ESOTERIC - A Pyrrhic Existence
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2019
Mehr über Esoteric
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Season Of Mist Records
- Release:
- 08.11.2019
- Descent
- Rotting In Dereliction
- Antim Yatra
- Consuming Lies
- Culmination
- Sick And Tired
Ein Freudenfest für geduldige Schatzsucher
Zunächst möchte ich mein nicht vorhandendes Kapperl ziehen vor diesen fünf Briten. Kompromisslos doomen sich die Fünf hier durch über 90 Minuten und machen dabei über weite Strecken eine sehr gute Figur. Das Eisen, das hier geschmiedet wird, wird direkt aus Lava gegossen. Klar, Eisen ist nur ein Bestandteil von Magma und in Chemie war ich zu Schulzeiten nie besonders gut. Aber sei's drum!
Die Kompromisslosigkeit, die so sehr beeindruckt, hat aber eben auch ihre Kehrseite. Ich ertappe mich bei einigen extrem ausufernden Riffs im 30bpm-Bereich, wie ich auf die Uhr schaue und auf das nächste Riff, den nächsten Akkord warte. Klar, auch Langsamkeit hat ihre Berechtigung, aber mir ist das dann doch etwas zu viel des Guten. Live ist das bestimmt ein großartiges Erlebnis, zumal der Sound auf "A Pyrrhic Existence" fett ausfällt. Wenn die Jungs das auf der Bühne umsetzen, sind Schmetterlinge im Bauch garantiert - unabhängig vom Anteil begehrenswerter Konzertbesucher und -besucherinnen. Auf Konserve ist mir das aber einfach zu langweilig. ESOTERIC schafft es jedoch immer wieder, die düsterne Heaviness mit tollen verhallten Melodien zu durchbrechen. Heavy bleibt die Chose nach wie vor, die Lichtblicke im Gesamtsound werten das ganze enorm auf.
Stellvertretend für das Auf und Ab lässt sich der Opener 'Descent' herauspicken. Zäher, (für meine Ohren und meinen Kopf) sehr fordernder Anfang, teils disharmonische Riffs, die für eine gespentische Atmosphäre sorgen, sich aber mit der Zeit etwas abnutzen. Dann der Gesang von Greg Chandler, der mal gruftig grunzt und mal hysterisch kreischt - das ist je nach Gemütslage aufwühlend und mitreißend oder einfach nur nervig. Dann die Lichtblicke: cleane Gitarren, die in ein tolles Doom-Riff münden, das an alte PARADISE LOST, MY DYING BRIDE und KATATONIA erinnert. Hat auch gleichzeitig was Post-Rockiges. Im weiteren Verlauf geht es wieder zurück zum schwermütigen Lava-Sound, um dann wieder den Himmel aufzureißen. Das ist schon ganz geil, wie ESOTERIC eine Megapalette an verschiedenen Stimmungen innerhalb eines Songs logisch miteinander verknüpft.
Wie gesagt, der Einsteiger steht stellvertretend für die fünf überlangen Songs (okay, beim fünften Titel 'Culmination' wird das Gaspedal auch mal ein weniger mehr durchgedrückt). Lediglich das Zwischenspiel 'Antim Yatra' kommt ohne Gesang aus und sorgt für einen angenehmen Farbtupfer zur Albummitte hin.
Bleibt unter dem Strich viel Potenzial, das gestrafft und weniger ausufernd locker anderthalb bis zwei Punkte mehr wert wäre. Live werde ich mir das gewiss anschauen, sollten die Briten sich in der Nähe befinden. Funeral-Doomsters, geduldige Schatzsucher und Musikfreunde mit viel Zeit sollten "A Pyrrhic Existence" definitiv eine Chance geben.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Haris Durakovic