CRYPT SERMON - The Stygian Rose
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/24
Mehr über Crypt Sermon
- Genre:
- Epic Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Dark Descent Records
- Release:
- 14.06.2024
- Glimmers In The Underworld
- Thunder (Perfect Mind)
- Down In The Hollow
- Heavy Is The Crown Of Bone
- Scrying Orb
- The Stygian Rose
<p class="MsoNormal" style="text-align: justify;">Mächtiger Epic Doom Metal für Feinschmecker und Traditionalisten.</p>
Ich kann bis heute nicht wirklich nachvollziehen, warum CRYPT SERMON, zumindest wenigstens in den entsprechenden Kreisen, nicht schon viel größer und bekannter ist, hat die Band doch bereits mit "Out Of The Garden" (2015) und "The Ruins Of Fading Light" (2019) zwei absolut herausragende Referenzwerke im Bereich des Heavy Epic Doom Metal veröffentlicht. Aber gerade erst kürzlich führte ich mit zwei, drei netten Leutchen auf dem Rock Hard Festival ein wenig nerdy talk, und obwohl von Haus aus recht gut im Epic Doom bewandert und unterwegs, erntete ich von diesen lediglich fragende und irritierende Blicke, als ich den Bandnamen CRYPT SERMON in den Ring warf. Kann man nichts machen. Aber ändern kann und wird das nun endlich hoffentlich Album Nummer drei, welches auf den Titel "The Stygian Rose" hört und dessen erneut wunderschön puristisches Artwork wieder einmal von Sänger Brook Wilson höchstselbst entworfen wurde. Es ist mehr als lobenswert, wenn auch in diesem Segment heutzutage die Musiker lieber noch selber kreativ tätig werden anstatt es den kultur- und seelenlosen AI-Programmen zu überlassen, wie es bei nicht wenigen Bands dieser Tage ja leider schon Usus geworden ist. Neu im Bandgefüge ist darüber hinaus übrigens Tanner Anderson, welcher für das Niederdrücken der Keyboardtasten verantwortlich zeichnet.
Gleich der erste Song 'Glimmers In The Underworld' überrollt nach kurzem Intro schlagartig mit ersten Riffs zum absoluten Niederknien, wunderbaren Flitze-Soli, präzise-wuchtiger Schlagzeugarbeit und geht auch tempomäßig in die absoluten Vollen. Was für ein Einstieg! Heavy Epic Doom Metal? Ja, klar, aber mit einer gehörigen nach vorne peitschenden progressiv angehauchten Power-Schlagseite, die gelegentlich an MEMENTO MORI und in seltenen Ohrenblicken auch mal ein wenig an VENI DOMINE erinnert. Wohlig-warme Gitarren-Arpeggien nehmen dann zwischenzeitlich mal ein wenig das Tempo raus, um im richtigen Moment dann allerdings auch gleich wieder fulminant anzuziehen. Brook Wilson zieht schon hier alle Register seiner Sangeskunst. Von dezent zurückhaltend bis kraftvoll rausfeuernd und diabolisch ausspeiend am Ende des Songs verfügt der gute Mann über sehr gut ausstaffiertes Handwerksrüstzeug in seinem Gesangs-Bauchladen, welches man für diese wunderbare Spielart des Doom Metals aber eben günstigenfalls auch genau in der Mischung mitbringen sollte. Leider ist der Gesang allerdings für meinen Hörgeschmack in einer sonst grundsätzlich sehr gut ausbalancierten und überdurchschnittlich druckvollen Produktion (Arthur Rizk und Aidan Elias) aber ein wenig zu sehr in den Hintergrund gemischt worden. Zurückhaltender und gemächlicher knapp zwei Gänge runtergeschaltet in einem eher klassisch angelegten Epic-Doom-Gewand zeigt sich dann 'Thunder (Perfect Mind)', welches mit gelegentlicher Key- und Klavierbegleitung aufwartet. Auch hier stechen die vorzüglich intonierten Gesangslinien sofort ins Ohr und die Gitarrenarbeit erinnert mich in einigen Momenten abermals unweigerlich an einen gewissen Mike Wead (KING DIAMOND, MERCYFUL FATE, ex-MEMENTO MORI, ex-HEXENHAUS, ex-ABSTRAKT ALGEBRA). Song Numero drei 'Down In The Hollow' beginnt bedrohlich und mit furios-wildem Drumming, bevor Gitarrist Steve Jansson wieder eine Salve an Powerchords vom Stapel lässt, die wesentlicher Lehrbestandteil einer jeden ernstzunehmenden Riff-Fibel sein sollten. Dass die Band, diesen Song hier mal exemplarisch vorangestellt, grandiose Ideen en masse in einem Song unterbringt, für die manch andere Bands mitunter bis zu zwei, drei Alben benötigen, kennen wir ja zu Genüge bereits von den ersten beiden Platten. Mit 'Heavy Is The Crown' ertönt eine musikalische Darbietung auf epischem Höchstniveau, die mich an diverse Werke von SOLITUDE AETURNUS und CANDLEMASS denken lässt, an denen Rob Lowe beteiligt gewesen ist, und welche die vorzügliche Bassarbeit von Matt Knox in den Vordergrund stellt. Der erhabene Refrain lässt mich hier beim Schreiben die Fäuste abwechselnd Richtung Zimmerdecke raisen. Freunde der gepflegten und kultivierten Eisenmusik: Genau so muss das, und nicht anders!
Das folgende Stück 'Scrying Orb' wäre bei einer anderen Band vermutlich auf neun von zehn Alben zweifelsohne einer der Top Tracks. CRYPT SERMON legt sich selbst aber die Messlatte immer so immens hoch, dass es hier noch immer als guter Song, aber im Vergleich zu den anderen Stücken eben als der am wenigstens saugute Song daherkommt. Aber wenn man in Summe nach fünf Songs schon wieder solch ein extremst hohes Gesamtniveau an den Tag gelegt hat und mit dem nun abschließenden gut elfminütigen Titeltrack noch ein weiteres Sahnehäubchen auf der Torte setzt, dann hat man als Band so arg viel nicht falsch gemacht. Das mit verträumten Klaviermelodien beginnende 'The Stygian Rose' erinnert bezüglich Epik, Spannungsaufbau und Dramatik (wohlgemerkt nicht die Musik!) an so manchen BATHORY-Song der ersten Viking-Alben Anfang der 90er. Heißt im Klartext, hier wird nun weniger spieltechnisch brilliert und rhythmisch weniger durch und gegen die Takte gefrickelt als mehr oder weniger noch auf den ersten fünf Stücken des Albums, sondern der Hauptfokus liegt ganz klar auf dem sich langsam steigernden, wunderdüsteren Stimmungsaufbau und der damit einhergehenden Entenpelle entfachenden Atmosphäre. Viel eindringlicher und intensiver und somit passender und stilechter kann man solch ein Album dann auch wahrlich kaum beenden.
Die Band verfolgt konsequent und zielstrebig den eingeschlagenen Weg, ohne dabei in irgend einer Art und Weise auf der Stelle zu treten. Im Gegenteil: Die Weiterentwicklung im Songwriting ist auch hier wieder für jedermanns Ohr erkennbar. Gerade Steve Jansson an der Gitarre und Enrique Sagarnaga an der Schießbude haben ihr Handwerk enorm verfeinert und in Sachen Spieltechnik und Spielwitz noch einmal ein gutes Pfund drauflegen können, was die Band in Sachen Dynamik und Variabilität enorm breit stehen lässt. Sowohl solche, die beim Hören im Sinne (überschaubarer) progressiver Songstrukturen gerne ein wenig gefordert werden wollen, als auch jene, die ihren Epic Heavy Doom stimmungsdicht und riffbetont mögen, kommen hier beidseitig absolut auf ihre Kosten. CRYPT SERMON vereint sie in epischer Eintracht alle zusammen unter einem Dach.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Lenze