CROWORD - Crimson Gaze
Mehr über Croword
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- NRT Records
- Release:
- 03.09.2021
- Crimson Gaze
- Isle Of The Dead
- Death And The Maiden
- Secession (Where All The Reasons Are Lost)
Schwedenstahl aus der Steiermark mit Stärken und Schwächen.
Die Liste der Bands, die heute noch heute die Fahne für den klassischen Melodic Death Metal der Neunziger hoch halten, ist kurz, immerhin mischen sich dieser Tage immer wieder moderne Versatzstücke aus dem Metalcore oder sogar Djent zwischen die klassischen Göteborg-Riffs. Da kommt eine Band wie CROWORD aus Österreich mit ihrem an die frühen DARK TRANQUILLITY angelehnten Sound doch eigentlich genau richtig. Dennoch konnten die beiden bisherigen Releases "Manifest Of Mortal Sickness" und "The Great Beyond" noch nicht so viel Staub aufwirbeln, wie sich das der Fünfer vielleicht gewünscht hat, und landeten auch in unserer Bewertung nur im Mittelfeld der Bewertungsskala.
Ob sich dieser Umstand mit der neuen EP "Crimson Gaze" ändern wird, die vier Jahre nach dem Langspieler "The Great Beyond" erscheint, wage ich noch zu bezweifeln. Doch erst einmal beginnt die vier Songs umfassende Scheibe mit dem Titeltrack recht vielversprechend. Insbesondere die Gitarren-Leads des Duos Dino Sulic und Julian Schattovits springen hier ins Ohr und wecken mehr als einmal wohlige Erinnerungen an die Neunziger, während die Rhythmus-Sektion die Nummer mit solider Arbeit nach vorne peitscht. Ähnlich lobende Worte finde ich dagegen für die "Growls" und Shouts von Fronter Adrian Schattovits leider nicht, entpuppen sich diese in meinen Ohren doch schnell als größter Schwachpunkt der Österreicher. Gerade in tieferen Lagen fehlt Adrian immer wieder der nötige Druck und auch die Produktion tut dem Sänger keinen Gefallen, indem sie den Gesang sehr präsent und vor allem laut ins Zentrum des Sounds stellt. Was bei klarem Gesang gang und gäbe ist, stört mich gerade bei Growls schon immer, funktionieren diese in meinen Ohren doch viel besser, wenn sie zwischen den Gitarrenwänden eingebettet werden.
Mit dieser Hypothek im Gepäck sollte es eigentlich auch für den Rest der Songs schwer werden, wirklich zu überzeugen, doch überraschenderweise fallen insbesondere bei 'Death And The Maiden' und 'Secession' die gesanglichen Probleme nicht so sehr ins Gewicht. Vor allem liegt das an den beiden Herren an den Sechssaitern, die hier noch einmal alle Register ziehen und mit ihren Leads einige wirklich feine Hooklines servieren. Das schöne akustische Outro von 'Secession', das die Platte beendet, weckt dann noch einmal wohlige Erinnerungen an IN FLAMES und Songs wie 'The Jester's Dance'.
Unter dem Strich ist "Crimson Gaze" angesichts der angesprochenen Probleme dennoch nur eine solide Melodic-Death-Scheibe, auch wenn die qualitative Steigerung im Schlussspurt den Silberling noch vor der Belanglosigkeit bewahrt. Hätten wir es hier mit einem Debüt zu tun, würde ich das auch als gelungenen Einstand verbuchen, doch nach nun drei Veröffentlichungen mit vielen starken Ansätzen, ist es an der Zeit, dass die Österreicher ihre Schwachstellen beseitigen und ihr ganzes Potential einmal auf Platte bannen. Dann könnte hier nämlich ein vielversprechender Melodic-Death-Newcomer aus der Steiermark erwachsen.
- Redakteur:
- Tobias Dahs