EINHERJER - Norrøn
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2011
Mehr über Einherjer
- Genre:
- Viking Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Indie Distribution As (Soulfood)
- Release:
- 09.09.2011
- Norrøn Kraft
- Naglfar
- Alu Alu Laukar
- Varden Brenne
- Malmting
- Balladen Om Bifrost
Die Quintessenz dessen was Viking Metal im Jahre 2011 sein kann und sein soll!
Als Frode Glesnes, Gerhard Storesund und ihre Mitstreiter vor einigen Jahren mit ihrer Thrash-Metal-Band BATTERED am Start waren und sich in Interviews nicht eben zuversichtlich gaben, dass irgendwann mit einer Rückkehr ihrer Stammband zu rechnen sei, war auf jeden Fall schon einmal klar, dass es eine ganze Weile dauern würde, bis - wenn überhaupt - ein neues Album der norwegischen EINHERJER auf die Menschheit losgelassen würde. Nun ist es auch schon über acht Jahre her, dass die letzten Töne von "Blot" verklungen sind, und schon deshalb bin ich auf diese Rückkehr einer der stilprägenden Viking-Metal-Bands äußerst gespannt. Trotz der unbestritten wichtigen Rolle, welche die Band in der Entwicklung des Pagan Metals spielte, waren die Herren aus Haugesund nie gänzlich unumstritten. War der Pagan-Fraktion das Oeuvre nicht folkig genug und der Gesang zu harsch und grimmig, so war den Black-Metal-Anhängern zu wenig Raserei und zu viel Folk geboten. Die Band saß also ein Stück weit zwischen den Stühlen, obwohl sie schon zu Anfang der Neunziger viel von dem vorweg nahm, was die Genres des Pagan- und Folk Metal später prägen sollte.
Ob sich diese Rolle mit "Norrøn" verfestigen wird, oder ob es EINHERJER doch noch gelingt, weitere Kreise auf sich aufmerksam zu machen und zu begeistern, das steht in den Sternen, wobei ich schon jetzt sagen kann, dass es mit diesem Album durchaus verdient wäre, wenn der Band ein später Durchbruch gelänge, der sie zumindest in die kommerziellen Erfolgsgefilde von Bands wie ENSIFERUM oder FINNTROLL vordringen ließe. Andererseits ist dies schon allein deshalb zweifelhaft, weil dieses Werk dafür viel zu finster und hart ist. Schon der zwölfminütige Opener 'Norrøn Kraft' ist ein Koloss von dunkler Anmut und gnadenloser Kälte, der wirkt als wäre er eine musikalische Untermalung einer Wanderung durch die Hallen Morias. Hier und da dezent mit eiskalten Ambient-Klängen angereichert, erzeugt der Sound die Atmosphäre hoher, finsterer Hallen, durch die schwertgleich grimmige und unbarmherzig harte Riffs schneiden, und durch die drohend und grollend Frodes Stimme erschallt. Ein rhythmisch getragen aber doch völlig gnadenlos voran schreitender Marsch gen Helheim ist es, was uns wohlig schaudernd zurück in der Welt EINHERJERs willkommen heißt.
Wieder sind es militärisch marschierende Trommeln und das Geräusch des Stapellaufs der 'Naglfar', die den so betitelten zweiten Song einleiten. Die Ruderer antreibende Shouts, scharf akzentuierte Gitarren zwischen Thrash und Doom, und immer wieder klagend singende Leads, die davon künden, dass Ragnarök naht, dazu verträumte cleane Melodielinien, die gegen die Brandung anspielen - ja, genau so funktioniert Viking Metal. Mit ein wenig Slide-Guitar, BATHORY-Chören, einem wild rockenden Drive und einem sehr eingängigen Shout-Chorus präsentiert sich 'Alu Alu Leukar' als waschechter Pagan-Metal-Stampfer mit Tribal-Feeling, bevor es mit 'Varden Brenne' hymnisch und episch daher geht, mit majestätischem Hauptriff und den obligatorischen Backing-Chören, während Frode davon kündet, die Welt in Flammen zu kehren. Auch mit dem Abschlussdoppel lässt die Band nichts anbrennen, denn mit 'Malmting' gibt es einen Headbanger der sich gewaschen hat und von wuchtigen, schneidenden und doomigen Riffs lebt, die von folkigen Leadmelodien flankiert werden, während der Rausschmeißer 'Balladen Om Bifrost' sich fast als Prototyp für nordisch-heidnische Ritualmusik etablieren könnte, werden doch in einem epischen Arrangement und vor Akustikgitarren und Chorgesängen, die als waschechte Quorthon-Hommage durchgehen, zunächst bedeutungsschwer die heidnischen Zeiten beschworen und zum Ende hin mantrisch die für mich grundlegenden Verse des eddischen Hávámál rezitiert: "Fe dør, frender dør,
en sjøl dør på samme vis ..."
So bleibt als Fazit, dass sich EINHERJER mit "Norrøn" mit Nachdruck in der Szene zurück melden und locker das Niveau der alten Alben halten, wenn nicht sogar streckenweise übertreffen. Dass sie mit dem Album indes neue Fanschichten knacken werden, glaube ich nicht. Dazu sind die Herren zu sehr sie selbst geblieben. Dafür wird jeder begeistert sein, der die Band seit "Blot" schmerzlich vermisst hat. Aus meiner Sicht ist "Norrøn" mal eben die Quintessenz dessen was Viking Metal im Jahre 2011 sein kann und sein soll: Episch, finster, grimmig, erhaben, sehnsuchtsvoll und dräuend.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle