DREAD SOVEREIGN - Alchemical Warfare
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2021
Mehr über Dread Sovereign
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Metal Blade Records
- Release:
- 15.01.2021
- A Curse on Men
- She Wolves Of The Savage Season
- The Great Beast We Serve
- Nature Is the Devil's Church
- Her Master's Voice
- Viral Tomb
- Devil's Bane
- Ruin upon the Temple Mount
- You Don't Move Me (I Don't Give a Fuck)
Runde drei der PRIMORDIAL-Doom-Version.
Alan Averill geht mit seiner Zweitband DREAD SOVEREIGN in die nächste Runde. "Alchemical Warfare" ist bereits das dritte Studioalbum, und man scheint bisher gut eingeschlagen zu haben. Denn man ist jetzt nicht mehr beim Spartenlabel Ván Records unter Vertrag, sondern bei Metal Blade Records, einem der Branchenriesen. Respekt dafür! Denn was ich bisher von DREAD SOVEREIGN kannte, war kilometerweit von jedem Mainstream-Metal entfernt, und so viel sei hier bereits versprochen: Auch das neue Album ist absolut kein Easy Listening.
Im Moment wirkt DREAD SOVEREIGN sogar wie eine aktivere Spielwiese, und zumindest was die Veröffentlichungen angeht stimmt es - seit 2014 gab es hier drei Alben, bei PRIMORDIAL nur zwei.
Was gibt es nun zum neuen Album zu sagen? Leider weiß ich nicht, wer das schöne Artwork erstellt hat - optisch hatte die Band aber auch noch nie ein Problem. Musikalisch ist man, wie auf dem Debütalbum, wieder wirklich auf Albenlänge angekommen. Der Vorgänger, der bei uns doch ganz gut wegkam, war mir persönlich zu kurz. Jetzt gibt es wieder 51 Minuten Spielzeit, und das musikalische Fundament bleibt unverändert. Es gibt Doom Metal, der durchaus epische Melodien besitzt, aber wirklich nie schön ist. Das ist alles ziemlich böse, durchseucht von Alans markerschütternden Schreien aus der Gruft.
Ich muss zugeben: Ich habe mich am Anfang ganz schön schwer getan mit "Alchemical Warfare". Mir fehlen (auch nach mehreren Spins) die Hits des Debütalbums, die sich verzweifelnd und zerstörerisch ins Herz fräßten. Man muss sich die Songs dieses Albums regelrecht erarbeiten, und es ist ein trauriger Zustand, denn man erarbeitet sich in diesen dunkelpandemischen Tagen ja keine Hoffnung, sondern die Wüste nach der Zerstörung. Auch die Produktion ist ein Brocken und kann einem die Freude am Hören erst Mal eher rauben. Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass sie - ähnlich wie bei manchen MAYHEM-Alben neuerer Jahre, bei CULTES DES GHOULES oder bei THE RUINS OF BEVERAST. Insgesamt wird zwar sowohl beim Gesang als auch im Instrumentalbereich auf Black-Metal-Einflüsse weitestgehend verzichtet, aber atmosphärisch ist die Band vielen Schwarzheimern deutlich näher als vielen Doom-Bands - zumindest dann, wenn sie Anklänge von epischem Power Metal oder von Stoner Rock mitbringen. Diese Elemente sind hier weitestgehend fehl am Platz, aber doch nicht völlig absent. Denn im Gesang von Nemtheanga schwingt durchaus eine epische Note mit, und der leicht fuzzige Sound erinnert phasenweise schon an eine Truppe wie SLEEP, auch wenn es musikalisch sonst nur wenige Gemeinsamkeiten gibt.
Durch die Texte gibt es ebenfalls eher Schnittmengen zum Black Metal, denn Alan und Co. bewegen sich klar in okkulten und satanischen Sphären. Nicht gerade meine Baustelle, aber eine witzige Bemerkung am Rande sei mir erlaubt: Als ich vor einem PRIMORDIAL-Gig etwas mit Alan ins Ratschen kam gratulierte er mir zu meinem WYTCH HAZEL-Patch und meinte, dass das momentan seine Lieblingsband sei. Ich fragte, wie das sein kann, und er meinte, dass er ihre positiven Vibes liebt. Das lustige daran ist natürlich, dass WYTCH HAZEL de facto eine pure White Metal-Truppe ist.
Insgesamt ist dieses Album ein echter Brocken. Wer ein bisschen mitgelesen hat, versteht natürlich, dass ich doch noch mit der Scheibe warmgeworden bin. Aber seid gewarnt: Die Erstlauschung könnte euch ratlos zurücklassen. Wer sich aber hinabziehen lässt in den Sog der Verzweiflung, wer auf zugängliche Produktionen verzichten kann und keine Hits braucht, der findet ein Album, das hoffnungsloser kaum sein könnte. Abends mit einem Scotch in der Hand alleine in der Dunkelheit dieses Album zu hören ist nicht gerade ein seelsorgerlicher Ratschlag für die Einsamkeit der Kontaktbeschränkung. Dass es aber in diese Momente passen dürfte, daran besteht kein Zweifel. Somit kann man den Iren zusprechen, dass sie ein gutes Timing für das dritte Album gefunden haben. Aus meiner Sicht schlägt es den etwas biederen Zweitling zudem locker. Mit der Note habe ich mich dabei etwas schwer getan - will man denn ein solch düsteres Album häufiger auflegen? Nun, bei CULTES DES GHOULES oder MAYHEM mache ich das schon, daher besteht die Hoffnung, dass das hier auch möglich ist. Wer ein solches Anti-Musik-Werk auf einem Mainstream-Label platzieren kann, verdient zudem bedingungslosen Respekt. Hits gibt es auch nicht. Eigentlich müsste ich in unserem Notensystem eine 7 geben, aber das wird dem Hörerlebnis nun wirklich nicht gerecht.
Anspieltipps: She Wolves Of The Savage Season, Nature Is The Devil's Church
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer