DEAD DAISIES, THE - Radiance
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2022
Mehr über Dead Daisies, The
- Genre:
- Classic / Hard / Heavy Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- The Dead Daisies Pty Ltd. / SPV
- Release:
- 30.09.2022
- Face Your Fear
- Hypnotize Yourself
- Shine On
- Radiance
- Born To Fly
- Kiss The Sun
- Courageaus
- Cascade
- Not Human
- Roll On
Hier weiß man halt, was man bekommt.
Klassischen, bluesgetränkten Hardrock der niveauvollsten Machart eben! Das ergab im Zuge der Beschäftigung mit Album und Band die Lektüre der gesammelten Reviews auf POWERMETAL.de . Und sie haben ja vollkommen Recht, die Kollegen! Doch gemach, gemach.
Bevor ich mich der vorliegenden Scheibe widmete, hat mich THE DEAD DAISIES nämlich ziemlich genervt. Genervt in der Form, dass einige meiner Bekannten und Freunde in Altersregionen Ü-50 seit Jahren sabbern und Hormonpegelschwankungen erleiden, wenn sie denn Namen THE DEAD DAISIES nur hören. Die Wahrnehmung der Truppe als Vorband von JUDAS PRIEST fiel in diesem Sommer ebenfalls erneut sehr positiv aus. Der eine oder andere fuhr sogar wegen den Mannen um Rhythmusgitarrist David Lowy hin und erfuhr dann konsterniert, dass THE DEAD DAISIES nicht bei allen Gigs Support waren.
Meine eigene Wahrnehmung vom "Bang Your Head!"-Festival vor einiger Zeit war hingegen eher der einer satten Cover-Rockband, die sich in Hits von anderen suhlt. Daher wollte ich mich gerne mal etwas mit der Kapelle auseinandersetzen, zumal die Begeisterung in meinem Umfeld über die Jahre nicht abebbte und mit Glenn Hughes mittlerweile ein Sänger inklusive umgehängtem Bass am Mikrofon von THE DEAD DAISIES steht, den ich sehr schätze. Mit dem neuen Studiowerk "Radiance" ist diese Gelegenheit nun gekommen.
The "Voice of Rock" veredelt mit seiner bluesig-souligen Rockstimme vom ersten Song an die Lieder des Albums. Ob 'Face Your Fear' mit eher getragener Stimmführung und moderatem Tempo, das etwas rockigere 'Hypnotize Yourself' oder die flott groovende Videosingle 'Shine On': Die toten Gänseblümchen liefern ohne Ausfall gute Songs ab. Dieser Eindruck wird von der zweiten Videosingle 'Radiance' bestätigt, die wieder etwas schwerfälliger rockt und Hughes stimmlich zu Hochform auflaufen lässt.
Die Schwäche der Band ist in meinen Ohren jedoch folgende: Die Songs weisen allesamt - und da nehme ich auch die der Vorgängeralben mit hinein - in ihrer etwas aus der Zeit fallenden Machart nicht die Eingängigkeit und den vereinzelt notwendigen Hitcharakter auf, um in Gesamtheit als wirklich großartiges Album auf Dauer, und damit meine ich Jahre und Jahrzehnte, im Gedächtnis haften bleiben zu können. Dafür kann man sich als regelmäßiger Konzertgänger lebendig vorstellen, wie Songs im Stile von 'Born To Fly' oder 'Kiss The Sun', aber auch der Rest der Scheibe die Konzerthallen in der Livesituation stimmungsmäßig explodieren lassen.
Das ist im Gegenzug zur aufgeführten Schwäche nämlich die nicht von der Hand zu weisende Stärke der Band, das Trumpf-Ass von THE DEAD DAISIES sozusagen: Sie bringen mit Songs wie 'Courageaus', der für mich persönlich wegen der herrlichen Hookline im Refrain ein Ohrwurm ist, die Hallen von innen heraus zum Leuchten! Das ist das Geheimnis für den zu Recht immer noch wachsenden Erfolg dieser Band, die für häufige Besetzungswechsel berüchtigt ist. Am Schlagzeug sitzt mittlerweile Brian Tichy, die Leadgitarre wird weiterhin von Doug Aldrich bedient.
Auf Tonträger wiederholen sich Riffstrukturen und harte Grooves bei dieser Art von Musik häufig, was man beim nachfolgenden 'Cascade' bemerkt, das von Glenn Hughes' prächtig schallernd purplendem Gesang wieder in den grünen Bereich meiner Wahrnehmung gehoben wird. Wie der überwiegende Großteil der Songs, ist auch 'Not Human' zu hundert Prozent Rockradio-tauglich, aufgrund seiner latenten Poppigkeit im Refrain vielleicht sogar noch etwas deutlicher als andere. In eine ähnliche Kerbe schlägt der letzte Song 'Roll On', der mit Hintergrundstreichern große Atmosphäre zu schaffen versucht.
THE DEAD DAISIES liefern mit "Radiance" ein toll klingendes und produziertes, klassisches Hardrock-Album ab, das auf kommenden Tourneen sicherlich live adäquat umgesetzt wird. So zieht die Band aus ihrer kleinen Schwäche ihre größte Stärke, und auch mein Bekanntenkreis wird natürlich weiterhin vor Begeisterung kreischend ausflippen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timo Reiser