DARK SUNS - Grave Human Genuine
Mehr über Dark Suns
- Genre:
- Progressive Dark Ambient Metal
- Label:
- Prophecy Productions
- Release:
- 22.02.2008
- Stampede
- Flies In Amber
- Thornchild
- Rapid Eyes Moment
- Amphibian Halo
- The Chameleon Defect
- Free Of You
- Papillon
Vor ziemlich genau drei Jahren hatten DARK SUNS mit ihrem Zweitling "Existence" bereits einen stilübergreifenden und ebenso komplexen wie facettenreichen Rundling herausgebracht, der sich durch seine emotionale Tiefe und ein ziemlich hohes Maß an Eigenständigkeit auszeichnet(e). Dieser Weg setzt sich mit "Grave Human Genuine" nun konsequent fort.
In Sachen Vielschichtigkeit legen die Leipziger gegenüber "Existence" noch mal eine ordentliche Schippe drauf, gleichzeitig erscheint mir das neue Werk einen Tick gradliniger und strukturierter als der Vorgänger. Gleich geblieben ist das hohe songschreiberische Niveau und der wachsende Suchtfaktor, der mit dem zunehmenden Genuss der Scheibe einhergeht.
Mittlerweile erübrigen sich dann auch die Vergleiche mit großartigen Bands wie OPETH, ANATHEMA oder PAIN OF SALVATION (mit denen man bereits zweimal auf Tour war) von selbst. Obwohl es natürlich ein Kompliment für das musikalische Schaffen ist, mit solchen Bands verglichen zu werden, muss man an Hand von "Grave Human Genuine" vielmehr die originelle Ausrichtung und vor allem die kreative Leistung von DARK SUNS hervorheben, was natürlich auch bedeutet, dass etwaige Referenzbands beim Hören des Albums nur noch marginal auffällig werden.
Durch die Trennung von Keyboarder Thomas ist die Band mittlerweile zum Trio geschrumpft, während man zu "Existence"-Zeiten noch als Quintett unterwegs war. Für das neue Album konnte man aber auf externe Hilfe zurückgreifen, so wird das gute Stück durch die Gastauftritte von Kristoffer Gildenlöw (ex-PAIN OF SALVATION), der für das gesamte Album den Part am Bass übernahm, sowie Andy Schmidt von DISILLUSION, der bei 'Flies In Amber' Vocals beisteuerte, komplettiert.
Während der eben erwähnte Song phasenweise noch sehr treibend daherknattert und leichte TOOL-Reminiszenzen offenbart (teilweise auch beim Gesang), wird im weiteren Verlauf des Albums ein, zwei Gänge zurückgeschaltet, indem melodische Midtempo-Stücke und harmonisch-verträumt arrangierte Klangwelten ausgebreitet werden.
Die Platte kultiviert schon recht stark ruhige bis melancholische Töne, dies allerdings keineswegs auf althergebrachte Weise. Die Ausnahme stellt die ruppige, fast schwarzmetallische erste Hälfte von 'The Chameleon Defect' dar (gleichwohl sehr kontrastreich implementiert) sowie das bereits erwähnte 'Flies In Amber', bei dem übrigens auch ein paar Growls zu vernehmen sind - hier taucht dieses bereits auf "Existence" fast gänzlich verschwundene Stilmittel also auch kurz wieder auf.
Wenn von überwiegend ruhigen Klängen die Rede ist, soll das allerdings nicht bedeuten, dass die übrigen Songs gar keinen "Metal-Anteil" haben, nur wird dieser nicht mehr so plakativ in den Vordergrund gerückt. So ist insgesamt ein dennoch recht ausgewogenes Verhältnis zwischen ruhigen Momenten und härteren Klängen zu konstatieren, wenngleich stupides Geknüppel natürlich nichts auf "Grave Human Genuine" verloren hat. Nur der Ausklang dieses Albums vollzieht sich ganz gemächlich mit den behutsamen Klängen der Stücke 'Free Of You' und 'Papillon'.
Eine düstere und bedrohliche Atmosphäre kreiert das eindringliche 'Amphibian Halo' und zeigt gleichzeitig, wie wandlungsfähig DARK SUNS auch beim Thema Gesang agieren. Die majestätischen Vocals von Niko Knappe (Schlagzeuger und Sänger in Personalunion) jagen einem hier den einen oder anderen Schauer über den Rücken, gegen Ende der Nummer wird die Stimme dann künstlich verzerrt (so ähnlich, wie man das u.a. von ANATHEMAs 'Closer' her kennt). Niko Knappe gibt auf der Scheibe insgesamt seine hohe gesangliche Bandbreite sehr überzeugend zum Besten, singt mal sanft und einschmeichelnd, dann wiederum kraftvoll und prägnant.
Bemerkenswert ist in jedem Fall, dass sich keinerlei Bruch auf "Grave Human Genuine" feststellen lässt, trotz vielfältiger Stilistiken und Phrasierungen haben die dunklen Sonnen ein homogenes und in sich schlüssiges Werk an den Start gebracht.
So bleibt mir zum Schluss nichts weiter mehr, als DARK SUNS zu attestieren, mit ihrem Drittling ein Meisterwerk abgeliefert zu haben. Wenn man sich die Entwicklung von "Swanlike" über "Existence" bis hin zur neuen Scheibe "Grave Human Genuine" vor Augen führt, dann muss man wirklich den Hut ziehen. Obwohl sich alle Alben recht deutlich voneinander unterscheiden, manifestieren sie eine nachvollziehbare Entwicklung auf der gleichen musikalischen Basis und den unveränderten Anspruch, emotionale Musik mit Tiefgang und Vielseitigkeit zu kreieren. Dadurch kann man sich trotz der vorhandenen ständigen Neuerfindung der Band auch ohne Probleme alle Scheiben hintereinander anhören, ohne durch musikalische Brüche gestört zu werden. Respekt!
Anspieltipps: Flies In Amber, Amphibian Halo, The Chameleon Defect
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer