CROM - Vengeance
Mehr über Crom
- Genre:
- Epic Metal
- Label:
- Pure Steel Records / Twilight
- Release:
- 29.08.2008
- Wings Of Fire
- The Restless King
- Crom
- Vengeance Part I - The Cause...
- Vengeance Part II - ...And The Effect
- Unchain The Hero
- A Life Unbearable
- The Stars Will Fall
- Hammer Of The Gods
- Fire
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Am dritten Juni des Jahres 2004 hat die Metalszene eines ihrer wichtigsten Idole verloren und mit ihm eine der stilprägendsten und einzigartigsten Bands. Die Rede ist natürlich von Quorthon und BATHORY, die so viele junge Musiker aus den Bereichen des Black, Epic und Pagan Metal beeinflusst haben wie nur wenige andere. Zu diesen jungen Musikern gehört zweifellos Walter Grosse, der einst bei den bajuwarischen Schwarzmetallern von DARK FORTRESS in die Saiten griff und seit sieben Jahren nebenbei sein eigenes Projekt CROM betrieb, welches nun zu seiner Priorität geworden ist und mit "Vengeance" ein Debütalbum vorlegt, das ganz deutlich und massiv von BATHORY beeinflusst ist und dabei Maßstäbe setzt.
Da BATHORY eine Band mit vielen Gesichtern war, tut es Not zu sagen, dass diejenige Seite, welche CROM zu dem macht, was es ist, die epische Seite BATHORYs ist. Die Seite, die uns diverse unsterbliche Wikingerepen beschert hat und nun in CROM weit mehr als eine posthume Würdigung erfährt. Ich will gar nicht erst vom legitimen Nachfolger oder vom rechtmäßigen Erben faseln, denn das sind große Worte, die jeder anders und viele falsch bewerten werden. So oder so, CROM greift mit dieser großartigen Scheibe eine Stimmung auf, die ich persönlich tot geglaubt habe und die ich seit der "Nordland"-Saga nicht mehr spüren durfte.
Die einzigartige Atmosphäre, die Mischung aus sehnsüchtigem, visionärem, leidenschaftlichem Leadgesang, aus würdigen, archaischen Chören, die Kombination verträumter, leicht folkloristischer Akustikgitarren mit Raum greifenden, elegisch Klage singenden E-Gitarren-Leads und dramatischen Riffs, spiegeln sehr detailgetreu die Hauptzutaten wieder, die BATHORYs große Wikinger-Phase so unvergleichlich machten. Vor allem die beiden "Nordland"-Alben und das grandiose "Blood On Ice" stehen dem Schaffen CROMs am nächsten, doch auch der Anhänger von "Hammerheart" und "Twilight Of The Gods" wird sich hier zurecht finden.
Vor jetzt der vorprogrammierte Einwand kommt, wofür die Welt eine weitere BATHORY-Kopie braucht, sei gleich an dieser Stelle gesagt, dass CROM zwar bekennend, spürbar und massiv von BATHORY beeinflusst ist, dass aber "Vengeance" keineswegs eine Kopie der Großtaten Quorthons ist. Crom singt zum Großteil klarer und sauberer als Quorthon, und erinnert bei 'The Restless King' gar an den großartigen Brian Ross. Dabei schafft er es dennoch wie kaum ein anderer, diese ganz spezielle Stimmung zu treffen, die in den Hooklines und Melodiebögen Quorthons ein Eigenleben führte. Vor allem aber stehen die Songs auf eigenen Füßen. Viele Stellen, Motive, Melodiefragmente streifen Stücke des Vorbilds, kupfern aber nicht ab, sondern bauen darauf auf: Das singende Solo und das akustische Arrangement gegen Ende von 'Hammer Of The Gods', die fesselnde Hookline und die Chöre beim Opener 'Wings Of Fire', die explodierende Riff-Energie von 'Vengeance' oder der Aufbau und das gesamte Arrangement der Bandhymne 'Crom'. Die Band weiß, was sie tut.
Viele Bands wurden von den Rezensenten dieser metallischen Welt schon als vermeintlich legitime Nachfolger des Mannes angesehen, der in die Halle der Väter eingekehrt ist, gefeiert, und auch ich bin mir bewusst, dass auch ich nur einer von vielen Rezensenten bin, der nicht zwangsläufig mehr Ahnung haben muss als all die anderen. Andererseits war mir BATHORY immer besonders wichtig und die Nachricht von Quorthons Tod hat mich damals mehr getroffen als ich es mir je hätte vorstellen können. Dass das Gefühl des Verlustes so intensiv sein kann, wenn ein Mensch stirbt, den man niemals persönlich gekannt hat, hätte ich nicht gedacht. Auch das Erlebnis, als ich etwa ein Jahr später Boss persönlich getroffen habe, war etwas ganz Besonderes. Wenn es eine Band wie CROM schafft, mir eine massive Gänsehaut zu verschaffen, weil sie mich mit der großartigen Musik auch an all die tragischen, fesselnden und ergreifenden Momente erinnert, die ich mit BATHORY verbinde, dann ist das für mich wirklich große Kunst, die ich jedem von euch ganz dringend ans Herz legen möchte.
Zum Schluss möchte ich mich bei Walter und CROM dafür entschuldigen, dass ich in dieser Rezension fast mehr von BATHORY gesprochen habe als von CROM. Doch das beweist nur umso mehr, dass diese Band mit vorliegendem Götteralbum nicht nur unbeschreiblich tolle Musik macht, sondern beim einen oder anderen "Hordisten" auch in der Lage ist, ganz massive Gefühle zu wecken.
Anspieltipps: Wings Of Fire, Vengeance, The Restless King, Hammer Of The Gods
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle