EDEN WEINT IM GRAB - Der Herbst des Einsamen
Mehr über Eden weint im Grab
- Genre:
- Lyrik / Ambient / Gothic
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- - Winter Solitude Productions / Danse Macabre Records / Alive
- Release:
- 06.11.2009
- An die Verstummten
- De profundis
- Traum des Bösen
- Menschliche Trauer
- Elis
- Sebastian im Traum
- Vorhölle
- Siebengesang des Todes
- In ein altes Stammbuch
- Klage
- Verwandlung des Bösen
- Gewitterabend
<p class="MsoNormal">Das ist wirklich mal was anderes!</p>
EDEN WEINT IM GRAB hat für "Der Herbst des Einsamen" Lyrik von Georg Trakl vertont, und zwar mit morbider Musik zu morbiden Texten und dergestalt, dass in den besten Momenten beides eins wird. Die Klänge sind durchweg eher ambient gehalten, und die Stimme trägt stets nur im Rezitativ vor, sodass keine Melodie und keine aufdringliche Rhythmik vom Inhalt der Texte ablenken, sondern diese von den Instrumenten allenfalls durchtränkt und bestenfalls kongenial gestützt werden. 'De Profundis' etwa hallt wider von unwirklichen Tönen, die auch ganz für sich genommen die empfundene Leere des lyrischen Ich ausdrücken könnten, hier aber noch verstärken und bedrohlicher wirken lassen. Spieluhrähnliche Klänge durchziehen den 'Traum des Bösen' wie ein bitter-ironischer Kommentar, und im Hintergrund scheint man Geister wimmern zu hören, während ein Rhythmus zwischen Herzpochen und Trauermarsch die Sprache unterlegt. Am gelungensten aber empfinde ich den Vortrag von 'Menschliche Trauer', wo die Stimme noch weiter im Vordergrund steht, die an und für sich recht monotone Musik aber stets im entscheidenden Moment einen Wandel der textlichen Szenerie nachvollzieht, ohne darüber den grundlegenden Stimmungsfaden abreißen zu lassen: Sehr stimmungsvoll und schön verstörend.
Wer mit Melodrama so gar nichts anzufangen weiß, wird sich über dieses Album freilich eher wundern als daran laben können. Auch auf elektronische Musik sollte sich einlassen können, wer "Der Herbst des Einsamen" hört. Steril klingt hier allerdings nichts – allenfalls in manchen Momenten von sich selbst seltsam distanziert – und dann doch wieder klamm und bedrückend – eine widersprüchliche Stimmung wie kurz vor dem Wahnsinn. 'Elis' etwa erinnert in seiner Beklemmung durchaus an die schaurigeren Momente des Soundtracks zu "Das Boot". Sehr gelungen ist auch die kindheitserinnerungsschwangere Dichtung 'Sebastian im Traum' umgesetzt, eines der ruhigsten Stücke der CD mit äußerst einfühlsam gesprochenen Zeilen. Insgesamt lässt sich "Der Herbst des Einsamen" angenehm durchhören. Gut, die Texte sind schwierig, und die Begleitung dazu fällt recht einförmig aus, sodass man sich entweder sehr wird konzentrieren müssen, um auf volle Länge noch die einzelnen Zeilen wirklich in Gänze wahrzunehmen, oder aber sich ganz und gar einlullen lassen wird von der morbiden Stimmung und nur hier und da einzelne Worte aufschnappen und nachklingen lassen. Ein wenig so wie bei ANNE CLARK, die ja letztlich auch meist nur geringfügige Variationen stets ähnlicher Klangelemente unter ihre vertonte Dichtung legt. Nur eben, dass EDEN WEINT IM GRAB deutlich dunklere Komposition erschaffen hat und neben ätherische Elektronik auch schon mal schwummrig-organische Orgelklänge stellt wie zum Beispiel in der 'Vorhölle' zu hören ist.
Garstig gar wird's im 'Siebengesang des Todes', wo Stimmmodulationen zum Einsatz kommen, wie man sie sonst eher aus dem Black Metal gewohnt ist; allerdings schön dezent eingesetzt, sodass die Worte noch verständlich bleiben und die Stimmung des Stücks dadurch nicht zerrisen wird. Wem solch eine Verbindung dennoch zu anstrengend ist, werden vielleicht eher die (nahezu ganz auf den Text reduzierten) dichten Stücke 'Klage' oder 'Verwandlung des Bösen' zusagen; und wer es lieber etwas offener gestaltet mag, mit weniger Textherausforderung und mehr Schwelgemusik, der möge sich stattdessen den atmosphärischen 'Gewitterabend' anhören.
Kurzum: Diese Scheibe ist in ihrer Umsetzung rundum gelungen – und jedenfalls soweit, wie man mit den (mitunter schon äußerst seltsamen) Texten Georg Trakls etwas anzufangen vermag, auch ansprechendes Kopfkino.
Anspieltipps: Menschliche Trauer, Sebastian im Traum, Verwandlung des Bösen, Gewitterabend.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz