EDGE OF SANITY - Crimson II
Mehr über Edge Of Sanity
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Black Mark
- Release:
- 26.08.2003
- The Forbidden Words
- Incantation
- Passage Of Time
- The Silent Threat
- Achilles Heel
- Covenant Of Souls
- Face To Face
- Disintegrate
- Aftermath
Totgesagte leben länger - das scheint sich anscheinend auch Dan Swanö gedacht zu haben und veröffentlicht in diesem Jahr gleich mehrere hochwertige Releases, welche ohne Zweifel eine Bereicherung für die gesamte Szene sind.
Neben der ersten vollwertigen BLOODBATH-Platte und dem sehnlichst erwarteten NIGHTINGALE-Album wurde die neue Scheibe von EDGE OF SANITY mit der größten Vorfreude und Spannung erwartet.
Dabei sah es in den letzten Jahren alles andere als gut für diese schwedische Melodic-Death-Metal-Band aus; so spielte zunächst die gesamte Mannschaft eine Platte ohne Swanö ein, woraufhin der sich sagte: 'Wenn die ein Album ohne mich einspielen können, kann ich auch eins ohne sie schreiben'.
Gesagt - getan. Ohne irgendwelche Gedanken an vergangene Diskrepanzen zu verschwenden, holte sich Swanö eine Schar erstklassiger Musiker ins Studio und spielte den lange Zeit geforderten Nachfolger zum 96-er "Crimson"-Meilenstein ein. Unterstützt wurde er dabei von Mike Wead (Lead-Gitarre, MERCYFUL FATE), Grunzbestie Roger Johansson sowie den weiteren Gitarristen Simon Johansson und Jonas Granvik, die dem Multiinstrumentalisten in manchen Passagen unter die Arme griffen, deres sich aber trotzdem nicht nehmen ließ, sämtliche Drums, Bässe, Keyboards und die Mehrzahl der Gitarren selber einzuspielen und ganz nebenbei einen Großteil der Screams und Gesänge zu übernehmen.
Wie sein konzeptioneller Vorgänger besteht "Crimson II" aus vielen einzelnen Sinneinheiten (in diesem Falle 44), die in neun Unterkapitel aufgegliedert wurden, was aber lediglich dem lyrischen Aspekt zuzusprechen ist. Die musikalische Ebene wird hingegen zu keinem Zeitpunkt unterbrochen; eine gute Dreiviertelstunde lang liefert die aktuelle, wahrscheinlich nur noch Projektcharakter besitzende Version von EDGE OF SANITY ein wahrhaftes Wechselbad der Gefühle ab. Sämtliche Schaffensphasen des ehemaligen Produzentengottes dienten hier als massiver Einfluss: Neben dem urtypischen, melodischen Death Metal finden sich besonders viele Prog-Elemente, angefangen bei den atmosphärischen, leicht spacigen Keyboards bis hin zu manchen vertrackten Rhythmen.
Wie bereits beim Nebenschauplatz NIGHTINGALE atmet auch "Crimson II" die Luft der früheren, weitaus progressiveren MARILLION-Tastentöne ein und gerät immer wieder ins Duell mit harmonischen Leads, die ab und an den Namen SOILWORK in den Hinterkopf drängen. Swanö und seine Truppe gehen besonders in den mittleren Kapiteln sehr ruhig und emotional zu Werke, werden aber stets von flitzenden Wead-Gitarrensoli aufgerüttelt, nur um im nächsten Moment wieder in einen leicht epischen, manchmal auch dramatischen Part zurückzufallen.
Es ist verdammt schwer, direkten Zugang zu dieser Scheibe zu bekommen, mehrere Durchläufe sind unvermeidlich und selbst dann wage ich mal zu bezweifeln, dass man den ganzen Klangkosmos, den EDGE OF SANITY auf ihrem wahrscheinlich letzten Album versprühen, zu begreifen imstande ist. Dieses Album ist einfach so ungeheuer vielschichtig geworden, dass die hier freigesetzten Emotionen erst einmal verarbeitet werden wollen, bevor man versucht, die Musik zu durchbrechen und zugleich hinter das lyrische Konzept zu blicken.
Letzteres wurde von ARENA-Mastermind Clive Nolan erstellt, der mit seiner Hauptgruppe ja ebenfalls schon diverse Konzeptplatten veröffentlicht hat und auch für die Verwirklichung einer perfekten Symbiose aus Musik und Sprache eine unbezahlbare Kraft an der Seite von Dan Swanö war und ist.
EDGE OF SANITY haben die hochgesteckten Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern bei weitem übertroffen. Während Swanö mit "Crimson" die Gesellenprüfung abgelegt hat, hat er mit "Crimson II" sein Meisterstück komponiert.
Daher brauche ich auch nicht mehr lange um die finalen Worte herumzureden: "Crimson II" muss man besitzen, wenn man in Sachen Innovation in der gesamten Szene mitreden möchte!
Anspieltipps spare ich mir, die Scheibe kann man nur in ihrer Gesamtheit erfassen.
- Redakteur:
- Björn Backes