DOWN - Over The Under
Mehr über Down
- Genre:
- Heavy Rock
- Label:
- Roadrunner Records
- Release:
- 21.09.2007
- Three Suns And One Star
- The path
- N.O.D.
- I Scream
- On March The Saints
- Never Try
- Mourn
- Beneath The Tides
- His Majesty The Desert
- Pillamyd
- In The Thrall Of It All
- Nothing In Return (Walk Away)
Rund zwölf Mal so lange wie am Vorgänger "II ... A Bustle In Your Hedgerow" haben die fünf Musiker von DOWN an ihrem dritten Album "Over The Under" gearbeitet. Dazwischen lagen zwei Katastrophen: Der Mord an Weggefährte "Dimebag" Darrell Lance Abbott (PANTERA) und der die Heimatstadt New Orleans verwüstende Hurrikan Katrina, aber auch die Ausnüchterung von Sänger Philip Anselmo und die erste Europatournee im Jahre 2006. Dass der Drittling nun weitgehend drogenfrei und über einen längeren Zeitraum hinweg eingespielt wurde, ermöglichte es der Band, die Songs genauer aufeinander abzustimmen - so war es das erklärte Ziel, ein in sich geschlossenes Monster zu produzieren. Gleichzeitig wollte Texter und Sänger Phil diesmal stärkeres Gewicht auf traditionellen Gesang legen und dementsprechend an seiner Stimme arbeiten. Trotz dieser beiden Akzentverschiebungen ist "Over The Under" eine urig-raue Platte geworden, obschon tatsächlich homogener als "II" und weniger schroff als "NOLA". Am Traditionellsten klingt da noch der Song 'On March The Saints', der hornissenschwarmgleich ins Gehör schwirrt.
Im Übrigen haben sich DOWN mit "Over The Under" nun endgültig vom Projekt zur jetzt auch offiziell so bezeichneten Band entwickelt, was sich auch im Stil der Musik niederschlägt, der eine ganz eigentümliche Zwischenstellung im Spektrum von Blues, Metal und Rock einnimmt. So sieht sich die Band auch selbst nicht mehr als Metalformation, denn der moderne Metal hat sich von ihrem Sound völlig wegbewegt, auch der Klang von DOWN ist mittlerweile ein deutlich anderer geworden als er noch zwölf Jahre zuvor gewesen ist. An den Einflüssen großer Heroen wie BLACK SABBATH oder der unterschiedlichsten Bands seiner Mitglieder (CORROSION OF CONFORMITY, CROWBAR, EYEHATEGOD, PANTERA, SUPERJOINT RITUAL, um nur einige zu nennen) lässt er sich auch kaum noch festmachen - geschweige denn auf sie reduzieren. Die scharfen, markanten Licks, der aggressive Groove und die bollernden Drums, all dies ist einem weitgehend geschlossenen Klangbild gewichen, das bei den ersten zehn bis zwölf Hördurchläufen noch arg verschwommen wirken kann.
Unheimlich weit vielschichtiger ist der Sound indes nicht geworden, jedenfalls nicht im Sinne von komplexer. Doch setzt man bei DOWN nun hörbar stärker auf durchgehende Stimmungen als auf kantige Effekte - eben auf das, was von der Band im Vorfeld als besseres Songwriting bezeichnet wurde. Auf den ersten Eindruck hin erscheint dies verwunderlich, denn auf "Over The Under" gibt es kaum offensichtliche Hits, und bis auf wenige Ausnahmen sperrt sich das Material, nicht nur durch Verzicht auf extensive Soli, dem spontanen Genuss für zwischendurch. Gleichzeitig lassen sich die Songs zwar in der Tat völlig homogen als schlüssiger Albumdurchmarsch durch die Boxen ziehen, doch zur Profilierung einzelner Stücke trägt dieser Umstand nicht gerade bei. Das will heißen: Es wird lange dauern, bis man sich das Gesamtwerk so weit erschlossen hat, dass es wirklich zu überzeugen vermag und man auch seine Nuancen nachzuvollziehen und zu würdigen gelernt hat. Dazu allerdings werden wohl nur beinharte Fans der Formation bereit und imstande sein. Und doch könnte es sich lohnen: Denn DOWN klingen nach wie vor einzigartig, vielleicht sogar noch mehr als jemals zuvor. Von gängigen Metal-, Blues-, Doom- und Rock-Klischees haben sie sich jedenfalls nahezu vollständig verabschiedet, und auch das ohnehin ziemlich nichtssagende Schlabberetikett "Stoner-Musik" mag nicht mehr so recht kleben.
Auch wenn DOWN mit 'Nothing In Return (Walk Away)' zum Abschluss abermals einen überlangen, geradezu hymnisch-opulent angelegten Track am Start haben (was quasi Tradition ist), so wird doch gerade dort deutlich, was auch das 2007er Output insgesamt auszeichnet: Fans möglichst harter oder auch nur extremer Klänge werden an "Over The Under" kaum Gefallen finden. Statt dessen überlagern sich gelassene Rhythmen unterschiedlicher Klangfarbe mit kurzen melodischen Versatzstücken, stellenweise fast schon kanonartig anmutendem Gesang und monotonen Riffs zu einem großen Ganzen, das man wohl nur entweder hassen oder lieben kann. Mir persönlich behagt dieser flüssige Groove mit der warmen Atmosphäre sehr, und auch wenn sein getragenes Tempo alles andere als spektakulär klingt, so bin ich mir doch gewiss, dass gerade Songs wie dieser live gespielt für Gänsehaut sorgen werden.
Aber wenn ich schon die Durchhörqualität lobe, so ist doch wenigstens ein Schnelldurchlauf durch die Songs geboten: 'Three Suns And One Star' rollt heran wie eine Gewitterfront, erinnert noch am ehesten an das Vorgängeralbum sowie den letzten C.O.C.-Output; Heavy Southern Rock mit einem dreckigen Schweinegroove. Danach wird es deutlich zäher mit 'The Path', einem sumpfigen Stampfer mit leider arg kurz geratenen Soli. 'N.O.D.' schließt sich gut daran an, bietet es doch klassisches DOWN-Material: zäh, rauchig, primitiv. Allerdings erinnert sein Rhythmus verdächtig an den älteren Hit 'There’s Something On My Side', ohne dessen zwingende Wucht mitzubringen. Ähnlich sperrig gestaltet sich auch das verhältnismäßig kurze 'I Scream', bevor 'On March The Saints' wieder sonor aus den Boxen qualmt und sich als kraftvolle, angedoomte, schwer rockende Durchhaltehymne erweist. Das gut abgehangene, gediegen melancholische 'Never Try' hat sich nach einigen Durchläufen als erstes zu einem meiner Lieblingsstücke der Scheibe gemausert, auch wenn mancher Break darin etwas abrupt daher kommt.
Flüssiger und irgendwie typisch für den neuen, verhalteneren Groove von DOWN ist der doomige Rocker 'Mourn' mit seinen äußerst schwermütigen Gitarrenmelodien, welche es immer wieder zu Boden zieht. Noch bluesiger im Gefühl mutet 'Beneath The Tides' an, hier hat der Fünfer wirklich alles gegeben und ein absolut grandioses Requiem für das sturmzerstörte Vorfluts-New Orleans zustande gebracht. Hoffentlich wird dieser Song es auch ins Live-Repertoire schaffen. 'His Majesty The Desert' ist eigentlich bloß ein Intro zu 'Pillamyd', dessen derber Groove sich hervorragend mit den bluesigen Riffs und dem psychedelischen Gesang Phil Anselmos verbindet, der hier so richtig aufdreht: Ein weiterer Meilenstein der Bandgeschichte. Und noch ein Hit folgt ihm sogleich, 'In The Thrall Of It All' gehört zweifellos zu den besten Songs, die ich aus den Veröffentlichungen des Jahres 2007 bislang zu hören bekam. 'Nothing In Return' sprach ich ja weiter oben bereits an, und auch dieses Stück fügt sich nahtlos in die Reihe der anderen ein.
Das Limited Edition Digipak hält darüberhinaus noch den Song 'Invest In Fear' bereit, der einem zum Abschluss noch einmal den Kopf mit zähflüssig-rauchigem Schleim zumatscht.
Anspieltipps: On March The Saints, Never Try, Mourn, Pillamyd, Nothing In Return
- Redakteur:
- Eike Schmitz