DEMON HUNTER - Exile
Mehr über Demon Hunter
- Genre:
- Metalcore/Alternative Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Weapons MFG
- Release:
- 28.10.2022
- Defense Mechanism
- Master
- Silence The World
- Heaven Don't Cry
- Another Place
- Freedom Is Dead
- Praise The Void
- Revolution
- Chemicals
- Godless
- Devotion
- Along The Way
Etwas enttäuschend.
Auch wenn DEMON HUNTER in keinem Fall meine metallische Kernkompetenz trifft, so gehört die Truppe zweifellos zu meinen Lieblingsbands, und zwar eher aus emotionalen Gründen, da außer MEGADETH keine weitere Band so wichtig für meine Metal-Sozialisation war wie die fromme Truppe aus Seattle. Für den kirchenfernen Hörer kann ich gleich vorwegnehmen, dass wir es hier textlich nicht mit simplen und banalen Bepreisungen à la STRYPER zu tun haben, vielmehr wird die Thematik eher in kryptischere Worte gekleidet.
Stilistisch ist DEMON HUNTER auch schwer mit Bands wie STRYPER zu vergleichen. Man kommt aus grundverschiedenen Zeiten und der Stil könnte unterschiedlicher nicht sein. Die Jungs bewegen sich größtenteils in Gewässern des Metalcores, klingen hier und da mal alternativ, dort sehr punkig und hier mal wieder nach Gothenburg-Melo-Death. So waren die ersten Alben eher im Hardcore Punk angesiedelt und man entwickelte über die Alben einen Stil, der wie erwähnt stärker im Melodic Death Metal verwurzelt ist. Die Veröffentlichungen ab "True Defiance", die auch in diesem Stil gehalten waren, konnten alle überzeugen. Ich finde sie sogar stärker als das Frühwerk, aber das ist Geschmackssache. Wichtig festzuhalten ist, dass man auf den vergangenen Alben auch immer mal wieder ein paar Experimente eingebaut hat, um Spannung zu bewahren, was natürlich ein sehr löbliches Ansinnen ist. Wenn nun diese Experimente nicht glücken, dann ist das sehr schade. Und ich kann verraten: Die meisten der Experimente auf diesem Album sind, aus meiner Sicht zumindest, nicht geglückt.
Ein Song, der durch eine Ungewöhnlichkeit auffällt, ist beispielsweise 'Master'. Die Strophe kennzeichnet sich durch ein mantrisches Schlagen des Basses, was einem beim mehrmaligen Hören wohl ziemlich auf den Keks geht. Der Rest des Songs entpuppt sich als typische Ballade. 'Freedom Is Dead' ist auch so eine Nummer, die durch eine ähnlich nervtötende Struktur in der Strophe den Hörer schnell zu vergraulen sucht. Hierbei ist aber auch der Refrain nicht sonderlich gut, was die tote Freiheit als Tiefpunkt des Albums markiert. Ein letztes Beispiel: 'Defense Mechanism', der Opener, der durch die Zusammenarbeit mit Max Cavalera auffällt und einen gewissen SEPULTURA-Vibe aufweisen kann, wird durch einen sehr komischen, nach Techno-klingenden Part noch verdorben. Insgesamt fällt auf, dass der Anteil der elektronischen Effekten und Spielereien im Vergleich zum letzten Album noch einmal gesteigert wurde.
Doch dass "Exile" von vorne bis hinten schlecht ist, entspricht auch nicht der Wahrheit. Einige der Songs haben auch ein gewisses Gefühl des Nach-Hause-Kommens in mir heraufbeschwört. Zu nennen wäre da 'Praise The Void', 'Another Place', 'Chemicals' und als bestes Beispiel 'Heaven Don't Cry'. Dieser Song mit dem gefühlvollen Solo und den ebenso emotionalen Vocals hat mich direkt beim ersten Hören abgeholt und gehört, meiner Meinung nach, zu den besten Songs, die dieses Jahr veröffentlicht wurden.
Eine Sache, die nicht vergessen werden darf: Die Veröffentlichungspolitik. Die ist bei "Exile" wirklich zu bemängeln. Die normale Version umfasst zwölf Tracks und kommt auf ca. 60 Minuten Spielzeit. Bisher schön und gut. Die Frechheit ist, dass die Deluxe-Version noch einige Tracks enthält, die aber nicht nur ans Ende gepackt werden, sondern echte Interludes sind, die die Scheibe insgesamt stimmiger machen. Dann würde der Hörer wahrscheinlich auch besser hinter das Konzept des Albums kommen (ist ja immerhin als Konzeptalbum gedacht), denn ohne diese Interludes klingen die Stücke irgendwie unverbunden. Dazu kommt noch, dass der Titeltrack auch nur in der Deluxe-Version enthalten ist.
Vielleicht bin ich Experimenten zu wenig aufgeschlossen oder ich kann zu wenig mit der Alternative-Metal/Metalcore-Szene und ihrem Drang oder beziehungsweise der Notwendigkeit von Experimenten und Spielereien ganz verschiedener Art anfangen. Aber mich hat der aktuelle Langspieler einer meiner Lieblingsbands nicht überzeugt. Glücklicherweise sind einige Songs brauchbar.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Kenneth Thiessen