ETERNAL CHAMPION - Ravening Iron
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2020
Mehr über Eternal Champion
- Genre:
- Epic Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- No Remorse Records
- Release:
- 20.11.2020
- A Face in the Glare
- Ravening Iron
- Skullseeker
- War At The Edge Of The End
- Coward's Keep
- Worms Of The Earth
- The Godblade
- Banners Of Arhai
Da kommt ein Knaller!
Meine Güte, der ETERNAL CHAMPION hatte bisher ja nur ein Album veröffentlicht - und sowohl heldenhafte, fast manowarische Verehrung erfahren als auch bittere Ablehnung, vor allem was die Produktion und den Verkauf völlig unnötigen Merchs betrifft. Jetzt kommt nach vier Jahren "Ravening Iron", und die Messlatte liegt unheimlich hoch. Bei mir lief das Album jetzt im zweistelligen Zahlenbereich, so dass ich mir ein Urteil erlaube.
Zuerst mal müssen wir Bezug nehmen auf das Cover. Ob ein so sexistisches Cover (ja Leute, das ist es ohne Zweifel) 2020 im Metal noch geht? Ich persönlich störe mich nicht so sehr daran, bin aber auch ein Mann und damit wohl nicht der richtige Maßstab. Ich finde schon, dass das Cover albern ist, unnötig. Man kann auch starke epische Geschichten verwursten, ohne Frauen so sexualisiert darstellen zu müssen. Aber das ist meine Meinung, die nicht auf die musikalische Beurteilung des Albums abfärben soll.
'A Face In The Glare' ist ein feiner Opener, der sowohl vom MANILLA ROAD-lastigen Gitarrensolo profitiert als auch vom Riffing. Jason Tarpey (GRAVEN RITE, IRON AGE) bleibt derweil ein wirklich großartiger, enorm ausdrucksstarker Sänger. Von der Produktion her ist es ein winzig kleines bisschen fetter geworden als auf dem Vorgänger. Der Titelsong folgt, begleitet von Keyboards, die gut zu US-Metal-Tapes um 1990 (KINGSBANE, DAMASCUS) her gepasst hätten. Der Teppich wird phasenweise erstaunlich dominant und auch mit Chören unterstützt. Die Krefeldisierung des Sounds stört mich nicht im Geringsten, schreckt aber Puristen hoffentlich auch nicht ab. Denn vom Riffing her haben wir es mit einem echten Brecher zu tun, der live völlig einschlagen wird. Leicht doomig angehaucht wirken die Gitarren bei 'Skullseeker', mir gefallen vor allem die Akkordfolgen.
'War At The Edge Of The End' ist stampfender und treibender. Beim Hören ertappe ich mich mehrmals beim Gedanken, eigentlich das Debüt zu hören, und das ist kein schlechter Gedanke. Mit mehrstimmigen Leads geht es los in 'Coward's Keep'. Es folgen düstere Schlagzeugrhythmen und Keyboardunterlagerung. Der Refrain ist großartig und echtes Epic-Metal-Gold. ETERNAL CHAMPION bleibt eine extrem eigenständige Band; Vergleiche zu anderen epischen Metalheroen kommen immer wieder an ihre Grenzen.
'Worms Of The Earth' bringt mehr Tempo, mehr Aggressivität. Die schönen Gitarrenlinien gewinnen dadurch noch mal an Format, dass sie in brechende Sounds gehüllt werden. 'The Godblade' ist dann langweiliges Synth-Gedudel und hätte uns ruhig erspart bleiben können; es handelt sich um den einzigen Schwachpunkt des Albums.
Mit 'Banners Of Arhai' gibt es ein überraschend von der Leadgitarre getragenes Schlussstück. Die orientalisch angehauchte Melodieführung überrascht. Das Fundament ist durchaus von der Kerzenmesse geprägt. Leif Edling wäre jedenfalls stolz auf diese basische Melodieführung. Er durfte aber nur selten mit Sängern vom Tarpey-Format kooperieren. Ein feiner Abschluss eines insgesamt starken Albums.
"Ravening Iron", da dürfte ich nicht zu viel versprechen, ist das beste Genrealbum des Jahres. Im epischen Metal gab es starke Comebacks (TYRANT, CIRITH UNGOL) und überzeugende Formgewinne im Underground (LORD VIGO, IRONSWORD) - aber das beste epische Metalalbum 2020 kommt von ETERNAL CHAMPION. An den mystisch verklärten Status des Debüts werden sie damit noch nicht herankommen. Damit müssen sie leben. Aber sie begeistern, sie faszinieren. Das Album ist klasse.
Anspieltipps: Ravening Iron, Coward's Keep, Worms Of The Earth.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer