CLOSE TO THE SKY - The Distant View
Mehr über Close To The Sky
- Genre:
- Metalcore / Djent / Progressive
- ∅-Note:
- 4.50
- Label:
- Blood Fire Death
- Release:
- 21.10.2016
- Roots
- A Fading Existence
- Broken Sight
- In My Skin
- Code
- Haunting Memories
- Serene
- Dead End
- Landmarks
- Open Eyes
- Time Lapse
Die unzureichende Summe der einzelnen Teile.
Wieso es nicht reicht, einfach nur die gängigsten Stilmittel der jüngst angesagten Vertreter modernerer Metal-Klänge zusammenzufügen und daraus irgendwie einen Langspieler zu basteln, dabei möglichst hart, möglichst komplex, aber auch möglichst trendy zu klingen, demonstrieren uns die Spanier CLOSE TO THE SKY auf ihrem Debütalbum "The Distant View" unfreiwillig nachdrücklich.
Die elf Songs können einerseits vor lauter Proll-Gebreakdowne kaum laufen, bestehen andererseits auf den ersten Blick aber ohnehin nur aus ziemlich unrund zusammen gesetzten, altbekannten Fragmenten aus den Nischen Metalcore, Deathcore, Djent - und Prog. Ja, wirklich, trotz uncharismatischen, screamomäßigen Geschreis und dünnen Klargesangseinlagen, trotz eines Sounds, der letztlich nur den jüngsten Trends hinterher hechelt, ist CLOSE TO THE SKY eine recht progressive Herangehensweise eigen, denn ganz so willkürlich, wie der erste Eindruck vermittelt, wurden die Kompositionen auf "The Distant View" nicht zusammengesetzt. Vertrackte Rhythmusvariationen, Taktverschiebungen in THE HIRSCH EFFEKT-Nähe, sowie der grundsätzliche Verzicht auf Standard-Schemata sprechen zumindest für einen durchdachten und anspruchsvollen musikalischen Grundansatz der Iberer.
Nur wollte man es dabei leider nicht belassen, sondern musste ja unbedingt noch stumpfen EMMURE-Deathcore, Nu-Metal-Gerappe und öde Trance-Sounds zwischen SCOOTER und ESKIMO CALLBOY unterbringen; die peinlich aufgesetzten Hardcore-Rotzer von Sänger Lucas Felden sind da schließlich nur noch das Tüpfelchen auf dem hässlichen i. So ist "The Distant View" unterm Strich eine unrunde Mischung aus allem, was der gemeine Metal-Fan an den modernen corigen Nachwuchskapellen der 10er Jahre verachtet, gestützt immerhin von einem anspruchsvollen Rhythmusunterbau. Dass dieses überambitionierte Klangkonglomerat nicht vollständig baden geht, liegt daran, dass der Fünfer zwischenzeitlich hier und da zur Ernsthaftigkeit zurückfindet, sowohl die Dicke-Hose-Attitüde als auch den Plastik-Core-Firlefanz zurücknimmt und sich mit der einen oder anderen nachdenklichen Melodie einen Hauch Tiefe erarbeitet. Auch nach mehreren Komplettdurchläufen finde ich mit 'Code' und 'Time Lapse' aber tatsächlich nur zwei funktionstüchtige Titel. Darin besteht letztlich der Unterschied zu selbstgenannten Vorbilden wie NORTHLANE oder ARCHITECTS.
Skippt das langweilige Intro 'Roots', nehmt gleich das folgende 'A Fading Existence', das als Ansammlung aller genannter Stilmittel einen repräsentativen Querschnitt des knapp 40-minütigen Treibens liefert, und entscheidet selbst, ob ihr danach noch weiterhören wollt. An sich ist Track Nr. 2 schon Abschreckung genug. Der Sound drückt natürlich amtlich, handwerklich ist alles in Ordnung, die Rhythmusfraktion bringt ihr Potential zum Vorschein, doch eine stimmige Mischung bringen die Herrschaften mit ihrem Erstling nicht zustande. Ein Reboot als proggige Djent-Kapelle, ohne all das aufgesetzte Trance- und Deathcore-Gehabe und mit einem Wechsel am Mikrofon wäre ein Ansatz, der CLOSE TO THE SKY vielleicht eine musikalische Zukunft bescheren könnte. Mit der Herangehensweise von "The Distant View" wird es damit hingegen schwierig werden.
Anspieltipps: Code
- Note:
- 4.50
- Redakteur:
- Timon Krause