wie man sie in schnellen US-Metal-Nummern hört, eine unglaubliche Hookline, die sich sofort im Hirn verkantet und eine Sirene, bei der man sofort weiß, weshalb sie vorher in einer PRIEST-Tribut-Band zu hören war. Total toll. Mit dem stampfenden 'Reign Of Terror' werden dann Tipton/Downing zitiert. Eine Nummer, die sich wunderbar zwischen allen Verfechtern des Glaubens macht. Fäuste in die Höhe, Klammern an die Eier. Feines Detail am Rande: Der Klampfensound erinnert herrlich an den von Tom Allom (Produzent von JUDAS PRIEST und DEF LEPPARD in den frühen Achtzigern - PK). Aber das nur am Rande. 'Breakdown' ist dann eine Nummer, die mit ihrem griffigen Klampfenspiel wieder eher an amerikanische Kollegen erinnert. Mister MacManus phrasiert hier ein wenig in alter King-Diamond-Manier, was natürlich ein weiterer Pluspunkt ist. Eine Nummer, die sich auf einem guten WOLF-Album als Highlight machen würde. In eine ähnliche gesangliche Kerbe schlägt das böse hackende 'The Deceiver'. Hier jongliert Martin erstmals auch mit schaurig-schönen tiefen Tonlagen. Völlig grandios. Wolf im Schafspelz. 'Born Survivor' ballert dann mit fiesen Double-Bass-Attacken auf die Trommelfelle und erinnert dabei ein bisschen an PRIESTs 'A Touch Of Evil', ohne dessen stumpfen Nervfaktor zu besitzen. Ein Titel, der einfach mal so mitreißt. Das vom mystischen Intro 'The Calm' eingeleitete 'The Storm' erfreut dann ebenfalls mit priesterlichen Riffs über denen ein königlicher Diamantengesang gelegt wird. Eine Nummer, die durch herrliche Achterbahnfahrten in Sachen Rhythmik auffällt, denn immer wieder wird das Tempo sehr deutlich erhöht. Ein Umstand, der diese, von düsteren Chorgesängen unterlegte Nummer, sehr abwechslungsreich erscheinen lässt.
Beim bereits von der EP bekannten – oder eben nicht – 'Ready And Waiting' überraschen die chaotischen Jungs mit einer Annäherung an Radioairplay, ohne dabei ihrem Stil untreu zu werden. In dieser Nummer wird lediglich der Gesang nicht so extrem ausgereizt und der Refrain ist sehr eingängig. Dazu scheint es so, als klängen die Klampfen hier ein bisschen weniger schneidend. Trotz alledem ein sehr feiner Song. Danach lassen die Herrschaften aber das Bügeleisen im Karton und lassen wieder die Kettensägen kreisen. Man hat beinahe den Eindruck als wolle man sich mit dem Killersong 'Kill Or Be Killed' (Hoppla, ein Wortspiel) für dessen Vorgänger entschuldigen. Dieser Song rasiert mit seinen scharfkantigen Saiten mal eben jedes Barthaar von der Schnute. Das prägnante Drumgewitter im Hintergrund sorgt für den nötigen Drive, um die Matte in Rotation zu versetzen. 'I see red all the time, I am the raging bull". Noch Fragen? Vielleicht noch die, weshalb JUDAS PRIEST seit zwanzig Jahren kein Song der Güteklasse 'A Legend Now" gelungen ist. Was jetzt für viele wie eine Gotteslästerung klingen mag, ist aber mein völliger Ernst. Dieser leicht epische Song, in dem Martin den Metal God bis in die letzte Spitze und das rollende "r" perfekt imitiert, positioniert bei mir alle Nackenhaare in Hab-Acht-Stellung. Ich mag aktuelle Priester-Scheiben, aber dieser Song wäre auf allen Alben seit der Schmerzkugel das absolute Highlight. Spannender Aufbau, grandioser Gesang, fantastische Soli, was will man mehr? Vielleicht zur Beruhigung den Rausschmeißer 'Spiritual Guidance', handelt es sich hierbei doch um einen weniger hektischen Song, der sich eher heimlich ins Kleinhirn gräbt. Die getragene Gesangsmelodie, die als Kontrast zur zackigen Musik steht, windet sich langsam aber unaufhörlich in die Hitspeicherzentrale des Reviewers und verweilt dort mit dem Eindruck, ein weiteres Highlight auf einer stark beleuchteten Scheibe gehört zu haben. Famoser Ausklang.
Ich denke, es haben alle verstanden, dass dieses Album eine Pflichtveranstaltung darstellt.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae