DEATH ANGEL - Relentless Retribution
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2010
Mehr über Death Angel
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast/Warner
- Release:
- 27.08.2010
- Relentless Revolution
- Claws In So Deep
- Truce
- Into The Arms Of The Righteous Anger
- River Of Rapture
- Absence Of Light
- This Hate
- Death Of The Meek
- Opponents At Sides
- I Chose The Sky
- Volcanic
- Where They Lay
Die Todesengel erheben sich erneut und verlegen neue Messlatten.
Keine andere Band aus der alten Thrashliga schafft es so perfekt ihren Stil in die Neuzeit zu transponieren, wie es DEATH ANGEL seit ihrer Reunion machen. Die mitreißende Kombination aus knallharten Riffs, die sofort erkennen lassen, woher die Band stammt und was ihre Wurzeln sind und moderner Rhythmik, lässt niemanden unbewegt. Das hat eine leicht punkige Attitüde, kommt mir riesengroßen Refrains durch die Hintertür ins Kleinhirn und fesselt einfach sofort. Auch klangtechnisch laufen sie nicht dem Irrglauben hinterher, dass nur tiefer gestimmte Gitarren und getriggerte Drums aktuelle Standards erfüllen. Nein, DEATH ANGEL-Scheiben klingen immer extrem fett, dabei aber trotzdem homogen und transparent. Das Gefühl des schweißtreibenden Musizierens spritzt dem Hörer dabei klatschnass um die Ohren. Herrlich. Nun serviert uns das Quintett mit umbesetzter Rhythmusgruppe ihren nächsten Adrenalinschieber vor die Löffel. Auch wenn es sich hier nur um einen neuen Bassisten und einen neuen Drummer handelt, komme ich nicht umhin über letzteren einige Extraworte abzulassen. Will Carroll ist für mich einer der besten Livedrummer der aktuellen Metalszene, weil es einfach einen höllischen Spaß macht, ihm zuzuschauen. Egal, ob ich ihn in den letzten Jahren bei den Jahrhundertauftritten von ULYSSES SIREN oder WARNING SF sehen durfte, er war jedes Mal ein absoluter Hingucker. Der Grund ist schnell erklärt: Will trommelt nicht einfach unglaublich kraftvoll und technisch, nein, er zerlegt sein Instrument und erinnert dabei nicht selten an Animal von den Muppets. Ein Monster hinter der Schießbude, das nach zwei Songs bereits schweißnass, aber glücklich auf den nächsten musikalischen Angriff wartet. Sollte man gesehen haben.
Nun aber zum Album selbst. Schon der eröffnende Titelsong überfällt den Hörer mit erstaunlich kantiger Rhythmik und einer Aggressionspotential, welches unerwartet hoch ausfällt. Schön sperrig entpuppt sich diese Nummer erst nach einigen Durchläufen als absoluter Killersong. Mutiger Opener, der Lust auf mehr macht. Und diese Lust wird durch das bissige 'Claws In So Deep' auch sofort befriedigt. Mit hochgekrempelten Ärmeln wüten die fünf Musikanten übers digitale Schlachtfeld und hinterlassen nur eins: Eine Meute breit grinsender Rockfans. Und das sogar nach einem komplett überraschenden Ende dieses knapp acht Minuten langen Brechers. Aber ich möchte nicht zu viel verraten. Der Singlehit 'Thruce' reißt dann mit übersteuerten Bassattacken unter pfeilschnellen Klampfen und einer gigantischen Gesangsleistung alle Fäuste gen Himmel und lässt mich fragen, ob ich bei diesem Energielevel das komplette Album am Stück ohne Herzrhythmusgerät überstehen werde. Ich mache mir einen Beruhigungstee, der während des etwas langsameren, aber nicht minder harten 'Into The Arms Of Righteous Anger' seine Wirkung zeigt und meinen Adrenalinspiegel wieder auf ein Normalmaß reduziert.
Auch im weiteren Verlauf des Albums hauen die sympathischen Friscobuben mächtig auf die dampfende Kacke, so dass es spritzt und qualmt. 'This Hate' trägt nicht ohne Grund diesen Titel. Nach dem Hörgenuss hat man den Eindruck gerade 211 Sekunden lang als Punchingball benutzt worden zu sein. Großartiges Gefühl.
Aber sie können auch anders: 'Oppenents At Sides' zeigt eine beinahe epische Komponente, denn in diesem Titel schwingen die Todesegel auf unfassbaren Gesangsmelodien durch die Lüfte und werden jeden, der mit zwei funktionierenden Ohren ausgestattet ist, zu mitsingen animieren. Ganz intuitiv. Genau so intuitiv wird man bei 'Volcanic' einen wohligen Schauer auf dem Rücken verspüren, denn hinter diesem eher energischen Sogtitel verbirgt sich dieses Mal die Ballade. Und wie gefühlvoll diese bei DEATH ANGEL ausfallen, weiß man seit 'Veil Of Deception'.
Insgesamt hat sich das Quintett mit "Relentless Retribution" selbst übertroffen, denn dachte ich bislang, sie hätten auf den beiden Reunionalben die optimale Mischung aus Oldschool-Flair und moderner Rockmusik hinbekommen, so muss ich diese These nach intensivem Genuss der Scheibe neu überdenken. Dies hier ist die Meßlatte für alles, was im Bereich moderner Thrash noch kommen wird. Nichts wirkt aufgesetzt, alles knallt aus der Hüfte heraus. Das Album schwitzt Blut und euphorische Energie und winkt dabei fröhlich mit dem dicken Stinkefinger.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae