COLORED N' BLIND - Life On Display
Mehr über Colored N' Blind
- Genre:
- Rock
- Label:
- Springstoff.de
- Intro
- Daydream
- In Reverse
- One Honest Thought
- Comprise Them
- Life On Display
- Summer
- Gentle Lies
- Colored N' Blind
- Indolent View
- Clear Water
- With You
COLORED N' BLIND. Abheften unter: Berliner Jung- und Newcomerband, deren Mitglieder sich selbst nicht sicher sind, ob sie nun NIRVANA-Fans sind oder doch eher die NICKELBACK Deutschlands sein wollen. Der Unterschied wäre essenziell.
Fangen wir aber doch ganz vorne an: Die Verpackung und Infos zur Band, die man bekommt, sind eher dürftig, das Cover fällt unter die Kategorie langweilig, und doch wirkt das Intro zu COLORED N' BLINDs erster Platte "Life On Display" (Kennen wir das nicht schon irgendwoher, meine Herren?), ein glockenspielartiges Keyboard mit Regen unterlegt, trotzdem vielversprechend. Auch der erste Song 'Daydream' darf mit etwas gutem Willen noch als gut durchgehen, was danach folgt, muss man allerdings (leider) größtenteils als einfallslos und langweilig einstufen.
Damit es hier keine Missverständnisse gibt: Was die vier Berliner auf "Life On Display" machen, ist keineswegs auf einer Stufe mit diversen, unsäglichen Demoproduktionen, die man immer wieder hören muss, sondern durchwegs professionell produziert, ohne Zweifel mit einigem an Herzblut intoniert und technisch sowie von den instrumentalen Fähigkeiten der Musiker her einwandfrei. Einzig der zündende Funke, der grundlegend dafür ist, ob solche Musik im Ohr bleibt, fehlt gänzlich.
Auch Sänger Marc, der mit seiner ein wenig angerauten Stimme irgendwo zwischen GODSMACK, BILLY TALENT und PUDDLE OF MUDD pendelt, macht seine Sache gut. Das alles nützt aber im Endeffekt gar nichts, wenn Songs wie 'One Honest Thought' oder 'In Reverse' nur ein müdes Gähnen und das Gefühl hervorrufen, hier auf irgendeinem Lokalband-Gig gelandet zu sein, und schnellstmöglich ein paar Bier zu brauchen, um mit dem Fuss mitwippen zu können.
Relativierend kann man den Berliner Jungs eigentlich nur raten, so weiterzumachen, denn die Fähigkeiten sind, wie gesagt, durchaus vorhanden, und auch das Songwriting wirkt hier und da doch ganz gelungen (man höre wahlweise auch die schöne Ballade 'Comprise Them' oder den FOO FIGHTERS-treffen-BLACKMAIL-artigen Song 'Summer', der richtig gut ist, um sich davon zu überzeugen), aber im Endeffekt kann man hier keine Empfehlung aussprechen, ohne den deutlichen Hinweis darauf zu geben, dass das, was die Burschen hier versuchen, von zahllosen anderen Bands viel besser gemacht wird. Vielleicht sollten sich COLORED N' BLIND für die nächste Platte einfach etwas Zeit nehmen und die Stereotypen darüber, wie ein Song aufgebaut sein muss, die sie scheinbar in ihren Köpfen haben, einfach über Bord werfen, und die Musik für sich sprechen lassen, ohne selbige in ein bestimmtes Konzept pressen zu wollen. Dann klappt's mit Sicherheit auch mit dem Renzensenten.
"Life On Display" ist insgesamt bei weitem keine schlechte Platte, und wird auch ihre Fans und Käufer finden, muss aber deutliche Abzüge unter den Programmpunkten "Innovation" und "Songwriting" einstecken. Das hier reicht heute einfach nicht mehr ganz, auch wenn die Band insgesamt ohne Frage sehr sympathisch wirkt.
Anspieltipps: Comprise Them; Summer; Clear Water
- Redakteur:
- Sebastian Baumer