FAIDRA - Six Voices Inside
Mehr über Faidra
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Northern Silence
- Release:
- 21.02.2020
- A Pact Amongst Wolves
- The Depths
- Obsequies
- Tomb of Giants
- The Judas Cradle
- Six Voices Inside
Besser als Dunkelheit?
Nicht noch ein neues "Atmospheric-Black-Metal-One-Man-Project", könnte man sich denken, versucht man die Hintergründe von FAIDRA zu ergründen. Es bleibt beim Versuch, denn der Künstler möchte lieber anonym bleiben. Na gut. Man informiert uns lediglich, dass man das Projekt in Schweden verorten darf und dass der Mann im Hintergrund sich zuvor auf diversen Spielwiesen von Irish Folk bis Death Metal ausgetobt hat.
Diese Musikalität scheint auch bei "Six Voices Inside" immer wieder durch, in erster Linie wird aber dem atmosphärischen und orthodoxen Black Metal der 90er Jahre gehuldigt, namentlich einem gewissen Projekt mit ebensovielen Mitgliedern mit einer Vorliebe für orkische Namen. Die Produktion ist sicherlich fetter, sauberer und - wie soll man es anders sagen - besser als bei den Vorbildern, aber immer noch deutlich im authentisch-verwaschenen Rahmen. Hier kann also ein Haken gesetzt werden.
Was wirklich zählt, ist aber natürlich die Musik, die gemäß des Titels in sechs verschiedenen Stücken präsentiert wird. Den Anfang macht 'A Pact Amongst Wolves', das schleppend-doomig beginnt und dann durch stimmigen Krächz-Gesang ergänzt wird. Hernach wechseln sich ruhigere Parts mit schnellen Schlagzeugrhythmen ab. Sehr solide Kost aus dem Handbuch der Orthodoxie des Schwarzmetalls. Anders das folgende 'The Depths': Nautische Bloop-Laute treffen hier auf getragene Lead-Gitarren und Chöre. Hypnotisch-atmosphärische acht Minuten ohne Tempowechsel. Das Grundthema wird bei 'Obsequies' weitergetragen, es wird lediglich etwas stampfiger. Hier wird auch mit Sprachsamples gearbeitet, wobei es sich insgesamt um den unspektakulärsten Song des Albums handelt.
'Tomb Of Giants' beginnt ebenfalls sehr getragen, ist nochmal eine Ecke langsamer und wartet mit fiesem Gesang auf. Hervorzuheben sind hier die wohlklingenden Gitarren, die sowohl rifftechnisch als auch was die Melodien betrifft auf hohem Niveau agieren. 'The Judas Cradle' greift wieder die ozeanischen Laute auf und gefällt durch die subtile Härte, zum Beispiel des Schlagzeugarrangements. Das Finale ist der Titeltrack, der im Midtempo angesiedelt ist, aber im Vergleich fast schon schnell wirkt. Gegen Ende setzen dann noch schön eingebaute Chöre ein, die dem Lied eine erhabene, fast feierliche Stimmung verleihen.
Das kann im Übrigen über das gesamte Album gesagt werden. Durchgängig wird eine epische Getragenheit, eine würdevolle Boshaftigkeit und eine verschwommene Entrücktheit zelebriert. Das ist nicht überspektakulär und weit entfernt von innovativ, aber unheimlich gut gemacht und effektiv. Wer ein Lehrstück in melodischem Black Metal, der nie plakativ oder albern wirkt, hören möchte, greift zu diesem Album. Überdies sei es auch allen Menschen ans Herz gelegt, die aus diesem oder jenem Grund das "Original" nicht hören möchten.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jakob Schnapp