CRIPPLED BLACK PHOENIX - Horrific Honorifics (EP)
Mehr über Crippled Black Phoenix
- Genre:
- Dark Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 09.03.2018
- False Spring
- The Golden Boy Swallowed By The Sea
- Will-O-The-Wisp
- Victory
- In Bad Dreams
- The Faith Healer
Der Feuervogel wildert auf fremdem Terrain...
Auch CRIPPLED BLACK PHOENIX bringt nun also ein Cover-Scheibchen (= EP) heraus, mit Stücken, denen bzw. deren verschiedenen Urhebern man gern Tribut zollen möchte. Es hört auf den schönen Titel "Horrific Honorifics". Positiv hervorzuheben ist zunächst, dass man es bei sechs (vermutlich sorgfältig) ausgewählten Tracks belässt und dass sich keine "usual suspects" wie MOTÖRHEAD oder BLACK SABBATH darunter finden (natürlich auch kein PINK FLOYD - das hatte man ja auch bereits auf der 2015er EP "Oh' Echoes" getan). Kompaktheit und Überraschungseffekte finde ich bei solch einem Format unerlässlich.
Zudem wirkt es so, als gäbe es eine Verbindung zwischen den einzelnen Songs und das lässt die Zusammenstellung in sich schlüssig und flüssig erscheinen. Eine dunkle bis melancholische Atmosphäre eint alle Tracks. Mal energischer in ein härteres Gewand gepackt ('False Spring'), mal elegischer daherkommend als düster tönende Klanglandschaft ('Will-O-The-Wisp').
Die entscheidende Frage ist nun, wie nah man an den Originalversionen bleibt? Gegenüber ARBOURETUMs Vorlage geht man deutlich ruppiger und kraftvoller im Riffbereich zu Werke, was aus dem Psychedelic Rocker 'False Spring' eine heftige Düsternummer macht. Beim SWANS-Song 'The Golden Boy Swallowed By The Sea' ist es hingegen das Original, das düsterer, hypnotischer und schlicht unheimlicher klingt als die etwas softere Interpretation, was vor allem am eindringlichen Gesang von Michael Gira liegt.
Auch bei MAGNOLIA ELECTRIC CO. ist es der so wunderbar leidende Gesang im Original, der den Song 'Will-O-The-Wisp' trägt - wobei die Idee schon charmant ist, hier stattdessen weiblichen Gesang (Belinda Kordic) einzubauen, wodurch das Pendel nun etwas in Richtung atmosphärischem Gothic ausschlägt. 'Victory' ist bei Justin Greaves und seinen Mitstreitern zu einer wunderbar treibenden, atmosphärisch dichten Nummer geworden, die mir deutlich besser gefällt als das sperrige, punkige Original von NO MEANS NO.
'In Bad Dreams' von THE GOD MACHINE wurde gesanglich variiert, verlor aber auch diese eigentümliche, besondere Atmosphäre der Vorlage und klingt jetzt eher wie guter, aber "gewöhnlicher" und recht seichter Post Rock. Tja, und THE SENSATIONAL ALEX HARVEY BAND aus den Siebzigern klingt eh so eigenwillig und originell, da musste CRIPPLED BLACK PHOENIX aus 'The Faith Healer' schon etwas ganz anderes machen. Hier haben Greaves und Co. den Song tatsächlich mal komplett umgekrempelt und als wuchtigen Düsterrocker mit Dave-Gahan-Gedächtnis-Vocals intoniert. Nice!
Fazit: Musikalisch bleibt CRIPPLED BLACK PHOENIX bis auf 'The Faith Healer' ziemlich nah an den Originalen, hauptsächlich gesanglich ergeben sich Unterschiede. Und da sogar das Literarische Quartett heutzutage das Gesamtergebnis der Kritiker-Debatte in Fußballresultaten ausdrückt: Hier steht für mich am Ende ein 3:3 zwischen Vorlagen und Neuinterpretationen.
Ob man solch eine Tribute-EP nun dringend braucht oder nicht, kann gewiss jeder selbst entscheiden; musikalisch ist diese recht spannend und eindrücklich ausgefallen. Nicht vergleichbar zwar mit einem regulären Studioalbum, aber zumindest mit weniger Post-Rock-Anteil und PINK FLOYD-Reminiszenzen als auf dem letzten eigenen Output "Bronze" (2016). Die Vorlagen geben ja auch kaum solch ausladend-getragene, ruhig dahintreibende Flächen her, wie sie auf den Stücken aus eigener Feder immer wieder zelebriert werden, sondern knüpfen eher an die Sorte kraftvoller, dunkler und schwerer Nummern à la 'No Fun', 'Turn To Stone' und 'We Are The Darkeners' an. Seine Berechtigung hat "Horrific Honorifics" damit durchaus.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer