CRIPPLED BLACK PHOENIX - The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature
Mehr über Crippled Black Phoenix
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Seasons Of Mist
- Release:
- 08.11.2024
- We Forgotten Who We Are
- You Put The Devil In Me
- 444
- Goodnight, Europe (Pt2)
- (-)
- Song For The Unloved
- Whissendine
- Blizzard Of Horned Cats
The feast begins - 20 Jahre CRIPPLED BLACK PHOENIX!
Die schwedisch-britische Band CRIPPLED BLACK PHOENIX um Mastermind Justin Greaves, Belinda Kordic und einige weitere superbe Musiker, feiert mit uns ihr 20-jähriges Bestehen: Das Album "The Wolf Changes Its Fur But Not Its Nature" ist der Nachfolger des hochgelobten "Banefyre" aus dem Jahre 2022. Die Band spielt uns ja immer wieder Streiche: So verblüffte sie auf "Bronze" (meinem Lieblingsalbum der Band) mit dunklem Stahl und einem sensationellen Kompositionsgeschick. Danach gab es Ausflüge in weniger dornige, verträumte Klanglandschaften. Dieses Mal nimmt sie alte Tracks und puzzelt sie neu zusammen. Heraus kommen neue Songs, die natürlich mit den einst ersonnenen Ideen verwandt sind, jedoch neue Horizonte erschließen.
Der Opener des neuen Albums, 'We Forgotten Who We Are', brachte mich sofort zurück in den komplexen Kosmos der Kombo. Ein kurzes Intro mit fiesem Lachen einer Hexe aus Salem läutet ein Brett von einem Track ein. Turmhoch aufgebaut, mit stählernen Schwingen, auch trotz der Länge von einer großartigen Spannung beseelt, vergisst man, sich zu bewegen, beinahe zu atmen vor Staunen. Dachte, das könnten nur TRANSMISSION ZERO, TOOL oder THE EVERLIVING, Songs so klar und reliefartig aus dem Firmament zu meißeln. 'You Put The Devil In Me' setzt auf Belindas superbe Rockstimme: Unprätentiös, unkitschig, sie muss nicht Fee oder wild sein, um leidenschaftlich mitzureißen.
Radiosequenzen, lockere Licks, wir befinden uns mitten in '444'. Leicht orientalisch schlängelt sich der Song die Karawanenstraße entlang, ein absoluter Fave des Albums für mich, ein echter Hit. Seltsame Begleitgeräusche können die rhythmisch vorwärtsdrängende Karawane nicht aufhalten. In 'Goodnight Europe (Pt. 2)' übernimmt Belinda dann erneut das Ruder. Alle Tracks sind überlang, wie wir es ja gewohnt sind. Die Atmosphärenkönige kreieren kolossale Kompositionen, die trotz ihrer Nähe zu einem Hauptthema in abseitige Täler führen und uns einen Blick in düstere Abgründe werfen lassen. Ein echter Twilight Of The Thundergod-Donner bildet das wuchtige Finale. Das nur viereinhalb Minuten lange Instrumental '(-)' entführt uns in dunkelviolette Wolkenschichten in Bergnähe.
'Song For The Unloved' erinnert mich etwas an NICK CAVE, IGGY POP oder DAVID BOWIE, hier bildet Belinda die Kontraststimme. Dieser Track ist besonders harmonisch, verzerrte Tonlagen im Hintergrund lassen aber erkennen, dass hier kein Glück besungen wird. Plötzlich wandelt sich die Stimmung, es wird zackig rhythmisch und metallische Eruptionen brechen sich Bahn. Choräle nach Art greogorianischer Gesänge sind zu hören, etwas verweht, dann ein komplett neues Riffing. Ein Saxophon mischt sich ein, es wird jazzy. Wer nun denkt, da kommen sie nicht raus, kann sich wundern, denn nach einem metallischen Intermezzo und einer kurzen Soloeinlage des Saxophons schließt sich der Kreis und wir sind beim Grundthema. Die Ungeliebten werden wohl doch geliebt, zumindest von der Band. Fast 15 Minuten, und ich dachte, sowas kann nur MOONSORROW.
Mit gehauchter Stimme eröffnet 'Whissendine', das zunächst das Strophe-Chorus-Strophe-Schema beibehält. Dann wandern wir von Zirpen und Blinken begleitet durch dunkle Straßenschluchten, der Chorus fängt uns ein, bevor Unsicherheit aufkommt und sphärische Klänge leiten über zum Finale 'Blizzard Of Horned Cats'. Ein warm hallendes Klavier, ein eruptiver Part mit sich beinahe fanfarenhaft steigernder Begleitung und gerade noch zu erahnender, verwaschener Gesang, der an blackmetallische Schmieden gemahnt, beenden dieses facettenreiche Opus opulent.
CRIPPLED BLACK PHOENIX bleibt sich treu und schlägt einen Haken nach dem anderen. Das ist kreativ und man muss zuhören, das fordern sie. Meine Faves liegen am Anfang. Die ersten drei Überlängesongs sind nicht zu toppen. So hätte das Album weitergehen dürfen. Insgesamt muss ich konstatieren, dass die Symbiose aus alt und neu gelingt. Ein Clou zum Schluss: Die Veröffentlichung ist im Grunde ein Doppelalbum, da nur drei Wochen später ein weiteres Album ('Horrific Honorifics Number Two (2)') folgt, das Coverversionen von Songs enthält, die die Band einst inspirierten. Aber dazu später mehr.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Matthias Ehlert