COBRA SPELL - 666
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/23
Mehr über Cobra Spell
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 01.12.2023
- 666
- S.E.X.
- Satan Is A Woman
- Hotline 666
- Bad Girl Crew
- The Devil Inside Of Me
- Fly Away
- Love = Love
- Love Crime
- Warrior From Hell
- You're A Cheater
- High On Love
Geballte Frauenpower, plakativ.
So so, man strebt gleich mal nach der "Rock 'n' Roll Weltherrschaft". Soll ich die Band wirklich an diesem Maßstab messen? Das würde nicht gut ausgehen. Allerdings stimmt das für nahezu jede Band, also ignorieren wir das Werbe-Geschreibsel mal und legen die Fakten auf den Tisch. Die fünf Damen von COBRA SPELL kommen aus vier verschiedenen Ländern, darunter Brasilien und Venezuela, also durchaus etwas exotischer. Bisher waren zwei EPs die Gesamtausbeute, jetzt wagen sie sich erstmals an einen Longplayer und machen dabei eine wirklich gute Figur.
Der Stil der Truppe ist ein sleaziger Hardrock, gerne mit starken Hooks und Refrains, die man nach dem ersten Hören bereits mitgrölen kann, und gelegentlichen Ausflügen in metallischere Gefilde. Idealerweise bleiben einige der Melodien bereits im Ohr und machen "666" zu einer Gute-Laune-Platte. Mehrere Musikerinnen haben auch schon einiges an Erfahrung, Bassistin Roxana Herrera tieftönt seit 2010, die starke Sängerin Kris Vega singt parallel noch bei der spanischen Progressive-Metal-Kapelle BORN IN EXILE und vor allem Gitarristin Sonia Anubis - ein übrigens typisch niederländischer Name, das ist bestimmt gar kein Künstlername - war schon bei CRYPTA und den BURNING WITCHES aktiv. Man kann festhalten, dass handwerklich auf "666" nichts anbrennt und vor allem Frontröhre Vega eine mehr als gute Figur macht.
Musikalisch gibt es auf dem Album einige Highlights zu entdecken. Das mit tollen Gitarrenleads ausgestattete 'The Devil Inside Me' ist mein Favorit, auch die seichte Halbballade 'Fly Away' gefällt, zügigere Lieder wie der Opener 'S.E.X.' und 'Love Crime' sind stark und auch das ziemlich coole 'Bad Girl Crew' gehört auf die Habenseite. Bis auf das öde 'You're A Cheater' und das nach zwei Durchgängen zu einem Skipkandidat gewandelte 'Satan Is A Woman', dem ich aber beste Livequalitäten attestieren würde, bewegt sich der Rest im guten Mittelfeld der, ähm, Weltliga des Rock 'n' Roll.
Überflüssig finde ich das Image der Band, das einfach over the top ist. Klar, Männer machen das auch und schlimmer, aber man hat ja immer wieder die Hoffnung, dass diese infantilen, pubertären Anwandlungen junger Rocker sich irgendwann auswachsen (außer bei David Coverdale, natürlich). Warum die Damen sich nun hinter offensiver Sexualität und plakativem Bad-Girl-Image verstecken müssen, weiß ich nicht. Mich macht das gar nicht an, ich dachte, die Zeiten von "I want wour body, not your mind" wären vorbei, aber natürlich, wenn fünf gutaussehende, junge Damen meinen, damit den Thron erobern zu können, nur zu. Ich finde es dennoch eindimensional. Dazu muss auch das unglaublich schreckliche Coverartwork Erwähnung finden, dass 1985 gerade noch durchgegangen wäre, heute aber eigentlich eine Frechheit ist.
Wenn man das aber mal alles außer Acht lässt, bleibt eine wirklich gute Hardrock-Scheibe. Das Debüt von COBRA SPELL lässt hoffen, dass hier eventuell ein neuer Stern am Rock-Firmament aufgeht. Ein Händchen für lässige Melodien ist vorhanden, es fehlt möglicherweise noch die Erfahrung, ein durchgehend mitreißendes Scheibchen zu komponieren; aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Hier ist der Opener 'S.E.X.'
Und hier mein Favorit, 'The Devil Inside Me
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger