CORVUS CORAX - Cantus Buranus - Das Orgelwerk
Mehr über Corvus Corax
- Genre:
- Mittelaltermusik
- Label:
- Pica Music/Soulfood
- Release:
- 05.12.2008
- Praeludium in D-Super "O Fortuna"
- Toccata Super "Miser"
- Fuga Super "Ingordin Et Ingordan"
- Praeludium "O Langveo"
- Improvisatio Super "Ordu Langvet"
- Toccata Super "Quid Agam Misera"
- Passacaglia Super "Ergo Bibamus"
- Fantasia Super "Veritas Simplex"
- Ritornell Super "Lingua Mendax"
- Fantasia Super "In Orbem Universum"
- Variationes Super"O Varium Fortuna"
Tonnenschweres, aber ebenso geniales Meisterwerk aus der Hand der Könige der Spielleute.
Wer CORVUS CORAX kennt, weiß, dass der musikalische Horizont der Band keine Grenzen hat. Wer CORVUS CORAX liebt, weiß, dass ihr musikalisches Potential ebenfalls keinen Beschränkungen unterworfen ist.
Ein neuer Beweis dafür ist die Umsetzung des mittelalterlichen "Cantus Buranus"-Komplexes, dieses Mal auf der Orgel der Berliner Passionskirche.
Klingt exotisch, ist es auch. Wer hier leichte Unterhaltung erwartet, wird bitterlich enttäuscht werden. Das von der Band eh schon dramatisch umgesetzte Werk, das in seiner ursprünglichen Form durchaus der Unterhaltung gedient hat, bekommt auf der Orgel ein vollkommen neues Gesicht.
Nicht leichter wird der ohnehin schon schwere Stoff, sondern um ein deutliches düsterer, was an der Konnotation des Instruments an sich liegt. Wer verbindet mit der Orgel nicht die bleierne und anprangernde Schwere, der man schwerlich entkommen kann, wenn man ihr erst in traditionell Akustik-fördernden Kirchenbauten ausgesetzt ist? Vollkommen ohne fremdes Instrument (außer bei 'O Varium Fortuna') zu einem Bollwerk an Klang, das mehr Wucht inne hat als so manches Double-Bass-Geballer.
So wird die Auswahl der Stücke, die hier auf höchst eindrückliche Art und Weise neu und wieder umgesetzt werden, zu einer Aneinanderreihung an Liedern, die es in sich haben. Und schon bei magerem technischen Equipment eine Wirkung entfalten, die einen in den Sessel drückt und dort nichtmehr weglässt, bis man nach fast siebzig Minuten feststellt, dass die Ohren immernoch nachklingeln, wenn schon lange kein Ton mehr aus den Boxen dringt.
Das Problem dieser Scheibe dürfte ihre Exceptionalität sein. Nicht jeder hat die Muße sich ein Stück tonnenschwerer, aber musikalisch herausragender, Mitteralterdichtung ins Regal zu stellen. Für die, die damit kein Problem haben, ist diese Platte ein absoluter Gewinn und neuerlicher Beweis für die Großartigkeit des schöpferischen Wirkens der Könige der Spielleute.
Das muss Live eine absolute Offenbarung sein.
Anspieltipps: da man eh nicht vor Ende aus dem Sessel kommt: alles.
- Redakteur:
- Michael Kulueke