EQUILIBRIUM - Turis Fratyr
Mehr über Equilibrium
- Genre:
- Black / Death Metal
- Label:
- Black Attakk
- Release:
- 01.02.2005
- Wingthors Hammer
- Unter der Eiche
- Sturm
- Widars Hallen
- Met
- Heimdalfs Ruf
- Die Prophezeiung
- Nordheim
- Tote Heldensagen
- Outro
EQUILIBRIUM dürfen sich wohl mit Fug und Recht eine Flagge mit der Aufschrift "Senkrechtstarter" in den Probenraum hängen. Denn die vier Jungs plus Keyboardfrau Sandra stellen sich zwar erst seit dreieinhalb Jahren dem Metalgeschäft, doch schafften sie es mit ihrem unbetitelten 2003er Debüt-Demo sogar schon auf die Bühne des vergangenen "Summer Breeze"-Open-Airs und trieben dort ihre Fans mit schwarzmetallisch-keyboardesken Klängen zu Begeisterungsexzessen. Nun erscheint mit "Turis Fratyr" das Debüt der fünf Musiker "from down below the Weißwurscht-Äquator", sprich Bayern ...
... Die Platte entpuppt sich dabei als Mischung aus epischem Black und melodischem Death Metal für junge Fans, gut gemacht und doch weit entfernt von dem Spirit wahrer Dunkelfürsten der Marke ENSLAVED oder EMPEROR. Aber vielleicht besitzen EQUILIBRIUM auch gar nicht den Anspruch, an solche Götter heranzureichen?! Schon die Biografie von EQUILIBRIUM wirkt im Vergleich zu den genannten Legenden reichlich untrue, wie das Beipackblatt für die Presse verrät: "Die erste Feuertaufe hatte die Band EQUILIBRIUM im Sommer 2001 zu bestehen. Der Organisator einer Party im bayrischen Maisach wollte gerne Bands auftreten lassen. Gitarrist René Berthiaume hatte Lust, mit einer Band diesem Wunsch nachzukommen. Er wollte auf einer Bühne mal wieder so richtig 'abmoshen'. Im Umkreis Münchens fand René geeignete Mitstreiter. Der Gig war ein Erfolg. Die in kürzester Zeit einstudierten Stücke von DIMMU BORGIR, HYPOCRISY, CRYPTIC WINTERMOON und anderen Bands ähnlicher Ausrichtung riefen sehr positive Reaktionen hervor. Grund genug, um die rasch aufeinander eingespielte Truppe nicht gleich wieder aufzulösen. EQULIBRIUM war geboren."
Tja, also sind EQUILIBRIUM eher ein Zufallsprodukt?! Ein Newcomer, der jedoch 2003 mit dem schon erwähnten Demo mächtig Furore machen konnte und überall abgefeiert wurde. Ob das erste Album ähnlich gut bewertet wird? Gut möglich, denn an ihrem Stil haben EQUILIBRIUM nichts verändert. Noch immer mischen sie hochmelodisches Gitarren-Geschrammel mit pompös-anrührenden Keyboards, fetten Drums und mitreißenden Riffs sowie der bestechenden Kreisch-Plärre von Sänger Helge. Dazu kommen die deutschen Texte aus der germanischen Mythologie - zum Glück wirken sie nicht allzu oft klischeehaft. Dennoch bleibt die Frage: Was ist an diesem Konzept neu, innovativ?! Eher wenig, EQUILIBRIUM klingen nur deutlich eigenständiger als viele ihrer noch gesichtsloseren Konkurrenten aus dem erbärmlich dahinposenden Schrotthaufen der Melodic-Extrem-Metal-Bands dieses Planeten. Im Falle von EQUILIBRIUM könnte man zum Beispiel Parallelen zu "Dusterhelden" wie CHILDREN OF BODOM ziehen, ein Stück weit auch zu DIMMU BORGIR oder zur fröhlichen Energie, die FINNTROLL verbreiten. Doch wirken EQUILIBRIUM wiederum zu prägnant in ihrem Kurs, um einfach als Plagiat durchzugehen, die Melodien schmeicheln sich dazu zu zielsicher in die Ohren.
Doch - und leider, leider tun sie das - bleiben die Songs nicht auf ewig im Musiziergedächtnis hängen. Dies ist das große Problem bei all den schönen Stücken auf "Turis Fratyr" wie dem so herrlich melancholisch beginnenden 'Nordheim': EQUILIBRIUM wirken im Kopf nicht nachhaltig faszinierend, nach den 50 Minuten mag die totale Endbegeisterung (noch) nicht aufkommen. Gleichzeitig gibt "Turis Fratyr" natürlich Neu-Einsteigern in Sachen EQUILIBRIUM die Möglichkeit, fast das komplette bisherige Schaffen dieser Band nachzuvollziehen - allein vom Demo kommen fünf der neun Songs, was irgendwie auch schon wieder ein Grund zur Kritik ist ...
Aber wer die Band nicht kennt und gerade beginnt, in die härtere Metalszene abzutauchen, dem wird EQUILIBRIUM in jedem Fall gefallen, denn wohlgefällig klingt die Musik in abwechslungsreichen Stücken wie 'Sturm' allemal. Doch wer schon länger die extreme Seite der Musik konsumiert, der wird bei EQUILIBRIUM irgendwann den hingebungsvoll-selbstzerstörerischen Spirit vermissen, den vor allem skandinavische Bands versprühen. Ergo bleibt "Turis Fratyr" ein gelungenes Einsteiger-Album, mehr nicht. Auf gar keinen Fall ist es ein Referenzwerk!
Anspieltipps: Nordheim, Sturm, Met
- Redakteur:
- Henri Kramer