DESPISED ICON - Beast
Mehr über Despised Icon
- Genre:
- Death Metal / Deathcore
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 22.07.2016
- The Aftermath
- Inner Demons
- Drapeau Noir
- Bad Vibes
- Dedicated To Extinction
- Grind Forever
- Time Bomb
- One Last Martini
- Doomed
- Beast
Das ersehnte hässliche Comeback
Es ist alles wieder da. Das nervenaufreibende Gehacke, die schmerzhafte Dissonanz, die unmenschlichen Pig Squeals - DESPISED ICON mag es nie zur Berühmtheit glattgebügelter Metalcore-Acts gebracht haben, doch in Sachen modernem Death Metal führte in den 2000er Jahren kein Weg an der Truppe aus Montreal vorbei. Und nachdem sich die Band 2009 aufgelöst hatte, fehlte auf einschlägigen Festivals diese so unmetallisch wirkende Kombo mit den beiden bemützten Frontsäuen Alex Erian und Steve Marois spürbar.
Und nun ist DESPISED ICON zurück, und im Gepäck haben die Kanadier mit "Beast" ein Album, das ihren Fans die Freudentränen in die Augen treiben wird. Der Abschiedsgruß "Day Of Mourning" fiel anno dazumal noch eine Spur gezügelter aus - das "Beast" lassen die Amis nun jedoch wieder genüsslich von der Leine. Da ist er wieder, dieser fiese Mix aus schwerem US-Hardcore und misanthropischem Death Metal. DESPISED ICON ist Deathcore, meine Damen und Herren - das geriet durch zahlreiche massentauglichere Acts in den vergangenen Jahren nur in Vergessenheit.
So wird "Beast" mit 'Aftermath' standesgemäß eröffnet: Dissonante Gitarrenriffs und raues Gebell der Herren Erian und Marois über schwerem Moshcore-Geballer - das Feld ist flugs bestellt. Und beim folgenden 'Inner Demons' mit High-Speed-Geblaste und bestialischem Gehacke werden sämtliche Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieses Comebacks ins Nirwana geballert. Es hat sich nichts geändert, diese Kombo ist noch genauso böse und unangepasst unterwegs wie vor zehn Jahren! Nur wenigen Bands ist es gelungen, Death Metal so überzeugend ins 21. Jahrhundert zu transportieren, ohne die barbarische Rasereien der Genrewurzeln über Bord zu werfen oder aber zeitgemäße Einflüsse komplett zu ignorieren. DESPISED ICON hingegen... 'Drapeau Noir' ist so ein Paradebeispiel: Während einige Passagen mit stampfenden Downbeats zum Violent Dancing animieren, wird an anderen Stellen wie von Sinnen blastend und hackend jegliche Eingängigkeit zerlegt. Dieses Spannungsfeld meistert der Siebener scheinbar spielerisch.
Die Abgedrehtheit, die man DESPISED ICON schon immer attestieren konnte, hat ihre Wurzeln bekanntermaßen im Grindcore - ein völlig abgedrehter Track mit dem Titel 'Grind Forever' darf da sicherlich als ebenso augenzwinkernde wie bierernst gemeinte Hommage an den Grind verstanden werden. Und überhaupt: Welche moderne Metalband traut sich heutzutage noch an solch herrliche Pig Squeals wie die Kanadier? Vielleicht liegt es auch daran, dass DESPISED ICON 2016 etwas aus der Zeit gefallen scheint. Gerade in Sachen Death- und Metalcore wurden in den vergangenen Jahren praktisch alle Ecken und Kanten geschliffen, während in anderen Genres eine permanente Retroisierung stattfindet. Womöglich hat die Pause den Jungs geholfen, ihre Rauheit und Kompromisslosigkeit vor genau diesem Schliff zu bewahren, auch wenn der nun vorliegende Output keinen ultimativen Meilenstein in der Banddiskographie darstellt.
Halten wir also die erfreuliche Tatsache fest, dass das "Beast" ein eben solches ist: schlicht und ergreifend eine hässliche, wilde musikalische Bestie. DESPISED ICON ist mit Macht zurück gekehrt, und dieses "Beast" wird die Welt wieder das Fürchten lehren.
Anspieltipps: Drapeau Noir, Dedicated To Extinction, Grind Forever
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause