ENVY - The Fallen Crimson
Mehr über Envy
- Genre:
- Post Hardcore
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Pelagic
- Release:
- 07.02.2020
- Statement Of Freedom
- Swaying Leaves And Scattering Breath
- A Faint New World
- Rhythm
- Marginalized Thread
- HIKARI
- Eternal Memories And Reincarnation
- Fingerprint Mark
- Dawn And Gaze
- Memories And The Limit
- A Step In The Morning Glow
Neue Besetzung, alte Stärken!
Die Japaner ENVY sind nicht nur für ihre intensiven musikalischen Achtenbahnfahrten berühmt, die den Hörer zeitweise in ganz andere Dimensionen katapultieren können, auch abseits ihrer Alben ist die Truppe aus Tokyo für die ein oder andere rasante Kehrtwendung gut. So verließ Fronter Tetsuya Fukagawa im Jahr 2016 die Band nahezu ohne Vorwarnung, und nachdem die verbliebenen Musiker nur sporadisch mit Gastsängern auftraten, sag es eine Zeit lang so aus, als wäre die durchaus erfolgreiche Karriere der Post-Hardcore-Mannschaft beendet. Im Herbst 2018 dreht sich dann aber das Besetzungskarusell erneut, Tetsuya kam zurück und dafür waren die Gründungsmitglieder Masahiro Tabita und Dairoku Seki nun außen vor. Schließlich wurden mit Yoshi, Yoshimitsu Taki und Hiroki Watanabe drei frische Mitstreiter rekrutiert, und nach der Single "Alnair In August" stehen die Japaner nun mit dem neuen Langeisen "The Fallen Crimson" in den Startblöcken.
Eins sei dabei direkt vorweg gesagt: Die eindringliche Musik hat glücklicherweise unter den Besetzungswechseln kein bisschen gelitten. Stattdessen sind die elf Kompositionen erneut eine wunderbare Reise zwischen musikalischer Raserei und verträumter Gelassenheit, wie sie nur wenige andere Bands auf Tonband bannen können. Entsprechend schwer ist es auch dieses mal wieder, aus diesem konstanten Strom von Riffgewittern und zuckersüßen Melodien einzelne Songs herauszugreifen. Viel mehr ist "The Fallen Crimson" ein Album, das sich am besten mit geschlossenen Augen und einem guten Paar Kopfhörer genießen lässt. Dennoch schälen sich nach und nach mit dem wüsten und trotzdem eingängigen Opener 'Statement Of Freedom' oder dem punkigen und chaotischen 'Fingerprint Mark' auch einige echte Highlights heraus, die sich auch im Langzeitgedächtnis des Hörers einnisten. Von "easy listening" ist der Silberling dennoch so weit entfernt, wie Tokyo von unserem Heimatland, und so muss der Hörer auch ein wenig Geduld mitbringen, um sich auf der musikalischen Achterbahn dieses Silberlings zurecht zu finden. Nimmt man sich allerdings diese Zeit, dann wird man mit einer Platte belohnt, die sich wahrscheinlich jetzt schon einen Platz in den Bestenlisten dieses Jahres verdient hat.
Insgesamt kann ich damit nur den Hut vor Tetsuya Fukagawa und seinen neuen Mitstreitern ziehen, denn nach der bewegten Geschichte der Band in den vergangenen Jahren und dem Abgang zweier langjähriger Mitglieder hatte ich nicht damit gerechnet, dass ENVY an alte Glanztaten würde anknüpfen können. Weiter daneben hätte ich aber nicht liegen können, denn mit "The Fallen Crimson" haben die Japaner vielleicht das bisher stärkste Langeisen ihrer Karriere vorgelegt. Chapeau!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs