EVERGREY - Theories Of Emptiness
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/24
Mehr über Evergrey
- Genre:
- Progressive Power Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 07.06.2024
- Falling from the Sun
- Misfortune
- To Become Someone Else
- Say
- Ghost Of My Hero
- We Are The North
- One Heart
- The Night Within
- Cold Dreams
- Our Way Through Silence
- A Theory Of Emptiness
Meisterwerk der grauen Prog-Power-Metal-Eminenz aus Schweden!
EVERGREY ist eine dieser Bands, bei der man angesichts des konstanten und immer großartigen kreativen Outputs denkt, dass sie inzwischen deutlich größere Arenen füllen müsste. Dennoch bleibt das Quintett um Fronter Tom S. Englund hierzulande weiterhin eher ein Gast in kleineren Clubs, wobei auch ich zugeben muss, dass meine Liebe zum melancholischen und ultra melodischen Prog Power Metal der Schweden erst langsam wachsen musste. Der Erstkontakt bei der Kooperation mit Floor Jansen im Track 'Orbit' verlief nämlich wenig begeisternd und so war es erst ein Interview mit Herrn Englund und Henrik Danhage, das meine Bewunderung für ihre Herangehensweise beim Gitarrenspiel und das Interesse an EVERGREY wieder wachsen ließ. Seither ist aus selbigem Interesse große Begeisterung geworden, weshalb ich natürlich auch gespannt dem Release des vierzehnten Langdrehers "Theories Of Emptiness" entgegengefiebert habe.
Dabei segelt das EVERGREY-Schiff anno 2024 nicht ganz so stabil wie bisher, denn kurz nach Ankündigung des Albums wurde bekannt, dass Drummer Jonas Ekdahl seine Sticks in Zukunft beiseitelegen wird, um sich primär auf die Produktion von Alben zu konzentrieren. Auf dem neuen Langdreher ist sein tolles Schlagzeugspiel aber noch zu hören und wird auch von einem recht bekannten Namen in Szene gesetzt, der erstmalig für EVERGREY hinter den Reglern Platz genommen hat. Die Rede ist von Adam "Nolly" Getgood, der ehemals bei PERIPHERY den Bass bediente und inzwischen mit der Arbeit an Aufnahmeplugins den technischen Fortschritt in Sachen Recording vorantreibt. Aber keine Sorge, Nolly hat das melancholisch-melodische Flaggschiff nicht in eine Djent-Band verwandelt, fügt mit seinem klanglichen Schliff aber durchaus eine moderne Note hinzu, was gerade den tiefergestimmten Gitarren von Henrik und Tom hervorragend zu Gesicht steht.
Wie fruchtbar die Kooperation zwischen Nolly und EVERGREY war, kann man dabei wohl am besten auf der Single 'Say' nachhören, die sämtliche Facetten des Bandsounds wunderbar in Szene setzt. Star der Show ist für mich dabei das unfassbar eingängige, moderne und trotzdem angenehm vertrackte Gitarrenriff, das mich sofort packt und die Nackenmuskeln strapaziert. Danach übernimmt gewohnt Toms feine Stimme das Zepter und führt uns mit feinen Melodien durch eine klagende Strophe, bevor der triumphale Refrain schließlich den Hit-Hammer mit großer Wucht schwingt und einem den Ohrwurm ins Gehirn hämmert. Neben 'Say' ist das zweite große Prunkstück der Platte mit Sicherheit der Opener 'Falling From The Sun', der mit seinem absolut gigantischen Refrain und einer wunderbaren Solo-Sektion ebenfalls das Potential zum Bandklassiker hat. Bei mir läuft der Track seit Veröffentlichung als Single jedenfalls bereits auf Dauerschleife und rangiert auf einem Niveau mit meinen Lieblingen 'King Of Errors' und 'Where August Mourns'.
Das Herausgreifen dieser beiden Tracks soll aber keinesfalls bedeuten, dass das qualitative Niveau abseits davon in irgendeiner Weise absinken würde. Im Gegenteil, 'Misfortune' etwa ist ein wuchtiger Power-Metal-Hammer, bei dem erneut primär das Gitarrenriff und der Refrain für eine postwendende Einnistung im Langzeitgedächtnis sorgen, während 'To Become Someone Else' die melancholische Seite des Bandsounds besonders eindrucksvoll ins Rampenlicht stellt. Auch die balladesken Töne funktionieren auf "Theories Of Emptiness" hervorragend, wobei vor allem 'Ghost Of My Hero' hier bei mir den bleibendsten Eindruck hinterlassen hat. 'We Are The North' und 'The Night Within' sind dagegen gewohnte EVERGREY-Kracher, die spielend zwischen den verschiedenen Polen des Bandsounds wandeln und sich auf der anstehenden Tour mit Sicherheit hervorragend im Liveset schlagen werden. 'Our Way Through Silence' schraubt schließlich das Dramatik-Niveau noch einmal mächtig nach oben und treibt einem eine dicke Gänsehaut auf den Nacken, bevor 'A Theory Of Emptiness' das Album schlussendlich nachdenklich mit Pianotönen beendet.
Und ich? Ich sitze hier vollständig geplättet angesichts dieses wunderbaren Albums, das EVERGREY für uns erschaffen hat. Emotional ist die Scheibe eine echte Achterbahn, die von nachdenklichen Tracks über wilde Riff-Attacken bis hin zu grandiosen Ohrwürmern alles im Angebot hat, was ein komplettes und großartiges Album ausmacht. Für mich ist damit "Theories Of Emptiness" vielleicht sogar des beste Album der bisherigen Karriere, was angesichts der Qualität, welche die Schweden auf jedem bisherigen Langdreher abgeliefert haben, ein echtes Pfund ist. Dass die Scheibe damit schon jetzt zum engsten Kreis von Anwärtern auf den Titel "Albums des Jahres" rangiert, dürfte sich schon fast von selbst verstehen.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs