DEATH SS - The 7th Seal
Mehr über Death SS
- Genre:
- Horror Metal
- Label:
- Regain / Soulfood
- Release:
- 19.06.2006
- Give Em Hell
- Venus Gliph
- Der Golem
- Shock Treatment
- Absinthe
- Another Life
- Psychosect
- Heck Of A Day
- S.I.A.G.F.O.M.
- The Healer
- Time To Kill
- The 7th Seal
- The Four Horsemen (APHRODITE'S CHILD-Cover)
Auch wenn es sich in den knapp dreißig Jahren, in denen die Italiener nun schon aktiv sind, bereits bis nach Timbuktu herumgesprochen haben sollte - wir leben in Deutschland, und da muss man es explizit erwähnen: Der aus politisch korrekter Sicht etwas unglücklich gewählte Bandname ist die Kurzform für "Death of Steve Sylvester", und der gute Steve Sylvester ist der Sänger und Bandgründer von DEATH SS. Bei der Band handelt es sich somit um altgediente, völlig unpolitische Horrorrocker, und nicht um die neueste Totgeburt der NSBM-Szene. Damit wäre das hoffentlich geklärt, und wir können uns der Musik zuwenden: Die ist nämlich im Falle von "The Seventh Seal" gar nicht schlecht, auch wenn manch altgedienter Fan der Truppe den fünf Florentinern schwerst übel nehmen wird, dass sie sich im Laufe der Jahrzehnte doch sehr weit von ihren Wurzeln im klassischen Black'n'Heavy'n'Doom Metal entfernt haben. Die Gothic-Einflüsse und elektronischen Elemente, die man spätestens seit "Do What Thou Wilt" auffährt, sind auch dieses Mal präsent, so dass DEATH SS heute definitiv auch Fans von düstren Industrial-Rockern der Marke DEATHSTARS, THE KOVENANT oder gar MARILYN MANSON ansprechen dürften. Dabei muss ihnen aber selbst der härteste Old-Schooler zugute halten, dass sie nach wie vor sehr coole klassische Metalelemente einarbeiten, die im Bereich der Leadgitarren, des Gesangs und der Melodieführung dafür sorgen, dass trotz der zahlreichen modernen Sounds auch der eine oder andere Altfan, der sich ein wenig Offenheit bewahrt hat, auf "The Seventh Seal" anspringen könnte, wenn er sich erstmal an das moderne Soundgewand gewöhnt hat.
Denn im Endeffekt ist es die ganze Bandbreite des klassischen Schockrocks, die uns die Italiener hier vorexerzieren. Zwar in ein zeitgemäßes Hemdchen gekleidet, aber dennoch irgendwie klassisch ausgerichtet. Den Anfang macht dabei der kämpferisch nach vorne losmarschierende Stampfer 'Give Em Hell', der von Steves coolem Gesang, den mächtigen Backing-Shouts und dem mechanischen Rhythmus, sowie dem extrem eingängigen Refrain lebt. Diesem enorm starken Opener folgt 'Venus Gliph', das mit Loops und einem modernen Groove loslegt und danach recht spacig und entspannt abgeht. Steve singt schön dreckig, hat coole Hooks im Ärmel und kredenzt uns damit eine Hymne, die durchaus was von "Do What Thou Wilt" hat, aber nie besonders hohe Härtegrade anstrebt. Danach vertonen die Jungs mit 'Der Golem' einen alten jüdischen Grusel-Mythos. Dementsprechend finden sich in dem Stück auch entsprechende Klezmer-Einflüsse beim Rhythmus und den angedeuteten Violinen-Arrangements. Daraus erschaffen DEATH SS ein mächtiges Monster von einem Song, das enorm heavy rüberkommt und durchaus zu den härtesten Stücken des Albums gehört, aber durch die vielschichtigen Anlagen und die Sprachsamples atmosphärisch sehr dicht gestaltet wurde. Zwischendurch haben sich auch ein paar dynamische, aber im Endeffekt doch eher unspektakuläre, elektro-lastige Rocker eingeschlichen, doch schaffen es Sylvester und Spießgesellen immer wieder, sich mit einem Hammer der Marke 'S.I.A.G.F.O.M.' zurück zu melden, der Schwere, Psychedelik und Eingängigkeit bestens verbindet. Auch einfühlsame Töne haben die Gruselrocker drauf, wie sie es bei dem teilweise balladesken 'Another Life' schön zu demonstrieren wissen. Ein Song der zum Nachdenken anregt und zum Träumen einlädt. Toll gesungen, und sehr einfühlsam in Szene gesetzt, wie es SAVATAGE in ihren intensivsten Balladen kaum besser hingekriegt haben. Bei 'Psychosect' gibt's klassisch hardrockige Synths, bevor 'Heck Of A Day' ein paar doomige Vibes und leicht verzerrten Gesang einbringen darf. Das Finale wird dann richtig furios und hat mit dem mächtig finstren Rocker 'Time To Kill' und dem epischen Titelstück, bei dem auch Clive Jones von BLACK WIDOW an Flöte und Saxophon mitwirkt, die zwei ultimativen Highlights der Scheibe in der Hinterhand. Als Bonustrack gibt's noch ein sehr gelungenes Cover zu APHRODITES CHILDs Hymne 'The Four Horsemen', und dann ist der Spuk vorbei.
Wenn ihr schon immer die perfekte Synthese zwischen der alten Schule des Shock Rock und modernen Vertretern des Grusel-Genres gesucht habt, dann kommt ihr an DEATH SS einfach nicht vorbei. Sie schaffen es, die Brücke zwischen den Klassikern von W.A.S.P., KISS und ALICE COOPER, sowie ihrem eigenen Frühwerk zu den bereits erwähnten modernen Genre-Vertretern oder meinetwegen sogar aktuell angesagten Bands wie LORDI zu schlagen, ohne dabei nach Trendanbiederung zu müffeln. Das Tolle dabei ist, dass sie neuen Input haben, sich nicht wiederholen, und sich dabei doch irgendwie treu bleiben. Das führt zu einem Abwechslungsreichtum, von dem artverwandte Kapellen nur träumen können. So ist "The Seventh Seal" im Endeffekt für jeden passionierten Horror-Rocker zu empfehlen - mit der bereits erwähnten Einschränkung, dass scheuklappentragende Altfans ihre Scheu vor modernen Sounds überwinden müssen, um die Scheibe genießen zu können. Wem das gelingt, der kann mit der Scheibe nur gewinnen; wer sich das nicht zutraut, der wird bei "Heavy Demons" und "In Death Of Steve Sylvester" bleiben müssen. Sind ja auch geniale Scheiben!
Anspieltipps: Give Em Hell, The Golem, Another Life, Time To Kill, The 7th Seal
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle