EL GUAPO STUNTTEAM - Accusation Blues
Mehr über El Guapo Stuntteam
- Genre:
- Hypnotic Blues Rock
- Label:
- Sounds Of Subterrania! / Cargo Germany
- Release:
- 16.02.2007
- Back From The Grave
- Get Down Low
- Four Eyes
- Real Mean Beauty
- Take Your Hat Off
- Tired Of Waiting
- Storm Passing By
- Early Morning Stumble Out Blues
- Sailing Black Seas
- Stole The Food
Bei den Belgiern von EL GUAPO STUNTTEAM könnte gedacht werden, dass da "einer mitläuft". Zumindest bei Betrachtung diverser Live-Mitschnitte und auch der hervorragend durchgeballerten Splatter-Videos zu 'Battles Across The Stereo Spectrum' und 'Back From The Grave"'. Gleichnamiges ist auch der Einstiegsbeitrag der aktuellen Offensive "Accusation Blues". Das nunmehr vierte Album des halben Dutzends Rockbegeisterter, das sich auch unter dem Kürzel EGST anmelden kann, strotzt nur so vor Offenheit, und zwar dafür, den Rost und die Selbstgenügsamkeit aus der Rockgeschichte herauszutreten, um vor allem mit Spielwitz das sich weiter und weiter drehende Rad eben dieser Geschichte gehörig mit frischer Schmette einzusalben. Es kreischt die Speiche und der Kutscher fällt lachend auf die Fresse. Er lacht – ist ja auch nicht schlimm, im offenen Wagen sitzen LED ZEPPELIN und ERIC CLAPTON und seine CREAM und wippen anerkennend mit den greisen Häuptern. Die trauen sich was, diese Jungspunde!
Dieser Sprung vom schweißgebadeten Kutscherbock in die harte Arbeit zur Erschaffung eines Rockalbums, der hat sich gelohnt. Auf dem vorbeidonnernden Gefährt herumzuturnen, das lohnt sich auch. In den Städten, in denen diese Rockerbude anhalten und ihre Runden drehen wird, wird die Präsenz noch lange zu spüren sein. Anfangs befremdet es, dass nach stürmischem Beginn ein wenig die Segel wieder eingeholt werden, aber nachdem sich an das - sagen wir ehrfürchtige Tempo angepasst wurde, erschließen sich die Qualitäten erst so richtig. Ein Beispiel soll hier nur 'Sailing Black Seas' sein, wo gejammt und gejammt wird, als wäre man gerade erst im Proberaum. Erstes Ausprobieren.
Warum dann nicht auch Mundharmonika? Seit diesem Album zählt sich auch Mundharmonio Vaeske zum festen Bestand des haarigen Konglomerates. Die Einfachheit, die keine ist, die besticht in dieser Musik. Alle Bands dieser Färbung haben damit zu kämpfen, kaum Wiedererkennungswert zu besitzen, so auch EGST. So ist das wohl im ungeschriebenen Gesetz der Rockgeschichte. Auch, dass man sich am nächsten Tag nicht an den Namen der Band erinnern kann, bei der man gestern Abend so herrlich abgestürzt ist. EGST ist eine solche Band. In klassischer Manier in Songwriting und Instrumentierung, anhand ständig anders strukturierter Zwischensoli und Melodiewechsel und Refrains kommt da keine Lähmung der Halsmuskeln zustande. Wer so seine Saiten zu bedienen weiß, der schläft auch damit. Denke ich. Die Schönheit zu besingen, ja, das muss ein jeder einmal gemacht haben. Das dachten auch EGST und schufen 'Real Mean Beauty' – das ich als deutliche Hommage an die Zeppelins in deren Folkphase einordne. Zum Ausgang des Songs sage ich nichts mehr, den sollte man sich selbst anhören. Natürlich wird auch dem Southern und Whiskey Rock gefrönt; so fordert auf einer Slide reitend 'Take Your Hat Off' mit Cowboy-Chor heraus. 'Tired Of Waiting' wieder ist so glamourös, dass ich mir gleich mal eine Pastell-Boa um die Warzen wünsche.
Zu einer Zeit, in der aber auch z. B. ROSE TATOO die Falthintern nicht stillhalten können, ist es eine glückliche Fügung, quasi um die Ecke gleich solche Könner zu haben, die ihren Vorbildern mit den furchigen Antlitzen in kaum etwas nachstehen. Eigentlich sind sie durch einen "dummen" Zufall nur später geboren worden. Die tanzenden Altrocker und Hippies rechts vor der Bühne kann man ja auch mal tolerieren.
Erdiges, vollmundiges Album.
Anspieltipps: Sailing Black Seas, Tired Of Waiting, Take Your Hat Off
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben