DEFECTO - Duality
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2020
Mehr über Defecto
- Genre:
- Alternative Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Black Lodge
- Release:
- 23.10.2020
- Rings Of Saturn
- The Uninvited
- Rise
- Paradigm Of Deceit
- All For You
- Condemned
- Bed Of Nails
- Washed Away
- Tempest
- Don't Say Goodbye
Drittes Album des wohl spannendsten Metal-Exports aus Dänemark
Quo vadis, DEFECTO? Das ist die große Frage, die sich dieser Tage für die vier Dänen stellt, die mich mit ihrem Debüt "Excluded" im Jahr 2016 komplett aus den Socken gehauen haben. Der Nachfolger "Nemesis", der nur ein Jahr später erschien, lieferte zwar noch immer melodischen Metal auf höchstem Niveau, konnte jedoch nicht ganz mit der Qualität des Vorgängers mithalten. Dem Erfolg des Vierers tat dies insbesondere im Heimatland keinen Abbruch, wo die Jungs inzwischen sogar durch Schulen touren, um den Kindern handgemachte Musik und vor allen Dingen Metal näherzubringen. Dennoch steht nun mit dem dritten Langspieler "Duality" das Album an, das von vielen gerne als "make it or break it"-Punkt in der Karriere einer Band angesehen wird. Können die Dänen also wieder an "Excluded" anknüpfen, oder setzt sich der leichte Abwärtstrend des Vorgängers fort?
Nun, die Eröffnung fällt mit 'Rings Of Saturn' jedenfalls erst einmal etwas ernüchternd aus. Dabei agiert das Quartett beim Opener wie gewohnt technisch brilliant und insbesondere Fronter Nicklas Sonne trumpft wieder mit seiner vielseitigen Stimmgewalt auf, doch so richtig kommt der Song nicht aus dem Quark. Die Hookline ist nur ordentlich, für meinen Geschmack wird das Thrash-Riffing etwas zu sehr in Alternative-Metal-Anlehnungen ertränkt und insgesamt vermisse ich die Bissigkeit, die das Debüt für mich zu so einem Überraschungserfolg gemacht hat. Glücklicherweise klingt das folgende 'The Uninvited' aber schon von der ersten Sekunde an deutlich besser, schielt mit seinen mächtigen Riffs und den pompösen Orchestrationen ganz klar in Richtung SYMPHONY X und kann auch in Sachen Eingängigkeit locker mit den amerkanischen Prog-Titanen mithalten. Starker Song und das erste Highlight der Platte!
Doch in der Folge geht es leider so zwiegespalten weiter, wie es die eröffnenden beiden Songs andeuten. So gibt es für eine thrashige Abrissbirne wie 'Condemned' (Anspieltipp!) eine pseudo Industrial-Nummer wie 'Tempest' und für eine grandiose Ballade wie 'All For You' (hier lässt sogar ein wenig das überragende 'Paradise Lost' der erwähnten SYMPHONY X grüßen) eben auch einen belanglosen Stop-and-Go-Stampfer wie 'Untamed' zu hören. Insgesamt macht dieser etwas wilde Stilmix den Silberling natürlich noch lange nicht zu einem schlechten Album und Freunde von modernem Alternative Metal werden mit der Scheibe sicher viel Freude haben, kennt man allerdings den Erstling "Excluded" und den herrlich kantigen Prog-Metal, den die Jungs aus Kopenhagen damals zelebrierten, dann kommt man nicht umhin, von "Duality" ein wenig enttäuscht zu sein.
Doch ich will hier nicht wie ein Vertreter der "Früher war alles besser"-Fraktion klingen, denn auch anno 2020 sind DEFECTO ganz klar einer der interessantesten und vielversprechendsten Metal-Exporte, die unsere nördlichen Nachbarn zu bieten haben. Nur hat sich die Band eben in den vergangenen Jahren musikalisch in eine andere Richtung entwickelt. Ob einem das gefällt oder nicht, muss am Ende jeder selbst entscheiden. Objektiv betrachtet bleibt "Duality" unter dem Strich ein großartig produziertes und technisch blitzsauber eingespieltes Album, das mit vier ganz großen Highlights aufwartet. Da die Abschlussnote aber natürlich meine subjektive Meinung wiederspiegelt, muss ich im Vergleich zum Vorgänger nochmal einen halben Punkt abziehen und lande so bei noch immer starken 8 Punkten.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs