DESPISED ICON - Déterré
Mehr über Despised Icon
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Nuclear Blast Records
- Release:
- 28.10.2022
- Warm Blooded
- Bulletproof Scales
- One Last Martini
- Oval Shaped Incisions
- Sever The Ties
Roh und garstig, damals wie heute.
DESPISED ICON mag nie die ganz großen Festival-Slots und Headliner-Bühnen erobert haben, aber das Sextett hat sowohl vor als auch nach seiner Auflösung (zwischen 2010 und 2014) stets durch eine ebenso kompromisslose wie innovative Interpretation zeitgemäßer Death-Metal-Klänge geglänzt und sich entsprechend in Genrekreisen einen Namen gemacht. Keine Anbiederung an den polierten Deathcore-Mainstream; der Verlockung, sich stärker auf den Hardcore-Anteil ihres Sounds zu fokussieren widerstanden; die rohe, ungezügelte Energie der Anfangstage beibehalten. Letzter Aspekt wird heuer mit einer knackigen EP namens "Déterré" hörbar gemacht: Fünf gemasterte Demosongs gibt es für Die-Hard-Fans der Kanadier zu hören.
Es handelt sich dabei einmal um ältere Nummern von zwei Split-EPs aus den Jahren 2004 und 2006, es ist aber auch neueres Rohmaterial wie 'One Last Martini' vom 2016er Comeback-Album "Beast" vertreten. 'Warm Blooded' an erster Stelle zeigt die Truppe unstet zwischen Hardcore-Groove und Death-Metal-Geblaste pendelnd – rückblickend weiß man, dass es sich hier nicht um eine Findungsphase handelte, sondern bereits in den Anfangstagen zelebriert wurde, was DESPISED ICON stets auszeichnen sollte: Kompromisslosigkeit, gewagte Sprünge in Sachen Rhythmik, bestialische Wut und in diesem Genre ungewohnte Komplexität. Die Tempowechsel bleiben prägendes Stilmittel des Sechsers, was auch 'Bulletproof Scales' unter Beweis stellt. 'One Last Martini' und 'Oval Shaped Incisions' zeigen im Anschluss, dass es höchstens im Bereich der Instrumentalarbeit eine Entwicklung gegeben hat: Die Gitarren liefern bei erstgenanntem Track einige markante Ansatzpunkte, die der Band vor 20 Jahren noch gefehlt haben, das Schlagzeug prescht bei letztgenannter Nummer noch rasender voran als zuvor.
Es muss betont werden, dass es sich dennoch nur um Demoversionen handelt und "Déterré" in erster Linie ein Sammelobjekt für eingefleischte Fans darstellen wird. Kurzzeitig Spaß macht das Teil dennoch, ebenso wie es dazu motiviert, die Alben der Nordamerikaner wieder mal in die Playlist zu holen und schon das Lineup der kommenden Festivals nach DESPISED ICON abzuklappern.
- Redakteur:
- Timon Krause