DEATH ANGEL - The Art Of Dying
Mehr über Death Angel
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 26.04.2004
- Intro
- Thrown To The Wolves
- 5 Steps Of Freedom
- Thicker Than Blood
- The Devil Incarnate
- Famine
- Prophecy
- No
- Spirit
- Land Of Blood
- Never Me
- Word To The Wise
Nach dem großartigen Comeback von EXODUS mit "Tempo Of The Damned" im Februar steht nun bereits die nächste Bay-Area-Legende parat, um die Metalszene nach vierzehnjähriger Pause erneut im Sturm zu erobern... Klar, die Rede ist natürlich von DEATH ANGEL!
Zur Erinnerung: DEATH ANGEL waren eine der jüngsten Bands der Bay Area um San Francisco, doch das hinderte sie nicht, von Anfang an einen bleibenden Eindruck in der Thrash-Metal-Gemeinde zu hinterlassen. Das erste Demo der Band, "Kill As One", wurde 1986 von einem gewissen Kirk Hammett (METALLICA) produziert, und eben dieses Demo brachte DEATH ANGEL einen Deal mit Enigma Records ein. 1987 erschien dann auch schon das Debüt-Album "The Ultra-Violence" - Drummer Andy Galeon war zu dieser Zeit gerade mal 14 Jahre alt -, und diese Scheibe schlug in der Szene ein wie eine Bombe (innerhalb von vier Monaten verkauften sich über 40.000 Exemplare). Ein Jahr später erschien das Zweitwerk "Frolic Through The Park", das nicht minder gut ankam - ganz im Gegenteil. Mit dem Song 'Bored' schafften es DEATH ANGEL sogar in MTV's "Headbanger's Ball", wo sie von Leuten des Major-Labels Geffen Records gesehen wurden. Diese Leute waren von der Band dermaßen beeindruckt, dass sie DEATH ANGEL sogleich einen Plattenvertrag anboten, der 1990 zum dritten Album, passenderweise "Act III" betitelt, führte. Diese Scheibe wurde ein Erfolg auf der ganzen Linie - die beiden Videoclips 'Seemingly Endless Time' und 'Room With A View' landeten in der "heavy rotation" bei MTV und die anschließende Tour war nahezu komplett ausverkauft.
Ein Wendepunkt in der Karriere von DEATH ANGEL war jedoch - ebenfalls im Jahr 1990 - ein Busunglück in der Wüste von Arizona, bei dem Schlagzeuger Andy schwer verletzt wurde. Die Folge war, dass er sich über ein Jahr lang von diesem Unfall erholen musste, während Sänger Mark Osegueda in der Zwischenzeit die Band verließ und nach New York zog...
Damit war das erste Kapitel DEATH ANGEL auch beendet, doch es sollte erfreulicherweise ja eine Fortsetzung geben: Im Jahr 2001 tat sich die Band anlässlich des "Thrash Of The Titans"-Festivals wieder zusammen, und zwar beinahe in Originalbesetzung (lediglich Gus Pepa (g.) wurde durch Ted Aguilar ersetzt). DEATH ANGEL boten bei dieser Gelegenheit eine großartige Show, und so ließen neue Angebote auch nicht lange auf sich warten, beispielsweise für das "Dynamo Open Air" 2002 oder auch für die "No Mercy"-Festivals.
Dass es jedoch auch ein neues DEATH ANGEL-Album geben würde, damit hatte wohl kaum jemand ernsthaft gerechnet. Umso erfreulicher war es deshalb, als die Aufnahmen für "The Art Of Dying", das nun vorliegende vierte Studioalbum, Ende des letzten Jahres angekündigt wurden...
Ein kurzes Intro mit ruhigen Gitarrenklängen läutet "The Art Of Dying" ein, bevor es mit 'Thrown To The Wolves' richtig zur Sache geht. Harte Gitarrenriffs fliegen einem gleich zu Beginn nur so um die Ohren, und auch das kraftvolle Drumming drückt ganz gewaltig aus den Boxen. (Man ist unweigerlich versucht, ein Ein-Mann-Moshpit vor der eigenen Anlage ins Leben zu rufen.) Selbstverständlich fügt sich auch der aggressive Gesang von Mark hervorragend in das Songbild ein, und die Gitarrenfraktion um Rob Cavestany kann eigentlich während des gesamten Songs, insbesondere aber im Instrumentalteil, zeigen, dass sie über all die Jahre überhaupt nichts verlernt haben und immer noch absolute Hammersongs vom Stapel lassen kann.
Bei '5 Steps Of Freedom' gehen DEATH ANGEL dann nicht ganz so brachial-riffend zu Werke wie beim Opener, erzeugen durch den funkigen Einschlag aber auch hier ein enormes Maß an Heaviness. Der leicht verzerrte Gesang von Mark ist zwar zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, kann aber dann schon auch seine Wirkung entfalten. Im Zwischenteil nehmen die US-Amerikaner das Tempo fast komplett heraus, um anschließend einen ordentlichen Endspurt hinzulegen.
'Thicker Than Blood' ist dann wieder ein ganzes Stück thrashiger ausgefallen, und vor allem Andy prügelt hier alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt. Dass die Gitarrenfraktion da nicht hinten anstehen will, ist natürlich klar, und so kracht auch dieser Song ganz schön durch das Gebälk. Der punktgenaue Chorus leistet darüber hinaus ebenfalls seinen Beitrag, und so dürfte dieses Stück bei zukünftigen Livekonzerten zwischen all den Klassikern eine gute Figur machen.
In eine ganz andere Richtung geht es anschließend mit 'The Devil Incarnate', das im Midtempo daherkommt, aber die nötige Härte zu keinem Moment vermissen lässt. In der ersten Hälfte des Songs agieren DEATH ANGEL relativ verhalten, bauen aber bereits eine solide Groove-Basis auf, die in der zweiten Hälfte mit druckvollem Riffing und Drumming weiter ausgebaut wird. Überhaupt erfährt 'The Devil Incarnate' im Verlauf des Songs eine enorme Steigerung, die einen spätestens beim dritten Durchlauf in ihren Bann zieht.
Etwas gewöhnungsbedürftiger ist da schon 'Famine', das ganz ordentlich in Hardcore- und Crossover-Gefilden wildert. So steht hier dann auch der Gesang sehr weit im Vordergrund, während die Instrumente lediglich für den richtigen Drive sorgen. Da das so natürlich nicht während des gesamten Songs bleiben kann, lassen die Musiker gegen Ende ihren Wurzeln freien Lauf und geben noch einmal richtig Gas.
Bei 'Prophecy' haben DEATH ANGEL die thrashigen Elemente, die beim vorhergehenden Song nur am Schluss richtig zur Geltung kamen, wieder mehr in den Vordergrund gestellt, und entsprechend geradlinig geht der Fünfer hier zu Werke. Natürlich ist es aber auch hier so, dass geradlinig absolut nichts mit simpel zu tun hat, und so schütteln sich insbesondere die beiden Gitarristen Rob und Ted ein Riff nach dem anderen aus dem Ärmel.
Auch wenn der nächste Song 'No' heißt, so stößt er dennoch nicht auf meine Ablehnung - ganz im Gegenteil. Der Song hat eine leicht punkige Attitüde - keine Angst, mit drei Akkorden kommen die Jungs keineswegs aus - und macht somit richtig Spaß.
Mit 'Spirit' folgt anschließend ein reinrassiger Thrash-Metal-Song - zumindest hat man diesen Eindruck anhand der anfänglichen harten Gitarrenriffs. Doch als der Gesang einsetzt, macht sich etwas Verwunderung breit, denn hier singt definitiv nicht Mark, sondern einer seiner Bandkollegen. Wer sich bei diesem Song - es soll nicht der einzige mit Fremd-Vocals bleiben - das Mikrofon geschnappt hat, weiß ich nicht, aber die klare Stimme drückt diesem Song in jedem Fall ihren Stempel auf. Aufgrund des Gesangs, aber auch wegen des sehr ruhigen Mittelteils ist man versucht, dieses Stück in eine power-metallische Richtung zu schieben, doch das Song-Fundament ist natürlich eindeutig auf thrashigen Riffs gebaut.
Bei 'Land Of Blood' kommen - wie auch schon zuvor bei 'No' - einige punkige Einflüsse zur Geltung, die den Song entscheidend prägen. Der mehrstimmige Refrain, der geradezu zum Mitgrölen einlädt, verstärkt diesen Eindruck nur noch, und so bleibt erneut ein Song übrig, der ziemlich schnell ins Ohr geht. Daran ändern auch die instrumentalen Spielereien nichts, die sich die Band natürlich auch hier nicht verkneifen konnte.
Auch 'Never Me' ist ein regelrechter Bastard eines Songs geworden, denn die US-Amerikaner verwursten hier punkige, funkige und sonstige alternative Einflüsse und bringen sie in Einklang mit ihren Thrash-Metal-Wurzeln, die sich vor allem durch die immer wieder auftauchenden harten Gitarrenriffs ausdrücken. Ansonsten ist der Song in jeder Beziehung abwechslungsreich gestaltet - Tempo, Rhythmus, Härtegrad, etc. - und ist damit typisch für DEATH ANGEL im Jahr 2004.
Den Abschluss des Albums bildet dann mit 'Word To The Wise' eine Ballade, die zu Beginn und am Ende sehr ruhig mit Akustikgitarren daherkommt, im Mittelteil aber von kräftigen Gitarrenriffs dominiert wird. Über die gesamte Distanz ist dieser Song aber überaus melodisch und damit ein würdiger Schlusspunkt.
Alles in allem ist "The Art Of Dying" also ein Comeback-Album 'par excellence' geworden, das die Frage nach dem Sinn oder Unsinn dieser Reunion im Keim ersticken sollte. DEATH ANGEL agieren hier ausgesprochen abwechslungsreich, und man hört diesem Werk auch keineswegs an, dass zwischen der letzten Veröffentlichung "Act III" und "The Art Of Dying" 14 Jahre liegen - so frisch klingen die Songs. Natürlich lassen die fünf Jungs aus der Bay Area hier auch verschiedene Einflüsse zu, die man von einer Thrash-Metal-Band nicht unbedingt erwarten muss, aber wer auch nur ein bisschen 'open minded' ist, der wird mit "The Art Of Dying" sehr viel Freude haben. Manche Songs brauchen zwar ein paar Durchläufe, bis sie ihre gesamte Wirkung entfalten, aber Nebenbei-Metal war ja bekanntlich noch nie die Sache von DEATH ANGEL. - Für mich ist diese Scheibe jedenfalls ein absolutes Hammer-Album, an dem sich andere Bands messen lassen müssen. Um es also kurz zu machen: KAUFEN!!!
Anspieltipps: Thrown To The Wolves, Thicker Than Blood, The Devil Incarnate
- Redakteur:
- Martin Schaich