CURE, THE - Lost In The Labyrinth
Mehr über Cure, The
- Genre:
- Dokumentation
- Label:
- Locomotive Records
- Release:
- 05.05.2006
- The Cure Lost In The Labyrinth
"The Cure: Lost In The Labyrinth" ist eine von der Band nicht lizensierte DVD. Dementsprechend ist darauf kein einziger Ton der Musik von THE CURE zu hören. Stattdessen gibt es Interviews bzw. jede Menge Erzählungen und Mutmaßungen über THE CURE, Bandleader Robert Smith und die Alben. Das gestaltet sich teilweise schon etwas gezwungen, wenn Leute über die Band theoretisieren, die genauso wenig sicher wissen wie andere Fans auch; denn wer sich in der Musikbranche bzw. Popgeschichte etwas auskennt, mag zwar selbstbewusst auftreten und einen Hauch von Professionalität in alles Gesagte einfließen lassen, doch ein Gespräch mit dem Künstler selbst kann so etwas nie ersetzen. Auch die Mitmusiker plaudern wenig aus dem Nähkästchen, sondern erinnern sich eher vage an bestimmte Phasen der Band.
Der rote Faden der DVD ist schlicht und einfach der Nachvollzug der Karriere in chronologischer Form, anhand einiger Alben und einschneidender Ereignisse wie etwa Lineupwechseln oder Robert Smiths Einstieg bei SIOUXSIE AND THE BANSHEES während der ersten gemeinsamen Tour. Fans der Band werden hier vermutlich nichts wirklich Neues erfahren, denn in die Tiefe wird nicht gegangen. Stattdessen sprechen Leute wie die Musikjournalisten und Musiker John Robb ("Punk Rock: An Oral History"; MEMBRANES, GOLDBLADE) und Paul Morley ("Words And Music: The History Of Pop In The Shape Of A City"; THE ART OF NOISE), BBC-DJs Janice Long und Mark Sutherland, Musiker und Schauspieler Richard Strange (THE DOCTORS OF MADNESS), sowie Steven Severin (SIOUXSIE AND THE BANSHEES) und Steve Lyon (Produzent des '96-er CURE-Albums "Wild Mood Swings") über Robert Smith, THE CURE und diverse Singles und Alben.
Für Leute, die THE CURE gerade für sich entdecken, mag es durchaus hilfreich sein, hier einen ersten Einstieg im Überblick geliefert zu bekommen; dennoch bleibt es fraglich, ob solche mündlichen Rezensionen den Preis einer DVD rechtfertigen können, auf der Originaltöne von Bandmitgliedern (lies: Robert Smith) zusammen weniger als eine Minute ausmachen und die keinerlei Musik, Filmaufnahmen oder anderes Exklusivmaterial der Band enthält, sondern wo selbst beim Bildmaterial auf bereits in gedruckter Form veröffentlichte Fotos zurückgegriffen werden musste. Wem die grundlegenden Informationen zu Stil, popkultureller Verortung und Werdegang der Band sowie die Reminiszenzen einiger Zeitgenossen auch im Stile einer um Original-Footage abgespeckten Fernsehdokumentation ausreichen, wird jedoch im Großen und Ganzen nicht schlecht unterhalten.
Gerade ein jahrelanger Begleiter wie Steven Severin, der zusammen mit Smith auch das Nebenprojekt THE GLOVE aufzog, hat natürlich einiges zu erzählen, und Producer Steve Lyon über die Arbeitsweise im Studio zu plaudern; die beiden waren schließlich am nahesten dran. Die übrigen Kommentatoren halten mit ihrer Sicht der Dinge ebenfalls nicht hinterm Berg, erweisen sich als teils auch kritische CURE-Liebhaber und stellen einige Werke beschreibend vor. Dennoch bleibt ein komisches Gefühl zurück, wenn man bedenkt, dass die meisten der hier vor der Kamera agierenden Profis ihre Informationen, von der persönlichen Fan-Geschichte einmal abgesehen, wie der Zuschauer selbst bloß aus zweiter oder dritter Hand haben. Schlecht gemacht ist das alles nicht, zumindest nicht unter den Bedingungen einer offiziell nicht abgesegneten Dokumentation, nur wird man sich eine derartige DVD wohl nicht gerade oft anschauen wollen. Dazu bleibt das darauf enthaltene Material dann doch zu spärlich und oberflächlich. Für Einsteiger in die Welt von THE CURE ist die DVD für die erste Orientierung aufgrund der verschiedenen Sichtweisen jedoch gar kein übler Ausgangspunkt.
Das Menü ist extrem simpel gehalten, da sich außer den 6 Kapiteln mit insgesamt gut 68 Minuten Spielzeit auf der DVD lediglich noch eine Diskografie (mit Alben, Singles, Soundtrackbeiträgen und Bootlegs) befindet.
- Redakteur:
- Eike Schmitz